Ein Interview mit Geschäftsführerin Doreen Pörtge
wachstumsstark. Award 2022: Die Erfolgsgeschichte der Pörtge Bau GmbH
Ein Unternehmen zu gründen – dazu gehört Mut. Aber auch fachliches Know-how ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Das gilt gerade dann, wenn man eine Nische besetzen will. Das beweist die Geschichte der Pörtge Bau GmbH. Als Dienstleister in der Leit- und Sicherungstechnik kümmert sich das Unternehmen um technischen Dienstleistungen aller Art an schienengebunden Verkehrssystemen – also alle Bereiche, die mit Schienen und der zugehörigen Infrastruktur in Zusammenhang stehen. Zu den Auftraggebern der Pörtge Bau GmbH gehören u.a. die Bahnbaugruppe, das ist Europas größtes Bahnbauunternehmen, die DB Netz AG, die Bremen Ports GmbH, Pintsch sowie viele andere Firmen aus der Branche. Regelmäßig wird Pörtge Bau für diese Firmen als sogenanntes Subunternehmen tätig. Gegründet 2019 floriert das Unternehmen quasi seit Tag 1.
Geführt wird die Pörtge Bau GmbH von Doreen Pörtge und ihrem Mann Dennis. Was die beiden antreibt? Das Ehepaar will Menschen eine Perspektive geben, die sonst Verlierer des Systems gewesen wären. Sie möchten zudem Arbeitsplätze schaffen, weiter wachsen und neue Standorte in Europa gründen. Und auch die Zukunft ihres Familienunternehmens haben die beiden Gründer im Blick: Ihre zwei Kinder sollen später die Möglichkeit haben, Pörtge Bau zu übernehmen und die erfolgreiche Wachstumsstory fortzusetzen.
Doreen Pörtge, wie ist das Geschäftskonzept von der Pörtge Bau GmbH entstanden?
Mein Ehemann Dennis hatte bereits Vorkenntnisse in diesem Bereich. Er hat ca. 25 Jahre lang für die Deutsche Bahn AG gearbeitet. Dennis hegte damals schon seit einigen Jahren den Wunsch, sich selbstständig zu machen. Gerade weil er alltäglich auf der Arbeit mit vielen Missständen konfrontiert war, die ihn störten. Er hat zudem ganz klar erkannt, dass der Markt hier eine große, lukrative Lücke aufweist.
Ich bin eigentlich gelernte Einzelhandelskauffrau und hatte von der Materie zu Beginn überhaupt keine Ahnung. Allerdings hatte ich durch die körperliche Arbeit im Einzelhandel und vor allem das schwere Schleppen Probleme mit der Bandscheibe. Das hat dazu geführt, dass ich mich nicht mehr wohl in meinem Job gefühlt habe. Damals haben wir immer wieder hin und her überlegt, ob die Selbstständigkeit für uns in Frage kommt. Ganz sicher waren wir uns aber nicht. Nach dem dritten Bandscheibenvorfall war es dann so weit. Ich dachte mir, wenn nicht jetzt – wann dann? Also bin ich in mich gegangen und habe zu meinem Mann gesagt: „Wir machen das jetzt! Mehr als schief gehen kann es nicht.“ Und selbst wenn, dann können wir immerhin sagen: „Wir haben das gemacht und es hat eben nicht funktioniert.“ – und fragen uns in ein paar Jahren nicht: „Was wäre gewesen, wenn…?“
Wie wichtig ist fachliches Know-how in eurer Branche?
Leit- und Sicherungstechnik – nun, das kann nicht jeder! Das Gebiet ist wenig verbreitet und nur schlecht abgedeckt. Es mangelt selbst hier in Deutschland enorm an Fachkräften in diesem Bereich. Man muss qualifiziert sein. Um im Bereich LST tätig zu sein, benötigt man mindestens eine Ausbildung zum Weichen- und Signalmechaniker. Weichen- und Signalmechaniker sind Fachkräfte der Leit- und Sicherungstechnik. Nach einer fachlichen Ausbildung ist die Befähigung vor dem Fachbeauftragten unter Beteiligung des Eisenbahn Bundesamtes, des EBA, in Form einer sog. Schlüsselprüfung nachzuweisen. Zudem ist ein Meister für Leit- und Sicherungstechnik von großem Vorteil.
