Interview über Erfolgsstrategien und Marketing-Ideen
Gründer-Geheimnis: Wie funktioniert das Handy-Sicherheitssystems von sendmeback?
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Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
- Phase 3: Gründung
- Phase 4: Wachstum
- Das Gründer-Geheimnis von sendmeback
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Eigentlich wurde sendmeback gegründet, um das Fundbüro zu digitalisieren. Mittlerweile hat sich das Startup jedoch zu einem innovativen und nachhaltigen Sicherheitssystem für mobile Geräte entwickelt. Das Prinzip ist dabei ganz einfach und lässt sich am Beispiel eines Smartphones erklären: Handybesitzer bezahlen einen Aktivierungsbetrag und bringen dann ein kleines unauffälliges „ID-Tag“ auf ihrem Handy an. Dieser enthält eine Identifikationsnummer. Wenn das Handy nun verloren geht, gibt der Finder die Nummer auf der Website von sendmeback ein, kann das Handy bei der nächsten Poststelle abgeben und bekommt dafür 25 Euro Finderlohn.
Gegründet wurde sendmeback von Ali Sarrad in Bremen. Der 35-jährige beschäftigt aktuell sechs Festangestellte und insgesamt besteht das Team aus 13 Personen. Doch wie konnte Ali sein Startup erfolgreich aufbauen? Wir haben ihn interviewt und erfahren, wie die Idee von sendmeback entstand, welche Schritte besonders entscheidend sind und welche Marketing-Strategien am besten funktionieren.
Phase 1: Ideenfindung
Wie entwickelte sich die Idee für sendmeback?
Die Idee für sendmeback entstand 2014 durch Alis vorherigen Chef, der sein Handy in einem Taxi verloren hatte. Daraufhin bekam dieser natürlich ein neues Handy, doch zwei Wochen später war es erneut verschwunden. In diesem Moment kam Ali zum ersten Mal der Gedanke, dass sich Handys vor so einem Vorfall doch eigentlich besser schützen lassen müssten. Trotzdem verfolgte er die Idee zunächst nicht weiter. Bis es ihm 2015 dann gesundheitlich sehr schlecht ging. Damals lebte er aufgrund seines Jobs in der chinesischen Metropole Shanghai, wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und musste sofort notoperiert werden. In diesem Moment auf dem OP-Tisch schwor sich Ali sein Leben zu ändern, falls die Operation gut verläuft.
Warum kam es zunächst nicht zur Gründung?
Ali erinnert sich noch gut an den Moment, als er nach seiner OP aus dem Krankenhaus wieder zurück nachhause kam. Einerseits war er glücklich, dass er die OP so gut überstanden hatte. Aber die Geschäftsidee für sendmeback hatte sich so sehr in seinem Kopf festgesetzt, dass er nachts deshalb immer wieder aufwachte. Trotzdem fehlte ihm in diesem Moment noch der Mut, den Plan umzusetzen. Zusätzlich wollten ihn seine Mitmenschen überzeugen, dass er doch besser bei einem gut bezahlten Job bleiben sollte.
Wie fiel dann die Entscheidung für die Gründung?
Vor der Entscheidung zur Gründung gab es noch eine Schwierigkeit: Ein Headhunter hatte Ali abgeworben, er sollte nun eigentlich eine neue Stelle beginnen. Diesen Job trat er noch an, aber der Gedanke an sendmeback war weiterhin zu präsent. Deshalb setzte er nach nur zwei Monaten im November 2015 alles auf eine Karte und kündigte seinen Job. Ali wusste, dass er es wagen muss, weil er es sonst eines Tages bereute. Einen konkreten Businessplan gab es damals allerdings noch nicht.
Phase 2: Planung
Wie hat Ali das Potenzial von sendmeback erkannt?
Als Vorbereitung auf die nächsten Schritte schaute sich Ali die Zahlen der Fundbüros in Deutschland und auch die Verlustzahlen der Smartphones an. Gleichzeitig erkannte er, dass die Deutschen generell misstrauisch im Umgang mit ihren Daten sind. Deshalb bleibt die Standortbestimmung in Smartphones beispielsweise oftmals ausgeschaltet und die Handys lassen sich somit nicht einfach orten. Sein Plan war es also, die analoge und digitale Welt zu verbinden, aber gleichzeitig niemanden zu überwachen.
Welche Methoden nutzte er zur Marktanalyse?
