Interview über den Aufbau eines Travel-Business
Gründer-Geheimnis Travelcircus: Event-Reiseerlebnisse für jeden
Featured image: Andrew White
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Das Angebot von Travelcircus ist umfangreich – über 1.230 Erlebnisse kann man auf der Seite buchen, hier ist sicher für jeden etwas dabei. Das Unternehmen wurde 2014 von Mathias Zeitler und Bastian Böckenhüser gegründet. Über 145 Mitarbeiter kümmern sich mittlerweile darum, geeignete Events mit tollen Hotels zu einzigartigen Kombipaketen zu verbinden und das Unternehmen voranzubringen. Sie möchten ihren Kunden das beste Preis-Leistungsverhältnis anbieten und das kommt gut an: Travelcircus konnte bereits den Millionsten Reisenden feiern, der über die Website gebucht hat.
Doch Gründer Bastian Böckenhüser ist auf viele weitere Meilensteine sehr stolz. So ist das Unternehmen heute in 14 Ländern über die Landesgrenzen hinweg aufgestellt und konnte erst kürzlich das tschechische Reiseportal Travelking erwerben und somit die Expansion in osteuropäische Länder vorantreiben. Im Interview haben wir mit dem Gründer gesprochen und spannende Insights in den Aufbau eines Reise-Unternehmens gewinnen können.
Phase 1: Ideenfindung
Wie entstand die Idee für Travelcircus?
Nach meinem Ausstieg als Geschäftsführer bei Mydriver habe ich mir damals drei Geschäftsmodelle angeschaut und diese parallel auf Sparflamme getestet. Das Konzept von Travelcircus zeigte nach der Testphase das größte Potential. Die Idee von Travelcircus entstand durch meine Erfahrung bei Groupon. Ich wusste, dass es möglich ist, Tickets für national gefragte Events vergünstigt einzukaufen. Außerdem habe ich erkannt, dass Hotels bereit sind, nicht genutzte Kapazitäten stark zu rabattieren, wenn man ihnen eine Möglichkeit der Preisintransparenz anbieten kann. So, wie es in unseren Paket-Angeboten der Fall ist.
Wie lief die Namensfindung ab?
Wir haben versucht, einen Namen zu finden, der unseren Event-Charakter sowie den Tourismusanteil widerspiegelt. Als Kind habe ich den Zirkus Roncalli immer als hochwertige Marke wahrgenommen und das Zelt des Zirkus, das Dach, stand für mich für verschiedenste Attraktionen und Erlebnisse. Genauso wie Travelcircus heute für eine Vielzahl an Events und Erlebnissen steht.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Als unser allererstes Angebot, ein paketiertes Arrangement für einen Besuch in einem Klassikkonzert in der Frauenkirche Dresden inklusive 2 Übernachtungen in einem 5* Hotel in Dresden, ca. 60.000 Euro Umsatz generiert hat. Das war ein eindeutiges Zeichen.
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert und wie habt ihr euch bei der Planung unterstützen lassen?
Ich habe aus eigenen Mitteln die GmbH gegründet und habe damals auch nur den minimalen Betrag von 12.500 € eingezahlt. Eine Beratung habe ich nicht wirklich bekommen, sondern bin einfach naiv losgelaufen.
Wie habt ihr den Businessplan erstellt?
Es gab keinen Businessplan. Da ich Travelcircus am Anfang als 1-Man-Show gestartet habe, bin ich einfach losgelaufen und habe das Modell umgesetzt, Produkte eingekauft und über Vertriebspartner vertrieben. Gott sei Dank, war das erste Produkt so erfolgreich und profitabel, dass ich mit dem einen Produkt für den ersten Monat direkt profitabel war.
Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform online ging?
Um damals Kosten zu sparen, haben wir am Anfang mit Open Source Lösungen gearbeitet, um zuerst den Proof of Concept zu bekommen. Durch den erfolgreichen ersten Produktstart haben wir sofort versucht, international mit allen möglichen Gutschein-Plattformen zusammenzuarbeiten. Nach einem Jahr sahen wir dann aber die Schattenseiten dieses Ansatzes: Die Loyalität der neuen “Kunden” war schlecht. Viele Gutscheinplattformen gingen pleite. Uns war klar, dass wir mehr Unabhängigkeit und eine eigene Lösung benötigen. Gott sei Dank, hatte Mathias unser CTO und Mitgründer bereits seit mehreren Monaten an einer Lösung gearbeitet, mit der wir dann live gehen konnten.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in diesem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Die Branche enthält keinerlei Potential und Travelcircus sollte diese Nische weiterhin alleine bedienen 😉
Welche Vorteile bietet ein Online-Business für Gründer?
Ein Online-Business eröffnet die Möglichkeit der schnellen und internationalen Skalierbarkeit. Dadurch ergibt sich natürlich auch die Möglichkeit der Remote Arbeit. Da ich mit Online-Geschäftsmodellen wie Groupon und Mydriver “groß” geworden bin, könnte ich mir für mich persönlich keinen anderen Bereich vorstellen, da alles sehr dynamisch ist und man trotzdem nah am Kunden ist.
Welche Fehler habt ihr mit Travelcircus gemacht?
Wir haben tausende Fehler gemacht! Fehlende Due Diligence bei Vertriebspartnern oder Hotels, die insolvent gegangen sind und bei denen wir finanzielle Ausfälle hatten. Außerdem hatten wir Kandidaten eingestellt, die nicht zur Firma gepasst haben. Automatisierungsprozesse wurden am Anfang vernachlässigt. Unseren jetzigen CFO Kai hätten wir schon viel, viel früher einstellen sollen. Ein perfektes Data & Business Intelligence (BI) Setup hätten wir von Anfang an pflegen sollen, um zu verstehen, wo wir Traffic verlieren und welche Marketingkosten wir uns hätten sparen können. Anderen Gründern kann ich also nur raten, diese Fehler zu umgehen.
Phase 4: Wachstum
Was macht Travelcircus so besonders?
Unser Team ist schnell im Testen von Ideen, was uns von anderen unterscheidet. Funktionieren die neuen Ideen, können wir diese extrem schnell skalieren. Unsere Strategie hat sich in den letzten 2 Jahren stark verändert, sodass wir bei allen Themen eine internationale Skalierbarkeit benötigen und nicht mehr nur national denken.
Welche Marketing-Kanäle hast du mit Travelcircus bisher genutzt?
Die Klassiker Affiliate, Google und Meta funktionieren am besten. Kanäle wie OoH, Influencer Marketing, TV und Sponsoring haben wir zwar auch getestet, für uns haben sie jedoch nicht funktioniert.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Legt von Anfang an einen extremen Fokus auf eine funktionierende Tracking-Lösung mit hilfreichen BI Insights, die euch helfen, euer Produkt zu verbessern sowie einen Director Finance, der euch den Rücken frei hält.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.