Interview mit Martin Brosy von ImpulsQ
Nicht hyperventilieren – einhunderttausend Euro!
Inhaltsverzeichnis
- Was sind deiner Meinung nach die absoluten Traffic-Killer?
- Was waren in der Vergangenheit deine größten Marketing-Fehler und die daraus resultierenden Learnings?
- Wenn du eine Prognose äußern müsstest: Welche Netzwerke haben zukünftig das größte Potenzial? Wo siehst du Trends?
- Hat sich Corona auf eure Strategie ausgewirkt? Und wie hast du darauf reagiert?
- Was ist dein ultimativer Geheimtipp, wenn es darum geht Reichweite zu generieren?
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Was sind deiner Meinung nach die absoluten Traffic-Killer?
Du sitzt in deinem Auto und fährst in dein Büro. Das Radio ist an und anstelle deines Lieblingssongs läuft eine Werbeunterbrechung. Ein Möbelhaus wirbt mit ihrem neuen Angebot. Bist du in der Stimmung für Möbel? Nein! Brauchst du neue Möbel? Nein!
Menschen vertrauen Menschen und keinen Werbespots. Echte Empfehlungen, Testimonials und Trustelemente sind die Werkzeuge, die aus Besuchern Kunden machen. Eine überdurchschnittliche CTR und eine hohe Conversion sind entscheidend.
Das beginnt beim Texten deiner Meta Description, geht über die Gestaltung deiner Buttons und endet mit der Beantwortung der Suchintention deiner Zielgruppe. Wenn du das nicht beachtest, wirst du am Ende weder Traffic von den Suchmaschinen erhalten noch gute Verkaufszahlen erzielen.
Was waren in der Vergangenheit deine größten Marketing-Fehler und die daraus resultierenden Learnings?
Es ist Oktober 2017 und ich besiegle einen 100.000 Euro Content-Marketing-Auftrag mit einem festen Händedruck. Rekord! Noch nie hat mir ein Kunde soviel Geld für eine Kampagne anvertraut. Nicht hyperventilieren – einhunderttausend Euro! Das packen wir! Das müssen wir packen! Unser Cash Conversion Cycle (KPI für die Liquidität) war zu diesem Zeitpunkt katastrophal. Über zwei Millionen Jahresumsatz und keinen Cent auf dem Konto.
Glück gehabt, denn der Kunde hält Wort und überweist das Geld. Gerettet. Wir legen los und brainstormen. Es wird lautstark gelacht. Die Stimmung ist ausgelassen. Arbeit kann Spaß machen. Dieser Tag hat den Grundstein für die sich anbahnende Katastrophe gelegt.
Die von uns entwickelte Kampagne erhielt nicht die erhoffte Aufmerksamkeit. Lediglich der Spiegel und ein Promi-Magazin haben die Story in ihren Printmagazinen gedruckt. Damit lagen wir weit hinter unseren Erwartungen zurück. Der Kunde war stocksauer!
Ja jut, woran hat es jelejen? Wir haben die Kampagne aus unseren Emotionen heraus entwickelt. Uns in die Sache so sehr hineingesteigert und dabei jeden aufkommenden Zweifel einfach ignoriert. Nichts lief datenbasiert und rational. Der Outreach wurde stiefmütterlich behandelt. So überzeugt waren wir von unserer Kreation. Pustekuchen!
Wenn du eine Prognose äußern müsstest: Welche Netzwerke haben zukünftig das größte Potenzial? Wo siehst du Trends?
Der Hörsaal ist still. Eine Studentin lacht. Ich halte als Dozent meine Vorlesung „Digital & Sales“ an der Hochschule Reutlingen. Ich habe meine Klasse gefragt, wer Facebook so sehr liebt, wie ich. Die Studentin hat mit ihrem Lachen recht gehabt. Facebook ist zum Offline-Stammtisch verwahrlost. Kaum mehr Tiefe! Kaum mehr positive Vibes.
Die junge Generation ist längst auf Instagram oder TikTok. Für mich eine fremde Welt. Damit kann ich mich nur schwer identifizieren. Zu kurzlebig und zu oberflächlich. Doch da ist die Zielgruppe und das gilt es zu akzeptieren. Alles andere ist Juvenoia – also die Angst der älteren Generation vor dem Neuen.
Hat sich Corona auf eure Strategie ausgewirkt? Und wie hast du darauf reagiert?
Ich sitze an meinem Schreibtisch. Die ersten Coronafälle erreichen den Landkreis Reutlingen. Ich denke nach. Wer in den kommenden Monaten als Online-Marketing-Agentur in die Insolvenz geht, hat grundlegende Fehler in der Unternehmensführung gemacht. Arrogant, oder? Ich will ehrlich zu dir sein. Unsere Agentur hatte Glück im Unglück. Wir bedienen eine Zielgruppe, die von der Krise profitiert hat. Keine Budgetkürzungen. Kein Zögern. Dafür eine gehörige Portion Überheblichkeit.
Reagieren mussten wir schlussendlich doch: Digitalisierung. Prozesse neu denken. Ein eigenes CRM entwickelt. Leitfäden für jede Berufsgruppe angelegt. Ein Onboarding kreiert. Eigenes Magazin als Leadmagneten ins Leben gerufen. Ohne Ausnahme Videocalls durchgeführt. YouTube und verschiedene Social Networks bespielt. Aus der Summe der Teile wurde 2021 das umsatzstärkste Jahr seit Bestehen der impulsQ GmbH. Meine Geschäftspartnerin Gesina Kunkel und ich hatten vor allem Augenringe und bei mir wurde das ein oder andere graue Haar sichtbar ;).
Was ist dein ultimativer Geheimtipp, wenn es darum geht Reichweite zu generieren?
Möchtest du belanglos sein? Dann hast du schon verloren! Poste etwas Gehaltvolles. Sei empathisch und differenziert. Greife aktuelle Themen auf arbeite an deinem Storytelling. Be someone’s lover not everybody’s darling. Polarisiere. Interagiere mit deinen Followern. Poste regelmäßig. Hämmer dich auch außerhalb von Social Media in die Köpfe deiner Zielgruppe. Schreibe Gastartikel. Führe Interviews durch. Sei Gast in einem Podcast.
Der Weg zur Personenmarke ist steinig und nicht für jeden geeignet. Was okay ist – also versuche es nicht auf Krampf. Bleibe du selbst und mache Fehler. Nur wer Fehler macht, kann später von Erfahrung sprechen. Inhaltliche Substanz hat unseren Kunden und mir persönlich immer die meiste Reichweite beschert. So geheim und neu ist dieser Tipp vielleicht gar nicht – nur eben leider nicht mehr Mainstream. Social Media ist kein weiterer Kanal, sondern ein Grundprinzip. Die ganzen Hacks für mehr Reichweite funktionieren nicht, wenn die Authentizität als Basis fehlt.
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Über den Autor
Katharina Jaretzke
Bereits gut die Hälfte ihrer Lebenszeit ist Katharina als Journalistin aktiv, denn sie startete mit 15 Jahren als freie Journalistin in der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau. Nach ihrem Abitur 2010 folgte ein sehr praxisnahes Bachelorstudium der Medienwissenschaft an der Universität Siegen. Während des Studiums absolvierte sie Stationen bei Bild.de sowie in Fernsehproduktionen für ARD und ZDF. Danach entschied sie sich 2013 für ein Volontariat bei inside-digital.de und baute in den Jahren danach als Chefredakteurin unter anderem das Magazin von handy.de auf. Von 2019-2024 verantwortete sie als Redaktionsleitung und Portalmanagerin die redaktionelle Gestaltung von Gründer.de.