Wie habt ihr euren Businessplan erstellt?
Die Bank wollte ursprünglich einen Businessplan vom Finanzberater. Aber da haben wir gleich gesagt, da machen wir nicht mit. Da waren wir einfach dreist. Wir dachten uns: Entweder die akzeptieren uns und unsere Idee so wie wir uns das vorstellen, oder eben nicht. Also haben wir unseren persönlichen Businessplan ohne Rücksicht auf Formalien erstellt und eingereicht. Und das hat geklappt!
Welche Investitionen musstet ihr am Anfang tätigen?
Wir mussten direkt zu Beginn eine Menge investieren. Allein die Gründung einer GmbH ist kostspielig. Aber das war noch nicht mal der größte Kostenpunkt. Wir sind als Betrieb auf spezielle Maschinen und Fahrzeuge angewiesen. Außerdem brauchen unsere Mitarbeiter besondere Schutz- und Sicherheitskleidung. Das ist alles nicht ganz billig und musste alles angeschafft werden.
Kreditgeber haben uns ständig nach einer Bilanz gefragt. Aber die konnten wir zum damaligen Zeitpunkt logischerweise noch nicht vorweisen. Wir starteten ja gerade erst. Aber in diesem Punkt hat uns unsere Hausbank zum Glück enorm geholfen. Bei dieser Bank sind wir übrigens noch heute. Die Mitarbeiter dort wussten, dass sie uns vertrauen können und wir das ernst meinen. Also haben sie mit uns zusammengearbeitet, anstatt uns Steine in den Weg zu legen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Ich starte früh in den Tag und bin in der Regel ab 7:30 Uhr im Büro – also wenn die Kinder aus dem Haus sind. Dann kümmere ich mich um alles, was hier so anfällt. Dazu gehört vor allem die Buchhaltung, die Koordination der Baustellen, die Dienstplanung und das Personalmanagement. Mein Mann ist hingegen im Außeneinsatz.
Grundsätzlich erfordert der Job viel Flexibilität. Manchmal sitze ich auch am Wochenende am Schreibtisch. Aber dafür habe ich manchmal früh Feierabend. Für mich ist es sehr von Vorteil, dass wir unser Büro in unserem Haus haben. So habe ich keinen weiten Arbeitsweg. Das ist in unserem Fall auch problemlos möglich, weil wir keinen Kundendurchlauf haben.
Wie habt ihr das Wachstum von Pörtge Bau beschleunigt?
Direkt zu Beginn war es für uns wichtig, viele Kontakte zu knüpfen, um überhaupt an Aufträge zu kommen. Dazu zählen vor allem Bauleiter, Prokuristen, andere Firmen usw. Das hat zum Glück ganz gut funktioniert, auch weil mein Mann bereits mit vielen Leuten aus der Branche bekannt war. Wir haben mittlerweile einige feste Partner, die immer wieder mit uns zusammenarbeiten.
Zudem haben wir von Anfang an viel Wert auf Expertise und Können gelegt. Wir leisten gute Arbeit, weil wir unseren Job beherrschen und Experten auf dem Gebiet sind. Das hebt uns von der Konkurrenz ab.
Welche Ziele möchtet ihr in den nächsten Jahren erreichen?
Wir möchten weiter wachsen, auch wenn es zur Zeit sehr gut für uns läuft. Aktuell haben wir Dänemark im Auge. Wir möchten gerne in den nächsten Jahren dorthin expandieren. Allerdings ist das alles noch in der Planungsphase und sehr unkonkret. Vor allem fehlen uns dafür noch Mitarbeiter. Zur Zeit arbeiten wir hier im Betrieb mit zwei Trupps, die jeweils aus zwei Personen bestehen. Wir möchten uns zeitnah um mindestens 2 Trupps vergrößern und planen zudem auch Ausbildungsplätze anzubieten.
