Was hältst du von dieser Arbeitszeitflexibilisierung?
12-Stunden Tag: Wie sinnvoll ist der Trend aus Österreich?
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Inhaltsverzeichnis
- Wäre solch eine Arbeitszeitflexibilisierung auch in Deutschland denkbar?
- Mehrheit gegen Verlängerung der Arbeitszeit
- Arbeitgeber sind von der Arbeitszeitflexibilisierung begeistert
- Arbeitszeitflexibilisierung kann für beide Seiten eine gute Sache sein
- Gefahren der Arbeitszeitflexibilisierung
- Ist eine Arbeitszeitflexibilisierung wirklich notwendig?
- Arbeitszeitflexibilisierung nicht nur auf mehr Flexibilität beschränken
- Auch Gefahr für die ganze EU möglich
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Trotz heftiger Debatten zwischen der Regierungskoalition von ÖVP und FPÖ um Bundeskanzler Sebastian Kurz und der Opposition setzte sich die Regierung mit einem überraschenden Vorziehen der Arbeitszeitflexibilisierung schon zum 01. September 2018 durch. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass zu diesem Termin der 12-Stunden-Arbeitstag zur Pflicht wird. Grundsätzlich bleibt war der 8-Stunden-Tag und damit auch die 40-Stunden-Woche bestehen, aber mit der Verabschiedung dieses neuen Pakets würde automatisch auch die mögliche Maximalarbeitszeit ausgeweitet.
Wäre solch eine Arbeitszeitflexibilisierung auch in Deutschland denkbar?
Gut, wahrscheinlich gehörst du jetzt auch zu denen, die ein bisschen über das Thema schmunzeln. Als Gründer und Unternehmer gehört für dich ein 12-Stunden-Tag und eine 60-Stunden-Woche sowieso zum Alltag und dürfte in der Anzahl der geleisteten Stunden sich noch eher im unteren Bereich bewegen, gerade dann, wenn man als Gründer ganz am Anfang steht. Doch es geht hier ja nicht um den Unternehmer in Österreich, sondern um den Arbeitnehmer und deshalb sollte dieses Thema mit anderen Augen betrachtet werden. Deshalb ist es durchaus berechtigt sich die Frage zu stellen, ob dieser Trend aus unserem Nachbarland auch bei uns eine mögliche Alternative zur bestehenden und festgelegten Arbeitszeit ist.
Mehrheit gegen Verlängerung der Arbeitszeit
In Deutschland ist noch immer die große Mehrheit der Arbeitnehmer gegen eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit nach dem Vorbild des nun in Österreich beschlossenen Gesetzes. Was allerdings hierzulande immer mehr gefordert wird, ist eine bessere Flexibilität der Arbeitszeiten. Vor allem CDU und FDP haben dazu bereits rege Diskussionen im Bundestag angestoßen. So wird gefordert, dass es die Möglichkeit für den Arbeitnehmer geben muss, dass er selbst besser entscheiden kann, wann, wie viel und von wo aus sie arbeiten möchten.
Vor allem die FDP ist hier sehr aktiv und hat bereits im März diesen Jahres einen Gesetzentwurf im Bundestag eingebracht, welcher eine 48-Stunden-Woche vorsieht. Sie argumentieren damit, dass dieser Vorschlag sowohl für den Arbeitnehmer als auch für dich als Unternehmer viele Vorteile mit sich bringen würde. Glaubt man den Argumentationen der Politiker, so würde mit einer Arbeitszeitflexibilisierung mehr Zeit für die Familie zur Verfügung stehen. Es wird gearbeitet, wenn genug Arbeit zur Verfügung steht und wenn es weniger ist, dann bekommt die Familie mehr Zeit für sich.
Auf diese Weise hat auch der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz argumentiert. Wie genau dieses Gesetz zur Arbeitszeitflexibilisierung in Österreich aussieht, kannst du dir hier genau im Detail mit allen Einzelheiten ansehen.
