So tickt die Gamingbranche
Games-Entwickler: Gewerbe oder Freier Beruf?
Featured image: Marvin Meyer - Unsplash
Inhaltsverzeichnis
- Können Games-Entwickler die Vorteile der Freiberuflichkeit nutzen?
- Freiberuflich vs. gewerblich – worauf es wirklich ankommt
- Freiberuflich und gewerblich tätig werden – im Gaming ist es möglich
- Freiberuflerstatus bekommen – die besten Tipps und Tricks
- Fazit: Die Rechtsprechung ist nicht eindeutig, Gewerbe und Freiberuflerstatus sind möglich
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Unter welche Rubrik fällt ein Games-Entwickler, der beispielsweise für ein Online Casino neue Slots programmiert? Ist das eine freiberufliche und künstlerische Tätigkeit oder ist es nötig, ein Gewerbe anzumelden? Eine Frage, die immer wieder zu Unsicherheiten führt und gar nicht so einfach zu beantworten ist.
Können Games-Entwickler die Vorteile der Freiberuflichkeit nutzen?
Keine Frage, Freiberufler genießen einige Vorteile, insbesondere weil sie keine Gewerbesteuer abführen müssen. Aber ist jede selbstständig arbeitende Person auch wirklich freiberuflich tätig? Mitnichten, wie sich in der Rechtsprechung immer wieder zeigt. Als wären Themen wie Steuern und ihre Fälligkeit für Neugründer nicht schon komplex genug, ist schon die Entscheidung für die Unternehmensform eine Herausforderung.
EDV-Berufe gehören im Allgemeinen eher nicht in den Bereich der Freiberuflichkeit, doch nicht zwingend ist deswegen eine Gewerbepflicht vorhanden. Von einer freiberuflichen Berufstätigkeit kann ausgegangen werden, wenn eine besondere Qualifikation für die Ausübung erforderlich ist. So kann ein Informatikstudium als Beweis für die Freiberuflichkeit herangezogen werden.
Dennoch muss fairerweise gesagt werden, dass es noch keine einheitliche Regelung gibt. Ob der Freiberuflerstatus von den Behörden anerkannt wird, ist immer eine Einzelfallentscheidung. Bei einer bekannten Gewinnerzielungsabsicht und einer Tätigkeit, die wenig spezielles Fachwissen voraussetzt, kann die Gewerbeanmeldung seitens des Finanzamts gefordert werden.
Freiberuflich vs. gewerblich – worauf es wirklich ankommt
Die Anzahl an Freiberuflichen in Deutschland steigt an. Mehr Menschen entscheiden sich dazu, nicht mehr im Angestelltenverhältnis, sondern selbstständig zu arbeiten. Aber wer bekommt diesen Status zuerkannt und bei wem verlangt das Finanzamt die Gewerbeanmeldung?
Grundsätzlich gilt ein freier Beruf als eine schriftstellerische, erzieherischer, künstlerische, unterrichtende oder wissenschaftliche Tätigkeit. Nun ist die Entwicklung von Computerspielen grundsätzlich sowohl mit schriftstellerischen (Erfindung von Figuren, Story), aber auch künstlerischen Bereichen verbunden und könnte somit als freiberufliche Tätigkeit eingestuft werden.
Anerkannt wird das in vielen Fällen aber noch nicht. Es ist einfacher, wenn ein Informatikstudium vorgewiesen werden kann oder wenn der Neueinsteiger nachweisen kann, dass er tiefgehende Kenntnisse in der Informatikbranche hat. Auch wenn es noch keine einheitlichen Regelungen gibt, ist es klar, dass vor dem Start als Programmierer eine Anmeldung entweder als Freiberufler oder Gewerbetreibender erforderlich ist.
Freiberuflich und gewerblich tätig werden – im Gaming ist es möglich
Es wird prinzipiell immer von einer rigorosen Unterteilung zwischen freiberuflich tätigen Personen und Gewerbetreibenden unterschieden, doch so einfach ist das gar nicht. Selbst wenn das Finanzamt die Programmierung und Entwicklung von Software als freiberufliche Tätigkeit anerkennt, wird spätestens ab dem Vertrieb der Spiele von einer Verlagsgründung ausgegangen. Ab diesem Zeitpunkt wird die Tätigkeit gewerblich. Das bedeutet aber nicht, dass der Freiberuflerstatus nun entzogen wird, sondern dass eine gemischte Tätigkeit eingetreten ist.
Es ist erlaubt, selbstständige Einkünfte zu erzielen und parallel dazu als gewerbetreibende Person Einkommen zu genieren. Entscheidend ist aber, dass die Buchführung getrennt voneinander stattfindet. Das hat zur Folge, dass auch eine getrennte Erfassung bei der Abgabe von Steuererklärungen erfolgt. Ein professioneller Steuerberater ist bei gemischten Tätigkeiten zwingend erforderlich, denn er kennt die Gepflogenheiten der Steuererklärung.
Gut zu wissen: Nach der Gründung eines eigenen Verlags als Gewerbe ist es möglich, dass freiberufliche Leistungen direkt an den Verlag verkauft werden. Diese können in Rechnung gestellt werden, obwohl sie von der gleichen Person durchgeführt werden. Auch für derartige Überlegungen braucht es einen kompetenten Steuerberater, um alles rechtlich abzusichern.
Freiberuflerstatus bekommen – die besten Tipps und Tricks
Wenn der Vertrieb der entwickelten Software nicht selbst durchgeführt wird, ist grundsätzlich keine zwingende Gewerbeanmeldung erforderlich. Einer Statistik zufolge nahm 2020 die Zahl der steuerpflichtigen Gewerbetreibenden ab, wohingegen wie oben erwähnt die Anzahl der Freiberufler steigt. Deutet das darauf hin, dass die Chancen bei den Finanzämtern besser geworden sind?
Tatsächlich gibt es die Möglichkeit, bessere Chancen auf den Freiberuflerstatus zu erlangen, wenn stichhaltig die Gründe für selbigen dargelegt werden. Während in der Programmierung das Informatikstudium als stichhaltiger Beweis gibt, sind autodidaktische Fähigkeiten bedeutend schwerer nachzuweisen.
Gelingt das nicht, gibt es die Möglichkeit, den künstlerischen Aspekt der Programmiertätigkeiten hervorzuheben. Während bei einer Tankrabatt-App wenig Kunst vorhanden ist, sieht das bei einem Computerspiel schon ganz anders aus. Wer zum Beispiel ein Lernspiel für Kinder programmiert oder nachweisen kann, dass die Inhalte des Spiels pädagogisch wertvoll sind, kann den künstlerischen oder auch unterrichtenden Effekt für sich nutzen. Je ausführlicher die Darlegung gegenüber dem Finanzamt, desto größer die Chancen auf den Freiberuflerstatus.
Fazit: Die Rechtsprechung ist nicht eindeutig, Gewerbe und Freiberuflerstatus sind möglich
Es ist anstrengend, wenn Behörden den Einzelfall für sich geltend machen und es keine eindeutige Rechtsprechung gibt. Für die meisten Programmierer ist der Freiberuflerstatus erstrebenswert, da die Gewerbesteuer verhindert werden kann. Das Glück (oder Pech) kann, wenn beiderseits Grundvoraussetzungen gegeben sind, vom zuständigen Sachbearbeiter beim Finanzamt abhängen. Es ist ratsam, die Anmeldung sorgfältig vorzubereiten, um die besten Chancen auf den Wunschstatus zu erhalten.
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