Die Gründerinnen im Interview
Gründer-Geheimnis Lockenbox: Überraschung für gepflegte Wellen
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In Deutschland gibt es in der Drogerie kaum die richtigen Produkte für lockige Löwenmähnen. In Großbritannien oder den USA sieht das anders aus. Hier gibt es zahlreiche Produkte im Angebot der Shops. Lange Zeit mussten Curly Heads also Shampoo, Conditioner und Lockengel teuer importieren. Doch damit machen die Gründerinnen von Lockenbox Schluss, sie gründen ein Unternehmen nur für Wellen, Locken und Co.
Heute bietet das Startup eine Lockenbox im Abo, das heißt jeden Monat erwarten die Kunden und Kundinnen für rund 33 Euro neue Produkthighlights. Diese werden von den Gründerinnen Adina und Kristina ausgewählt, die in direktem Kontakt zu den Produzenten stehen. In unserem Interview haben sie uns mitgenommen – von der ersten Idee zum Unternehmen mit zehn Angestellten.
Phase 1 – Ideenfindung
Wie genau entstand die Geschäftsidee für Lockenbox?
Der Traum ein eigenes Unternehmen zu gründen war schon während des Studiums da. Auf Lockenbox kam ich (Adina) im Sommer 2018, als ich am Laptop saß und wieder mal für hohe Versandkosten und Zollgebühren meine Lockenprodukte aus den USA bestellen musste. In dem Moment träumte ich von einem deutschen Onlineshop, der all meine Favoriten anbieten würde. Ein Onlineshop erschien mir jedoch zu ”banal” als Startup. Dann erinnerte ich mich daran, wie eine frühere Kollegin mal eine Beauty Abo Box ins Büro geliefert bekam. Nicht zu wissen, was drin ist, fand ich spannend, obwohl ich noch nie so ein Abo hatte. Im nächsten Augenblick überlegte ich, dass eine Box für Locken all meine Probleme lösen könnte. Die Idee reifte im Kopf und schließlich überzeugte ich auch meine Schwester davon. Wir hatten allerdings parallel eine ganze Liste an Ideen und verglichen die Potenziale. Auf Lockenbox kamen wir dann immer wieder zurück, denn es war die Idee, wo wir den dringlichsten Bedarf sahen. In Deutschland war der Zugang zu guten Lockenmarken 2019 nicht vorhanden. Da wir selbst davon direkt betroffen waren wollten wir uns um eine Lösung kümmern und machten uns an die Arbeit.
Warum habt ihr euch für den Namen Lockenbox entschieden?
Wir wollten die Box zuerst Curlbox nennen. Fest entschlossen tippten wir das Wort in Google, um enttäuscht festzustellen, dass es die exakt selbe Idee bereits seit 5 Jahren in den USA gab. Es musste also ein anderer Name her. Lockenbox erschien uns eine gute Alternative.
Wann habt ihr erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Als wir bei der Namensfindung auf Curlbox stießen, war diese Seite natürlich erst mal ein interessanter Ort der Recherche. Schnell erkannten wir, wie groß die Box sein musste, bei fast einer halben Millionen Follower auf Instagram und der Tatsache, dass es die Box schon einige Jahre erfolgreich am Markt gab. Unsere Hoffnung erhöhte sich, dass so etwas auch in Deutschland funktionieren könnte. Anfang 2020 launchen wir eine Edition von 300 Lockenboxen. Als diese innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war, stieg die Hoffnung immer mehr, mit Lockenbox wirklich ins Schwarze getroffen zu haben. Viel Gewinn machten wir die ersten Monate jedoch nicht und die Werbekosten schluckten das meiste. Begeistert waren wir dennoch, denn wir waren jeden Monat in kürzester Zeit ausverkauft und gewannen immer mehr Kunden dazu. Erst als wir eine gewisse Skalierung erreichten, stellte sich die Profitabilität dann ein.