Arbeitgeber sind von der Arbeitszeitflexibilisierung begeistert
Schon lange fordern viele Arbeitgeber hier bei uns in Deutschland, dass unser derzeitiges Arbeitszeitgesetz ein Update hier zur Arbeitszeitflexibilisierung braucht. Sie argumentieren, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Möglichkeit haben müssen, ihre wöchentliche Arbeitszeit flexibel gestalten zu können. Vorteile wären auch für dich als Unternehmer
- höhere Wettbewerbsfähigkeit für dein Unternehmen
- Arbeitnehmer wären zufriedener, wenn Familie und Beruf besser vereinbar wären
- deine Mitarbeiter könnten mehr arbeiten wenn sie möchten
- es wäre für deine Mitarbeiter möglich mehr zu verdienen, ohne dass du Löhne und Gehälter erhöhen musst
- es könnten Arbeitsschwerpunkte ganz gezielt auf bestimmte Tage gelegt werden
- du als Arbeitgeber müsstest mit weniger Arbeitszeitkontrollen rechnen
- deine Mitarbeiter können selbst bestimmen, ob sie mehr arbeiten möchten
Arbeitszeitflexibilisierung kann für beide Seiten eine gute Sache sein
Neben den bereits oben einige Punkte beschrieben, kann solch eine Arbeitszeitflexibilisierung nach dem Muster von Österreich durchaus einen Mehrwert für beide Seiten haben. Voraussetzung ist aber hier ganz klar, dass du als Unternehmer nicht nur deine Interessen in den Vordergrund stellst, sondern auch die Bedürfnisse von deinen Mitarbeitern im Auge hast. Es ist sicher für die Mitarbeiter eine Grundlage, um ihre eigene Motivation zu erhöhen, welche letztendlich dann wieder zu deinem Vorteil ist und du von einer guten Mitarbeitermotivation profitierst.
- Mitarbeiter können durch mehr geleistete Stunden zusätzliche freie Tage erarbeiten
- mehr geleistete Stunden könnten für einen langen Zeitraum aufgespart werden
- deine Mitarbeiter könnten ihre Arbeitszeiten an die Bedürfnisse der Familie anpassen (erst nach Kindergartenbeginn oder Schulbeginn zur Arbeit gehen; Arbeitszeiten denen des Partners anpassen etc.)
Fakt ist aber, dass eine Arbeitszeitflexibilisierung nur dann funktionieren kann, wenn für den Mitarbeiter die Freiwilligkeit zur Mehrarbeit gegeben bleibt. Du selbst weißt, dass hier in Deutschland grundsätzlich nur acht Stunden gearbeitet werden darf. Dazu gibt es die Möglichkeit, diese Grenze auf bis zu 10 Stunden zu erhöhen, wenn in einem Zeitraum von 24 Wochen die durchschnittlichen acht Stunden nicht überschritten werden.
Es muss also demnach bei der Arbeitszeitflexibilisierung darauf geachtet werden, dass vor allem die Arbeitsstunden 11 und 12 für den Arbeitnehmer absolut freiwillig geleistet werden können. Doch hier lauern auch bereits einige Gefahren.
Gefahren der Arbeitszeitflexibilisierung
Betrachtet man sich das Gesetz zur Arbeitszeitflexibilisierung in Österreich einmal genauer, dann wird schnell klar, dass es trotz der positiven Aspekte, vor allem aus Unternehmersicht, auch einige Gefahren und negativen Begleiterscheinungen geben kann.
