Der Experte im Finanzkongress-Interview
André Stagge im Interview: Das sind seine Top-Investment-Strategien
Inhaltsverzeichnis
- André Stagge, ist Buy & Hold-Investment deiner Ansicht nach noch zeitgemäß? Was sind die Vor- und Nachteile?
- Warum werden die kommenden 10 Jahre an der Börse anders werden als bisher?
- Welche Folgen hat Inflation? Können Investoren von Inflation profitieren?
- Welche kurz- und langfristigen Auswirkungen hat die Corona-Krise deines Erachtens auf den internationalen Börsenmarkt? Was hat sich insgesamt verändert?
- Was sind deine Top-5 Investment-Strategien für die nächsten Jahre?
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André Stagge, ist Buy & Hold-Investment deiner Ansicht nach noch zeitgemäß? Was sind die Vor- und Nachteile?
Die letzten 12 Jahre waren am Kapitalmarkt einmalig. Investoren, die ab 2009 diversifiziert in Aktien investiert haben, konnten in der Regel deutlich zweistellige Renditen p.a. in ihrem Investment-Depot erzielen. Ein Umschichten war nicht nötig. Auf Jahressicht mussten Investoren keinen Verlust beklagen. Selbst das Corona-Krise-Jahr 2020 brachte am Ende noch ein deutliches Plus.
Das ist eine sehr ungewöhnliche Markt-Phase und lag an den deutlich fallenden Zinsen und der stark angewachsenen Geldmenge bei gleichzeitig geringer Inflation. Dieses Goldilocks-Szenario geht jetzt zu Ende und die nächste Dekade wird für Buy & Hold-Investments deutlich schwieriger.
Investoren schätzen bei Buy & Hold, dass sie sich wenig kümmern müssen. Über eine einmalige Investition oder über einen Sparplan kann das eigene Depot aufgebaut werden. Diese Bequemlichkeit geht aber meistens einher mit einer geringeren Rendite und mit einem deutlichen Anstieg der Portfolioschwankungen. Wer aktive Investmentstrategien nutzt, kann mit wenig Arbeit und Zeitaufwand ein Buy & Hold-Investment in der Regel deutlich schlagen. Das bedeutet, mehr Ertrag erzielen oder ein geringeres Risiko erhalten. Im besten Fall natürlich beides!
Warum werden die kommenden 10 Jahre an der Börse anders werden als bisher?
Der entscheidende Unterschied ist die Inflation. Die vergangene Dekade war von einer globalen Konsumentenpreis Inflation geprägt, die historisch deutlich unter dem langfristigen Durchschnittswert lag. Die deutlich gestiegene Geldmenge führte zu steigenden Immobilienpreisen und höheren Aktienkursen (Vermögenspreisinflation). Die Konsumenten blieben vorerst verschont, weil die Geldumlaufgeschwindigkeit gesunken ist und die globale Wirtschaft von einer ansteigenden Globalisierung und digitalen Innovationen profitieren konnte. Auch die Lohnstückkosten waren inflationsbereinigt sehr gering. Das ändert sich aktuell alles und es kommen noch stark steigende Rohstoffpreise und eine schwierigere demographische Situation dazu. Die Corona-Krise war hier der Katalysator.
Welche Folgen hat Inflation? Können Investoren von Inflation profitieren?
Konsumentenpreisinflation wird weitreichende Folgen haben. Einige davon spüren wir aktuell schon sehr stark. Entwicklungsländer müssen sich seit einigen Monaten mit deutlich steigenden Preisen auseinandersetzen. Die Zentralbanken haben reagieren müssen und die Zinsen sind gestiegen. Das hat dazu geführt, dass Aktien aus den Entwicklungsländern deutlich schlechter abschneiden als die Titel z.B. aus den USA. China ist hier ein prominentes Beispiel. Um von Inflation zu profitieren, kann man z.B. in Rohstoffe investieren. Nicht nur in Edelmetalle, sondern auch in Energie- oder Agrar-Rohstoffe. Auch auf steigende Zinsen zu setzen, kann am Kapitalmarkt attraktiv sein.