Sind euch Fehler in der Wachstumsphase unterlaufen, die angehende Gründer vermeiden können?
Wir hatten am Anfang einige Anlaufschwierigkeiten. Die größte war wohl die Gewerbeanmeldung. Im Nachhinein betrachtet hätten wir uns darum viel früher kümmern sollen. Uns wurde damals gesagt, dass eine Gewerbeanmeldung 2 Monate im Voraus ausreichen würde. Das war allerdings nicht der Fall. Wir wurden nahezu überall nach der Gewerbeanmeldung gefragt. Deshalb haben wir diese dann schnell beantragen müssen. Allerdings sind Behörden bekanntlich nicht die Schnellsten. Der gesamte Prozess hat uns somit ein paar Wochen gekostet. Das war ärgerlich. Daher empfehle ich Gründern, die Gewerbeanmeldung im ersten Schritt zu erledigen. Dann ist man auf der sicheren Seite.
Welche Eigenschaften müssen Gründer mitbringen?
Man braucht vor allem Selbstbewusstsein und sollte seine Meinung sagen können. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist in vielen Situationen von Vorteil. Gerade in unserer Branche ist der Ton manchmal recht rau. Da muss man klare Ansagen machen können und auch mal was aushalten. Außerdem braucht man Mut, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Wie habt ihr reagiert, als ihr erfahren habt, dass ihr beim wachstumsstark. Award dabei seid?
Im ersten Moment konnten wir das gar nicht glauben. Die Nominierung für den wachstumsstark Award hat uns völlig überrascht. Wir waren zwar schon vor der Gründung der Pörtge Bau GmbH häufiger mal auf Gründer.de unterwegs und haben Artikel von euch gelesen, aber hätten nie gedacht, dass ihr mal auf uns aufmerksam werden würdet. Jedenfalls freuen wir uns sehr über die Auszeichnung und sind mächtig stolz.
Welche Tipps hast du für andere Gründer?
Wer einen Traum vor Augen hat und mit dem Gedanken spielt, ein Unternehmen zu gründen oder sich selbstständig zu machen, der sollte das auch tun. Gerade dann, wenn Bauch und Herz einem sagen, dass man es machen sollte. Sonst sagt man sich vielleicht irgendwann: „Hätte ich doch mal“. Zudem sollte man sich von Skeptikern nicht vom Weg abbringen lassen. Man muss selbst wissen, warum tut was man tut.
Außerdem rate ich allen Gründern: Arbeitet mit der Bank eures Vertrauens zusammen – nicht mit irgendeiner. Schon gar nicht nur deshalb, weil sie die vermeintlich Günstigste ist. Es ist wichtig, dass man einen festen Ansprechpartner hat, auch wenn das vielleicht ein paar Euro teurer ist. Ein Vertrauensverhältnis in vielen Situationen ein unschlagbarer Vorteil.
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Über den Autor
Luisa Kleinen
Luisa wurde 1996 in Bonn geboren und studierte nach ihrem Abitur Rechtswissenschaften mit Abschluss des ersten Staatsexamen (Schwerpunkt Internationales Strafrecht und Medienstrafrecht) an der Universität zu Köln. Parallel zu ihrem Studium war sie einige Jahre als Studentische Hilfskraft in der Forschungsstelle für Medienrecht an der TH-Köln tätig. Dadurch erhielt sie einen tiefen Einblick in das Medien-, IT- und Datenschutzrecht und sammelte erste redaktionelle Erfahrungen. Später arbeitete sie als Assistenz der Geschäftsführung in einem Gastronomiebetrieb und erweiterte hier ihre Kenntnisse im Personal- und Projektmanagement. Nach ihrem Praktikum in der Redaktion von Gründer.de, ist sie seit Juli 2022 als Junior Legal Managerin bei Digital Beat und Gründer.de tätig.