Um herauszufinden, ob überhaupt ein Markt für sendmeback existiert, ging Ali sogar in die Bremer Innenstadt und befragte 100 Leute. Auf die Frage „Was machen Sie mit einen gefundenen Handy?“, sagten 92 Personen: „Ich bringe es zum Fundbüro“. Allerdings wusste niemand, wo denn das nächste Fundbüro sein könnte. Und dann erfuhr Ali, dass sogar die Polizei alle abgegebenen Wertgegenstände an Fundbüros weiterleitet. Diese Tatsache zeigte ihm, dass der Weg nicht nur für den Finder, sondern auch für alle weiteren Personen viel zu aufwändig war. Mit seinem System und dem schnellen Weg über die Nummer und die Abgabe bei der nächsten Poststelle sollte dieser Ablauf vereinfacht werden.
Wie ist Ali bei sendmeback in die konkrete Planung gestartet?
Glücklicherweise hatte Ali ein gutes Verhältnis zu seinem Chef, weshalb er die Kündigungsfrist umgehen konnte und direkt Arbeitslosengeld bekam. Mit der Idee, einer ausführlichen Präsentation und dem ersten Prototypen einer sendmeback-Verpackung im Gepäck ging er nun also zum Arbeitsamt, um für die ersten sechs Monate den sogenannten Gründungszuschuss zu beantragen. Sein damaliger Berater beim Arbeitsamt fand die Idee gut und schlug die Erstellung eines Businessplans vor.
Wie wurde der Businessplan erstellt?
Eigentlich hatte Ali vorgehabt, einen Businessplan zu erstellen und sollte diesen auch beim Arbeitsamt abgeben. Doch schon sechs Tage nach dem ersten Gespräch kam die Bewilligung des Gründungszuschusses. Somit musste Ali nie einen Businessplan abgeben, allerdings hatte er durch die Präsentation und die Verpackung schon sehr viel Vorarbeit geleistet. Generell rät er Gründern deshalb, sich schon vorher ein detailliertes Konzept zu überlegen, um die Chancen beim Beantragen des Gründungszuschusses zu vergrößern.
Phase 3: Gründung
Welche Schritte folgten bis zur offiziellen Gründung von sendmeback?
Als erste Maßnahme entscheid sich Ali für die Gründung eines Kleingewerbes, um die ersten Kontakte aufzubauen und die Geschäftsidee zu testen. Außerdem bekam er einen Startup-Berater für neun Monate vom Arbeitsamt gestellt, mit dem er alle Themen rund um seine Gründung besprechen konnte. Darunter fallen auch die schwierigen Gründer-Themen, wie zum Beispiel die Steuern. Für den sendmeback-Gründer war diese Beratung sehr wichtig und hilfreich auf dem Weg zu einem lukrativen Unternehmen.
Welche Schritten folgten danach, um die Dienstleistung auch anbieten zu können?
Zunächst musste Ali eine Möglichkeit finden, die Identifikationsnummer von sendmeback an Handys und Schlüsseln zu befestigen. Beim Schlüssel lässt sich eine Karte schnell am Schlüsselbund befestigen. Das Smartphone hingegen sollte optisch nicht zu sehr verändert sein, weshalb er auf einen kleines sogenanntes „ID-Tag“ setzte, dass mit der bekannten NFC-Technik kontaktloser Bezahlmethoden funktioniert. In den nächsten Monaten kamen dann noch die Verpackung und auch die Website mit der Datenbank für die Identifikationsnummern hinzu. Insgesamt musste sendmeback jedoch nie einen Kredit oder Investoren aufnehmen.
Welche Fehler kann es bei einer Gründung geben?
Für Ali ist klar, dass er sich im Laufe der Gründung auch auf die falschen Leute verlassen hat. Viele Personen, die erst einmal motiviert dabei waren, sind irgendwann ausgestiegen oder wollten ihre eigenen Ideen durchsetzen. Deshalb ist für ihn wichtig, dass man ein vertrauensvolles Team besitzt, in dem alle das gleiche Ziel verfolgen und sich gegenseitig vertrauen können.
Wo befindet sich der ideale Standort für eine Gründung?
Den idealen Standort für eine Gründung kann Ali nicht nennen, jedoch würde er Bremen dabei definitiv nicht erwähnen. Seiner Meinung nach gibt es weitaus lukrativere Standorte mit einem besseren Netzwerk. Wer also tatsächlich ein Geschäft aufbauen möchte und kein reines Online-Business betreibt, sollte in die größeren Städte und damit beispielsweise nach Hamburg gehen.
Phase 4: Wachstum
Wie wurde sendmeback finanziell erfolgreich?
