Exklusives Interview mit Anna und Oskar-Gründerin
Gründer-Geheimnis Anna und Oskar: Wenn Kinder das eigene Business inspirieren
Featured image: Karolina Krausser
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Eltern werden das Problem kennen. Man ist mit dem eigenen Kind draußen unterwegs und muss an Vieles denken. Da braucht es meist eine geräumige Tasche oder einen Rucksack, damit alles ordentlich und schnell greifbar verstaut ist. Die Wahl ist dabei gar nicht so einfach. Das fand auch Anna und Oskar Gründerin Caro Flender. Ihr ist durch dieses Problem die Idee für ihr eigenes Business gekommen. Wie sie das Unternehmen aufbaute und welche Tipps sie für angehende Gründer hat, erfährst du im nachfolgenden Gründer-Geheimnis.
Phase 1 – Ideenfindung
Wie genau entstand die Geschäftsidee für Anna und Oskar?
Bei meinem ersten Kind war ich noch der Meinung, eine Wickeltasche braucht kein Mensch. Na ja, es ging irgendwie. Ich war aber auch kaum unterwegs, weil wir gerade ein Haus bauten. Als dann mein zweites Kind geboren wurde, merkte ich: Ich brauche auf jeden Fall eine vernünftige Tasche mit den Kids, etwas wo ganz viel reinpasst, ich aber Ordnung drin habe. Also hab ich mir einen schwarzen Wickelrucksack genäht, einfach weil ich was anderes wollte als die üblichen Muddi-Taschen. Damit fiel ich dann auf bei Krabbelgruppen oder im Babyschwimmen und viele Mütter fragten mich, ob das ein echter Wickelrucksack sei und wo ich den her habe. Da dachte ich zum ersten Mal: So was müsste mal einer richtig machen.
Warum hast du dich für “Anna und Oskar” entschieden?
Das war eher Zufall. Ich habe mir einen Gewerbeschein geholt als Einzelunternehmerin und damit war klar, dass mein Name eingetragen wird. Daher hatte ich mir dazu gar keine Gedanken gemacht. Die Sachbearbeiterin bei der Stadt fragte mich dann, was sie bei Firmenname ausfüllen sollte, das wäre nichts offizielles und könnte jederzeit geändert werden. Und da meine Kids dabei waren, sagte ich kurzerhand: “Anna und Oskar”. Und dann blieb es dabei.
Wie und wann hast du erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Am Anfang war es ein Handmade-Shop, ich habe auf Bestellung zu Hause einen Rucksack genäht. Dann wurden es mehr und meine Lieferzeiten entsprechend länger. Ich fing an zu recherchieren, wo man Kleinstserien nähen lassen könnte und ging dann mit einem Bielefelder Produzenten auf Risiko und investierte 2.000€ für einen ersten Prototypen. Wir fertigten eine erste Auflage von 100 Stück und die launchte ich über mein Instagram-Profil. Als die Rucksäcke innerhalb weniger Stunden alle verkauft waren, war ich mir sicher: Das wird was.
Phase 2 – Planung
Wie hast du dich informiert? Wie hast du dich bei der Planung unterstützen lassen?
In der ersten Zeit war ich vor allem mit Nähen und Social Media beschäftigt. Zudem war ich ja auch Mutter zweier kleiner Kinder und stieg wieder in meinen alten Job als Uni-Dozentin ein. Alles was ich wissen musste, suchte ich mir auf Youtube, in Podcasts und aus Büchern zusammen. Bis heute vergeht kein Tag, an dem ich auf diesem Weg nicht etwas Neues übers Business lerne.
Wie hast du den Businessplan für Anna und Oskar erstellt?
Es gab nie einen Businessplan. Anna und Oskar ist komplett eigenfinanziert und ich habe jeden Cent Umsatz direkt wieder in neue Ware investiert. Als 2019 die Produktion extern lief, stellte ich auf 450-€-Basis eine Mediengestalterin ein, die mich beim Thema Branding unterstützte. Versand der Bestellungen, Website, Social Media usw. habe ich alles selbst gemacht und hatte quasi keine Kosten außer Wareneinkauf. Das änderte sich erst 2021, als mein drittes Kind geboren wurde und ich das Team vergrößerte. Ich stellte jemanden für Versand/Lager und eine Person für den Kundensupport ein. Das waren die größten Gamechanger und gab mir die Freiheit, die Marke weiter voranzubringen. Buchhaltung und Rechtliches macht bis heute mein Mann mit meinem Steuerberater.
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Welche Schritte standen noch an, bis deine Plattform Anna und Oskar online ging?
Ich hatte die Website und den Shop online, bevor ich ein Produkt hatte. Mein Grundsatz war immer: cash first. Also Hauptsache erstmal Umsatz machen. Deshalb habe ich auch nie auf Etsy oder Amazon verkauft, da ich immer selbst die Fäden in der Hand halten und Preishoheit haben wollte. Immer erst mal rausgehen und Geld verdienen, optimieren kann man später.