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Welche kurz- und langfristigen Auswirkungen hat die Corona-Krise deines Erachtens auf den internationalen Börsenmarkt? Was hat sich insgesamt verändert?
Kurzfristig hat die Corona-Krise zu einem noch nie dagewesenen Anstieg der Geldmenge geführt. Nicht nur die Notenbanken haben die Situation genutzt, um die Märkte mit Liquidität zu fluten, sondern auch die Regierungen haben sich massiv verschuldet und dieses frisch geschaffene Geld in die Krisenbewältigung investiert. Anders als bei den Maßnahmen der Notenbanken ist durch die Regierungsprogramme viel Geld direkt zum Konsumenten geflossen über z.B. Stimulus-Checks in den USA oder auch das Kurzarbeitergeld in Deutschland. Diese direkten Subventionen werden in den nächsten Monaten zu immer weiter steigenden Preisen führen. Damit konnten zwar die schlimmsten Folgen der Corona-Krise kurzfristig verhindert werden aber die Rechnung muss in der Zukunft gezahlt werden.
Für die Börse bedeutet eine strukturell höhere Inflation mehr Schwankungen bei den Aktienkursen und vielleicht auch einen deutlichen Bärenmarkt, wie wir es z.B. in den 70er Jahren zweimal gesehen haben. Das Problem war damals eine ansteigende Inflation, bei gleichzeitig zu geringem Wachstum. Hierbei sprechen wir von Stagflation und das wäre nicht gut für die Börse.
Was sind deine Top-5 Investment-Strategien für die nächsten Jahre?
Zwei einfache Ideen hatte ich schon genannt. Mit strategischen Rohstoffinvestments ist man gegen Inflation gut geschützt. Auch auf einen weiteren Zinsanstieg zu setzen, kann Sinn machen. Für Kreditnehmer bedeutet das im Umkehrschluss, dass sie ihre Vertragslaufzeiten und Kreditzinsen möglichst langfristig fixieren. In Deutschland geht das in der Regel ohne Probleme. International laufen die Zinsbindungen häufig nur über ein Jahr, was zu Problemen bei einem Zinsanstieg am Immobilienmarkt wie in 2007 führen kann.
Mein bester Tipp ist das kontinuierliche Umsetzen von erfolgreichen Investment-Strategien. Diese sogenannten Kapitalmarktanomalien habe ich über viele Jahre erforscht und regelmäßig für die durch mich verwalteten Fonds eingesetzt. Auch private Investoren können leicht davon profitieren. Für die kommende Dekade finde ich z.B. den Januar-Effekt, den ETF-Hamster 2.0, den Quartals-Trick sowie den Monatsultimo aber auch Short-Strategien wie Sommerloch-Short oder Short-Superstar interessant. Über meine Newsletter beschreibe ich diese und andere Investment-Strategien regelmäßig.
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Über den Autor
Luisa Kleinen
Luisa wurde 1996 in Bonn geboren und studierte nach ihrem Abitur Rechtswissenschaften mit Abschluss des ersten Staatsexamen (Schwerpunkt Internationales Strafrecht und Medienstrafrecht) an der Universität zu Köln. Parallel zu ihrem Studium war sie einige Jahre als Studentische Hilfskraft in der Forschungsstelle für Medienrecht an der TH-Köln tätig. Dadurch erhielt sie einen tiefen Einblick in das Medien-, IT- und Datenschutzrecht und sammelte erste redaktionelle Erfahrungen. Später arbeitete sie als Assistenz der Geschäftsführung in einem Gastronomiebetrieb und erweiterte hier ihre Kenntnisse im Personal- und Projektmanagement. Nach ihrem Praktikum in der Redaktion von Gründer.de, ist sie seit Juli 2022 als Junior Legal Managerin bei Digital Beat und Gründer.de tätig.