An den ersten wichtigen Anruf erinnert sich Ali noch genau. Der Kontakt kam über seinen Startup-Berater und sorgte für den allerersten Vertrag mit einem großen Mobilfunkanbieter. Denn dieser Anbieter bekam jede Woche tausende Anrufe von Kunden, die ihr Handy verloren hatten. Somit stattete sendmeback zunächst 15 Handy-Shops in Hamburg mit der Produkt-Box aus und die Kunden waren begeistert. Diese große Begeisterung führte dann sogar zu einem Übernahmeangebot des Mobilfunkanbieters. Doch Ali entschied sich dafür, sein Startup zu behalten und es weiter aufzubauen. Als nächstes konnte er dann einen weiteren kleinen Mobilfunkanbieter als Kunden gewinnen und auch in Supermärkten startete er Testläufe, um weitere Kunden zu gewinnen.
Wann ist sendmeback dann endgültig durchgestartet?
Einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Erfolg löste letztendlich ein Anruf der Politikerin Lencke Steiner aus. Die Investorin kommt ebenfalls aus Bremen war von der Geschäftsidee begeistert, denn sie selbst hatte schon Erfahrungen mit den komplizierten Abläufen gemacht. Lencke bot Ali nun ihre Hilfe an und stellte den Kontakt zum Marktführer der Mobilfunkanbieter her, der sendmeback zukünftig in sein Programm aufnehmen wird. Auch die Deutsche Bahn zeigte plötzlich Interesse und gleichzeitig wurden Versicherungsanbieter, Banken und sogar Kreuzfahrtunternehmen auf das Konzept aufmerksam. Hinzu kam eine Partnerschaft mit dem Fußballverein Werder Bremen und ein weiterer Deal mit einem weltbekannten Getränkehersteller, der aktuell noch verhandelt wird.
Warum hat es sendmeback geschafft und die Konkurrenz nicht?
Für Ali ist entscheidend, dass hinter sendmeback nicht nur der Gedanke steht, dass jemand sein Smartphone, einen Schlüssel oder ein weiteres mobiles Gerät absichert. Vielmehr geht es auch darum, auf Nachhaltigkeit zu setzen und den Kunden zum Beispiel ein Ersatz-Handy anzubieten. Das Startup bietet deshalb für Kunden den Service an, bei Verlust ein Ersatz-Gerät auszuleihen. Diese Produkte sind „refurbished“ und damit alte Geräte, die neu aufgesetzt werden. Diese Kombination aus Sicherheit und Nachhaltigkeit macht für Ali den Unterschied aus. Für Startups ist es also wichtig, sich entscheidende Alleinstellungsmerkmale zu schaffen, die sich auch an die aktuellen Gegebenheiten anpassen.
Welche Marketing-Kanäle waren besonders sinnvoll?
Wenn Ali heute zurückblickt, funktionierte für ihn Direktmarketing und B2B immer am besten. Er machte sich anfangs selbst auf die Suche nach Kunden, fuhr stundenlang durch Deutschland und versuchte andere Firmen zu überzeugen. Außerdem stand er auch vor Supermärkten und auf Festivals, um sein Produkt zu erklären. Gleichzeitig setzte er später auf Guerilla-Marketing, indem er zum Beispiel 100 Schlüssel mit sendmeback-Kennzeichnung in Bremen verteilte und anschließend die Reaktionen analysierte. Entscheidend ist also kein großes Budget, sondern Engagement und die Analyse der Zielgruppe.
Das Gründer-Geheimnis von sendmeback
Zusammengefasst lautet das Gründer-Geheimnis von Ali: Lass dich beim Aufbau deines Unternehmens unterstützen. Ob nun ein Startup-Berater über die Vermittlung vom Arbeitsamt, ein kostenloser Gründungsberater aus einem Zentrum in deiner Nähe oder ein Experte in deinem Bekanntenkreis. Du brauchst jemanden, der sich mit den Abläufen einer Gründung auskennt und dem du Vertrauen kannst. Beachte dabei: Eine Gründung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Bleib dran und glaube an deine Idee, dann wird sich alles am Ende lohnen!
Mehr von sendmeback in unserem Gründer.de-Adventskalender!
Das Startup sendmeback ist am 13.12. bei unserem Gründer.de Adventskalender dabei. Jeden Tag stellen wir dort innovative Startups und Produkte vor, zum Beispiel aus den Bereichen Food, Software und Nachhaltigkeit. Auf alle Teilnehmer warten Gesamtgewinne im Wert von 100.000 €.
Unter allen Teilnehmern des Gründer.de-Adventskalenders, die unsere jeweilige Tagesfrage richtig beantwortet haben, verlosen wir außerdem noch 100 x eine Halbjahresmitgliedschaft für den Gründer.de Inner Circle (Platin-Variante), 125 x ein kostenfreies Strategie-Gespräch, 100 x eine Halbjahresmitgliedschaft im Contra Diamond Club sowie 200 x das eBook samt Hörbuch von „Außergewöhnlich Erfolgreich“.
Also mach mit und sicher dir täglich die Chance auf einen neuen Gewinn!
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.