Phase 3 – Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Mit 800.000 Geburten pro Jahr wächst unsere Zielgruppe ständig. Zudem geben Eltern immer mehr Geld für ihre Kinder und die Ausstattung aus – was auch daran liegt, dass sie älter und finanziell besser gestellt sind zum Zeitpunkt des ersten Kindes. Mit 7 Milliarden macht die Babyartikelindustrie guten Umsatz und die Prognosen weisen auf Wachstum. In meinen Augen liegt das größte Potenzial in nachhaltigen/fairen Alternativen und dem Bedürfnis vieler Eltern, sich zwischen Mental Load und neuer Elternrolle selbst treu zu bleiben. Eltern in 2023 stehen vor anderen Herausforderungen als 2000 und diese Probleme gilt es zu lösen.
Welche Vorteile bietet ein Online-Business für dich als Gründerin?
Ich liebe Online-Business. Natürlich erlaubt mir das Geschäftsmodell, meine Karriere mit meiner Familie in Einklang zu bringen. Zudem mag ich Social Media und Content Creation, das passt einfach. Jeden Tag in einem Geschäft zu stehen und zu hoffen, dass jemand reinkommt – das kann ich mir nicht vorstellen. Beim Online-Business habe ich viele Hebel, an denen ich mitgestalten und meinen Traffic steuern kann. Das fasziniert mich.
Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Welche Fehler hast du gemacht?
Eigentlich fast alle Klassiker: Falsche Personen eingestellt, Shiny Object Syndrom (also Projekte die cool klingen, aber nix bringen), zu viel gearbeitet und fast im Burnout gelandet, Geld mit Ads verbrannt, Privat und Business zu sehr vermischt, auf’s falsche Pferd (Produkt/Farbe) gesetzt. Ich glaube, viele dieser Dinge sind unvermeidbar und ich zum Beispiel muss mich immer erstmal verbrennen, um dann wirklich zu akzeptieren, dass die Herdplatte heiß ist. Das ist aber gar nicht schlimm, weil es nie darum geht, keine Fehler zu machen, sondern nur darum, wie man dann mit dem Problem umgeht. Das heißt, ich habe immer ehrlich hingeschaut, was passiert ist. Dann die Situation als solche angenommen und überlegt, welche Optionen ich habe. Der letzte Schritt ist dann, Verantwortung übernehmen und handeln.
Phase 4 – Wachstum
Welche Meilensteine hast du mit Anna und Oskar schon erreicht?
Meine ersten Ziele waren 10.000 € Umsatz im Jahr und 1000 Follower. Dann kam 2019 der Gründerpreis, der viel bewegt hat und dann der erste 100.000 € Launch. Team-Reise nach Hamburg und ein eigenes schönes Office waren auch Meilensteine, die mir persönlich viel bedeutet haben. 2021 die GmbH-Gründung war ein großer Schritt.
Was macht Anna und Oskar so besonders?
Es ist schon eine kleine Tellerwäscher-Story. Auf Instagram habe ich von Anfang an alles gezeigt: wie ich nähe, Stoff einkaufe und mein erstes Paket verschicke. Das machen wir bis heute. Anna und Oskar ist und lebt selbst wie die Zielgruppe. Wir verkaufen niemandem etwas, der nicht unsere Werte teilt und sind ganz nah dran an den Leuten. Unser Kernprodukt, der Wickelrucksack Hugo, ist mittlerweile über viele Jahre tausendfach erprobt und ausgereift. Wenn du ein richtig gutes Produkt hast und dann einfach dein Ding machst, kannst du eigentlich nur gewinnen.
Welche Marketing-Kanäle hast du bisher genutzt?
Am besten funktioniert bei uns Instagram und der Newsletter. Beides nutzen wir gern und viel. Zudem gibt es noch eine geschlossene Facebook-Gruppe, die auch sehr beliebt ist. Ich würde immer empfehlen, sich auf einen, maximal zwei Kanäle zu fokussieren.
Welche geheimen Tipps kannst du angehenden Gründern geben?
Ich bin ein Fan von echten Entscheidungen, von Commitment. Gerade bei der Gründung muss es schlank und schnell gehen. Nicht tagelang über alle Details und Möglichkeiten zu grübeln, einfach eins nehmen, ausprobieren und später kann man immer noch optimieren. Plan-Do-Check-Act (gerne googlen), das ist die Art, wie sich am schnellsten Ergebnisse produzieren lassen.
Dass schwierige Phasen kommen werden, ist unvermeidbar. Man kann sich vorher schon überlegen, wie man dann reagiert. Ich sage mir dann: “Das hier ist jetzt so eine schwierige Phase, von der immer alle reden. Das geht vorbei, ich gehe einfach meinen Weg weiter.” Ich stelle die grundsätzlichen Dinge nicht mehr in Frage und hadere nicht.
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Über den Autor
Lea Minge
Lea machte von Oktober 2022 bis Oktober 2024 ihr Volontariat bei Gründer.de. Sie war für die täglichen News zuständig. Im Bereich Wirtschaft, Startups oder Gründer hat sie den Überblick und berichtete von den neuesten Trends, Entwicklungen oder Schlagzeilen. Auch bei der Sendung “Die Höhle der Löwen” zeigte sie eine wahre Expertise und verfolgte für unsere Leser jede Sendung. Damit kennt sie die wichtigsten DHDL-Startups, -Produkte und Informationen zu den Jurymitgliedern. Daneben hatte sie immer einen Blick auf die neuesten SEO-Trends und -Anforderungen und optimiert fleißig den Content auf Gründer.de. Neue Ideen für Texte blieben da nicht aus. Schon früh interessierte sie sich fürs Schreiben, weshalb sie ein Studium in Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf absolvierte.