Die Gründerinnen-Kolumne
Tor A oder Tor B?
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Einen guten Gründer macht aus, dass er entscheidungsfreudig ist und dann auch noch die richtigen Entscheidungen trifft. Das klingt so einfach. Ist es das auch? Hättest du damals Bitcoins gekauft, wärst du jetzt reich. Hättest du deinen Job früher verlassen, wärst du dann jetzt auch gescheitert? Aus dem Rückspiegel erscheinen Entscheidungen so klar und simpel. Doch wie ist das, wenn sie vor uns liegen?
Du musst dich halt einfach entscheiden!
Schon bei der Frage danach, wie Entscheidungsfindung grundlegend abläuft, ist sich die Forschung und Management-Lektüre uneinig. Mal ist die Rede von vier, fünf, sieben oder sogar acht Stufen der Entscheidungsfindung. Für welche Modell entscheide ich mich also, um meine Entscheidungen zu treffen? Das ausführlichste oder das knappste?
Machen mehr Informationen die Entscheidung einfacher?
Immerhin fangen alle gleich an: Identifiziere das Problem. Okay, hier ein Problem, zur Veranschaulichung: Ein Zug fährt auf einem Glas und vor ihm liegt ein Mensch auf den Gleisen. Bei Schritt zwei der Entscheidungsfindung sind sich die Experten schon uneinige. Die einen sagen: Sammele mehr Informationen. Für das Beispiel wären dies Punkte wie: Ein roter Zug rast mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h auf eine Frau zu, die auf den Gleisen liegt. Dieses Modell bringt mir noch keine Lösung, aber immerhin weiß ich jetzt mehr. Das vier-stufige-Entscheidungfindungsmodell kommt dagegen direkt zum Knackpunkt: Was sind die Alternativen? Die Alternative ist in diesem Beispiel ein zweites Gleis, auf das der Zug abbiegen kann, um die Frau nicht zu überfahren. Doch auf dem anderen Gleis liegen fünf Personen, die dann überfahren würden.
Gibt es die richtig Entscheidung überhaupt?
Fünf überfahren oder nur eine? Ja, dann ist die Entscheidung doch klar, oder? Folgt man der Mehrheit der Entscheidungsfindungs-Anleitungen, dann wäre es nun an der Zeit die Alternativen gegeneinander abzuwiegen und sich für die beste Möglichkeit zu entscheiden. Doch ist eine Tote wirklich besser als Fünf? Wer ist diese Frau eigentlich? Was, wenn sie deine Mutter ist?
Das Trolley-Dilemma
Das skizzierte Experiment ist als Trolley-Dilemma in der Ethik bekannt und wurde von den Philosophinnen Philippa Foot und Judith Jarvis Thompson entwickelt. Es führt uns vor Augen, dass Entscheidungen weit komplexer und manchmal unlösbar sind. Zusätzlich zum Beispiel mit dem Zug gibt Foot eine Geschichte aus der Medizin zum Nachdenken vor: Stell dir vor ein Doktor hat fünf Patienten, die alle unterschiedliche Organe benötigen. Alle fünf überleben nur, wenn sie bis zum Ende des Tages neue Organe erhalten haben. Ein Patient mit einer leichter Erkältung kommt zum Doktor und hat genau die Blutgruppe, der fünf Personen, die Organe benötigen. Sollte der Doktor diesen einen Patienten opfern, um die fünf zu retten?
Manche Entscheidungen sind unmöglich
Emanuel Kant hätte hier klar verneint und so auch beim Beispiel mit den Zügen. Die Entscheidung einen Menschen zu töten, ist aus Kants Sicht, immer unmoralisch und falsch. Das Dilemma bleibt jedoch bestehen und die Entscheidungsfindungs-Stufenmodelle versagen. Wie die meisten philosophischen Gedankenspiele ist das Trolley-Problem so konzipiert, dass eine Antwort/Entscheidung unmöglich ist. Sein Ziel ist es, uns viel mehr zum Nachdenken anzuregen.
Selbst wenn wir Entscheidungen treffen, treffen wir nicht unbedingt die Richtigen
Gerade als Gründer oder Gründerin treffen wir weitaus seltener Entscheidungen als wir denken. Meistens tun wir sowieso das, was unausweichlich ist, was die Kunden nachfragen oder die anderen gerade machen. Der Wirtschaftspsychologe Dan Ariely hat erklärt, dass wir Entscheidungen selten so treffen, wie es Entscheidungsmodelle vorgeben. Selbst wenn uns die Fakten und Alternativen bewusst sind, entscheiden wir uns für die eigentlich schlechtere Wahl. Am liebsten Entscheidung wir uns Laut Ariely für den Mittelweg. Gäbe es noch ein drittes Gleis, auf dem nur 2,5 Personen umkämen, würde dann die Mehrheit der Menschen dieses Gleis wählen?
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Über den Autor
Juliane Schreiber
Juliane Schreiber gründete 2018 das Startup Mama Meeting und lernte dabei nicht nur viel über’s Gründen, sondern auch darüber, wie es ist sich als Female Entrepreneur in Start-Up- und Geschäftswelt behaupten zu müssen. Zuvor war sie in leitender Position an der Universität zu Köln tätig, verantwortete den Oberbürgermeisterwahlkampf 2014 für die SPD in Düsseldorf, bloggte und veröffentlichte Bücher rund um Digitalisierung und Beziehungen. Bei TV- und Printredaktionen, sowie in Agenturen in Deutschland und Dubai lernte sie das journalistische Handwerk. Ihre Gründerinnen-Kolumne erscheint wöchentlich auf Gründer.de.