- Rechnet man Anfahrt und Heimweg von der Arbeitsstätte zur Arbeitszeit hinzu, kann schnell ein 14-Stunden-Tag daraus werden
- der Arbeitgeber kann die Arbeitszeit ohne weitere Vereinbarung mit den Mitarbeitern auf reguläre 60 Stunden festlegen und muss dafür keine Überstunden mehr bezahlen
- nach der neuen Arbeitszeitflexibilisierung ist es sogar möglich, dass an bis zu vier Wochenenden gearbeitet werden kann/muss…
- die Vorteile die eine Arbeitszeitflexibilisierung für Arbeitnehmer und Familie bringen kann, könnten schnell ins Negative abdriften
- die körperliche und gesundheitliche Belastung könnte deutlich ansteigen und zusätzliche Gefahren für schwere Erkrankungen bergen. Schon jetzt ist Stress am Arbeitsplatz einer der häufigsten Krankheiten und könnte noch weiter ansteigen, denkt man nur an die mittlerweile schon fast „normal“ gewordene und stetig steigende Volkskrankheit Burnout, sowohl für Arbeitnehmer als auch für dich als Unternehmer
Ist eine Arbeitszeitflexibilisierung wirklich notwendig?
Es mögen im Rahmen einer Arbeitszeitflexibilisierung viele Vorteile auf den ersten Blick entstehen. Doch es muss wirklich genau darauf geschaut werden, ob sich dies dann in der Praxis auch so umsetzen lässt. Eine Arbeitszeitflexibilisierung wie sie nun in Österreich zum 1. September diesen Jahres in Kraft tritt, ist nicht ganz ohne heftigen Debatten und Protesten verabschiedet worden. Auch in Deutschland wurden schon zu Beginn der ersten Debatten zu einem Update des Arbeitszeitgesetzes Stimmen des Widerstands laut. Nicht nur Parteien im Bundestag wie Linke oder Grüne, sondern auch die Gewerkschaften werden hier erbitterten Widerstand leisten.
Arbeitszeitflexibilisierung nicht nur auf mehr Flexibilität beschränken
Die Arbeitszeitflexibilisierung nur auf eine steigende Flexibilität festzulegen, ist nicht ganz richtig und das beweisen die Arbeitnehmer in Deutschland eindrucksvoll. Allein hier im Land werden pro Jahr rund 1,9 MILLIARDEN Überstunden geleistet, wovon ungefähr die Hälfte unbezahlt sind. Die Arbeitnehmer zeigen also sehr deutlich, dass sie sehr flexibel sind und dem Arbeitgeber die nötige Unterstützung zukommen lassen, wenn dies nötig ist.
Eine Arbeitszeitflexibilisierung kann nur dann erfolgreich sein, wenn wirklich das Prinzip der Freiwilligkeit unangetastet und bedingungslos gelebt wird. Sollten Arbeitnehmer, die nicht freiwillig länger arbeiten möchten dann durch Mobbing oder andere Repressalien Schaden erleiden, dann ist eine solche Arbeitszeitflexibilisierung höchst fraglich. Schon heute zeigen vor allem junge und innovative Unternehmen in Deutschland so wie du, wie man seinen Mitarbeitern durchaus attraktive Arbeitszeitmodelle anbieten kann, die auch sehr gerne angenommen und genutzt werden.
Auch Gefahr für die ganze EU möglich
Sollte das Beispiel Österreichs Schule machen und einen neuen Trend, nicht nur in Deutschland sondern auch in anderen europäischen Ländern auslösen, kann dies schnell gefährlich werden. Nicht ohne Grund wurde in der EU im Jahre 2008 ein Gesetz erlassen, welches die Regelarbeitszeit auf 45 Stunden begrenzt. Eine Durchsetzung einer Arbeitszeitflexibilisierung ohne ausreichende Unterstützer kann sich dann schnell zu einem Bumerang erweisen. In solch einem Falle droht eine Streikwelle in der ganzen EU, welche der Wirtschaft enormen Schaden zufügen würde. Es ist also durchaus angebracht, das Geschehen in Österreich nach dem 1. September erst einmal genau zu beobachten.
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Über den Autor
Christian Neumann
BWL-Studium Fachrichtung Controlling und Unternehmensführung; 14 Jahre tätig als Projekt-Manager und Key-Account-Manager im Bereich Telekommunikation und IT; seit 10 Jahren selbständig im Bereich Projektplanung Online Business, SEO und Contenterstellung