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Phase 2 – Planung
Wie habt ihr euch informiert? Wie habt ihr euch bei der Planung unterstützen lassen?
Anfangs waren wir öfters mit der IHK im Austausch, gerade was die Step by Step Gründung der Firma betraf als auch rechtliches. Denn ohne Firmengründung konnten wir nicht starten, weil alle wichtigen Nummern fehlten (z.B. VAT, HRB, EORI). Was der Produkt Launch Lockenbox betraf, da machten wir alles im Alleingang, also ganz ohne Berater oder Agentur im Boot. Die Schritte waren logisch: Box, Website, Packmaterial, Werbung, Produktpartner. Google und Youtube an der Seite, wenn es Fragen gab. Zudem haben wir gleich zu Beginn eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen (sehr wichtig!) und unsere Marke Lockenbox im EUIPO schützen lassen.
Wie habt ihr den Businessplan erstellt?
Von der Website der IHK kann man einen Businessplan herunterladen. Dieser stellte unser Gerüst dar. Gerade was den Finanzteil betrifft, kann man sich anhand der Excel Tabelle entlanghangeln. Die Marktpotenzial-Berechnung war schwierig, da es für DE keine Daten gab. Wir mussten eigentlich durchgängig auf US Daten zurückgreifen. Ins Core Team nahmen wir noch Adina’s Mann mit auf, der ITler ist. Sowas ist immer überzeugend! Zudem war die IT Komponente auch ein Grund, dass wir mit unserem Businessplan den Innovationskredit erhielten, was nach einigen Monaten nach Launch von Lockenbox wichtiges Wachstumskapital war, um zu skalieren.
Welche Schritte standen noch an, bis Lockenbox online ging?
Adina baute die Shopify Website und das Abo System auf, kümmerte sich um das Box Design, recherchierte Lieferanten und bestellte alle notwendigen Materialien. Währenddessen lernte Krisy mit Youtube Videos den Facebook Werbeanzeigen Manager zu verstehen und schnitt mit Online Video Programmen die ersten Ads anhand von günstigen Stock Videos. Zusammen schrieben wir Akquise Texte und sendeten sie an zig internationale Lockenmarken. Für die erste Versandaktion von 300 Boxen brauchten wir einen Labeldrucker und benutzten Sencloud für die DHL Label Erstellung, nachdem wir noch schnell DHL Geschäftskunde wurden. Der Keller unseres Elternhauses diente als erstes Lager und als Verpackort. Die ganze Familie packte mit an und wir waren viel länger beschäftigt als gedacht. Da schwante uns erst, dass die gesamte Organisation rund um einen Online-Versandhandel alles andere als zu unterschätzen war.
Phase 3 – Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Der Lockenmarkt ist eine Nische, und mittlerweile mit richtig guten internationalen Lockenmarken voll. Der Wettbewerb einzelner Lockenmarken wächst, und die meisten Startups in diesem Bereich gehen leider pleite. Als Abo Box sind wir zum Glück keine einzelne Brand, sondern vielmehr eine Plattform, und das ist unser großer Vorteil gegenüber einer Standalone Marke. Trotzdem sind wir aber die einzige Abo-Box für Locken, die in Europa überlebt hat, denn es gab parallel zu uns noch drei weitere. Also würden wir niemandem dazu raten, sich in diesem Bereich anzusiedeln. Wir hatten einfach Glück, dass wir die ersten waren und vieles richtig gemacht haben.
Welche Vorteile bietet ein Online-Business für euch als Gründer?
Sobald das Gerüst steht, kommen rund um die Uhr Bestellungen rein ohne dass man dafür wie im Consulting-Job 100% seiner Zeit vor dem Laptop sitzen muss. Zwar ist es anfangs extrem viel Aufwand, aber mit der Zeit erntet man die Früchte. Außerdem kann man vollends remote arbeiten, von wo immer man möchte. Ich (Adina) arbeite 2-3 Monate des Jahres von Vietnam aus, auch die Zeitzone ist kein Problem. Der Aufwand des Set Ups gegenüber einem physischen Store ist außerdem wesentlich geringer. Zudem kann man 24/7 verkaufen und hat keine Schließzeiten, was im Umkehrschluss auch mehr Umsatz bedeutet.
Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Welche Fehler habt ihr mit Lockenbox gemacht?
Wir haben anfangs mit Firmen kooperiert, ohne zuvor einen gründlichen Background Check über die Firmenbesitzer und die finanzielle Situation zu machen. Dies führte in drei Fällen zu nicht gelieferten Waren, was einen 5-stelligen Schaden anrichtete. Zudem liefen wir oft blindlings Agenturen ins Netz, die uns Wunder versprachen. Dabei hatten wir uns die Skills (z.B. Werbung) bereits selbst aufgebaut, dachten aber aufgrund von Selbstzweifel, dass wir Unterstützung brauchten. Das Problem ist, dass man oft keine Benchmarks hat. Der Austausch mit anderen Gründern hilft da ungemein weiter, um Referenzpunkte zu bekommen. Oft erkennt man dann, dass eigentlich alles richtig läuft.
Phase 4 – Wachstum
Was macht Lockenbox so besonders?
Das Konzept von Lockenbox ist in Deutschland einzigartig, denn unsere Kunden müssen sich nicht online durch einen Dschungel von Lockenprodukten kämpfen – ohne dabei zu Wissen, worauf sie achten müssen. Wir übernehmen diesen sehr langen Prozess für sie, denn in eine Lockenbox fließt jedes Mal jahrelange Erfahrung hinein. Zudem ist Lockenbox inzwischen eine One-Stop-Solution geworden für sämtliche Bedürfnisse: die Lockenbox, die sehr viele Lockenköpfe anspricht, die am Anfang ihrer Lockenreise stehen, unser Onlineshop, welcher mit den besten weltweiten Lockenprodukten ausgestattet ist, unser Locken-Quiz ist auf den echten Bewertungen von tausenden von Kundinnen aufgebaut und unser Support-Team, das jede Frage rund um Lockenpflege beantwortet. Lockenbox ist inzwischen ein eine rundum Lösung geworden.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt?
Unsere Kanäle sind vor allem diese hier:
- Meta (Facebook und Instagram): unser erster Kanal und bis heute unverzichtbar
- Google Ads: kam nach einem Jahr hinzu und ist mittlerweile auch unverzichtbar.
- Newsletter Marketing: stärkster Kanal, ein Muss für jede Brand, da dadurch häufig erst die immer steigenden Werbekosten rentabel werden
- Pinterest: hatten wir begonnen, aber darauf fokussieren wir uns gerade nicht mehr. Man kann schlecht gleichzeitig auf jeder Hochzeit tanzen, auch wenn man’s sollte.
- Youtube: Nur über Influencer. Hat aber viel Potenzial und sollten wir verstärkt angehen.
- Tik Tok: Aktuell Aufbau von organischem Content, jedoch (noch) schwierig als Werbekanal
Welche geheimen Tipps könnt ihr angehenden Gründern geben?
Wir haben drei wichtige Tipps. Erstens: Probieren geht über Studieren. Eine Idee, von welcher man überzeugt ist, sollte so schnell wie möglich umgesetzt werden. Ewig vor dem Businessplan zu sitzen bringt leider nichts, zudem geht man das Risiko ein, dass jemand anders mit einer ähnlichen Idee schneller ist als man selbst. Zweitens: Trotzdem einen Businessplan machen, zumindest den finanziellen Teil berechnen. Nur so kann man den Preis korrekt setzen. Wenige Euro hin-oder her können das Business zum Erfolg oder Fall bringen. Und drittens: Nicht nur am Wettbewerb orientieren, sondern von den Besten am Markt lernen.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.