Interview über den erfolgreichen Aufbau eines Online-Business
Gründer-Geheimnis Veertly: Das rasante Wachstum der hybriden Event-Plattform
Featured image: Pressefoto Veertly
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
-
Phase 3: Gründung
- Ihr habt euch für ein Online-Business entschieden: Warum lohnt sich das für Gründer?
- Lohnt es sich für Gründer, zukünftig neue Geschäftsmodelle für Online-Events zu entwickeln?
- Worauf sollten Gründer unbedingt achten, wenn sie eine Online-Plattform aufbauen?
- Welche Fehler habt ihr bei der Gründung von Veertly gemacht?
- Phase 4: Wachstum
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Durch die letzten Monate der Corona-Pandemie ist die Nachfrage an virtuellen Events rasant angestiegen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass auch das deutsch-schweizerische Startup Veertly auf diesen Hype wartete, um eine hybride Eventplattform aufzubauen. Doch die Idee dazu entwickelten die Gründer Joao Aguiam, Alex Spahn und Joschka Schulze schon 2019. Ihre Vision: Digitale Interaktionen völlig neu gestalten. Als flexible Plattform für Hybrid- und Online-Events. Dadurch sollen ihre weltweiten Kunden einen echten Mehrwert erleben, was unter anderem durch die Integration zahlreicher externer Apps mit 3D-Räumen oder virtuellen Whiteboards möglich ist.
Mit diesem Konzept konnte Veertly schon über 5.000 erfolgreiche Events durchführen und ein Team aus 20 Personen aufbauen. Namenhafte Kunden des Unternehmens sind unter anderem das Unicorn-Startup Personio, die Hochschule ETH Zürich und der Wirtschaftsverband BVMW. Erst kürzlich konnten die Gründer zudem umgerechnet knapp 1,9 Mio. Euro von Investoren einsammeln. Doch wie genau fing alles an? Und welche Erfolgsfaktoren waren entscheidend? Wir haben im Interview mit Alex erfahren, worauf es bei der Planung ankommt und warum sich die Gründer von Veertly für ein Online-Business entschieden haben.
Phase 1: Ideenfindung
Wann genau entstand eure Idee für Veertly?
Mein Mitgründer Joao und ich nahmen im September 2019 bei der YC Startup School an einem internationalen Programm teil, damals noch mit einer anderen Idee. Dabei fand jede Woche ein Video Call mit anderen Gründern statt, sogenannte Meetups. Wir waren begeistert, dass wir uns so in kürzester Zeit ein globales Netzwerk mit wirklichem Mehrwert aufbauen konnten. Und diese Möglichkeit der globalen Vernetzung wollten wir auch anderen Communities ermöglichen. Allerdings fanden wir selbst nach einer ausführlichen Marktrecherche kein Tool, das Networking per Video-Call mit allen Vorteilen ermöglicht. Also haben wir es selbst angepackt und entwickelten innerhalb von zwei Wochen einen ersten Prototypen – das war die Basis für Veertly.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Meetups sind als Treffen für Business-Gruppen, Networking-Events und im Freizeitbereich sehr beliebt, das war uns immer klar. Dabei standen wir von Beginn an in sehr engem Austausch mit unserer Zielgruppe und bemerkten schnell, dass es einen Bedarf an einer digitalen Plattform für virtuelle und hybride Events gibt, die Interaktivität wie bei physischen Veranstaltungen ermöglichen. Und es wurde immer deutlicher, dass dieser Bedarf in den kommenden Jahren steigen wird. Spätestens als Corona dann im Februar 2020 Europa erreichte, löste das einen regelrechten Hype aus und beschleunigte die Nachfrage bei Veertly um ein Vielfaches.
Wie entwickelt sich der Markt aktuell?
Wir arbeiten gerade stark an weiteren Funktionen für hybride Veranstaltungen, da wir erwarten und auch bereits bei unseren Kunden sehen, dass sie gerne wieder physische Events durchführen möchten. Allerdings wissen unsere Kunden auch die zahlreiche Vorteile von virtuellen Events zu schätzen. Wie zum Beispiel die Vergrößerung der Zielgruppe, die Möglichkeit Top-Referenten gewinnen zu können und auch die Nachhaltigkeit.
Phase 2: Planung
Welche ersten Schritte standen bei der Planung für Veertly an?
Die YC Startup School half uns sehr dabei, grundlegende Kenntnisse zum Thema Entrepreneurship zu erfahren sowie jede Woche konkrete Ziele zu definieren. Zudem kann ich jedem Gründer empfehlen, das Buch The Lean Startup zu lesen, denn es bietet wertvolle Tipps, wie man kosteneffizient eigene Hypothesen zum Produkt und der Zielgruppe validiert. Außerdem haben wir noch an zwei Inkubator-Programmen, CV Labs und Startplatz, teilgenommen. Wo wir für Veertly immer den Austausch mit anderen Startups geschätzt haben und auch der Zugang zu Mentoren bzw. Experten war hilfreich.
Wie habt ihr euren Businessplan erstellt?
Ehrlich gesagt fokussierten wir uns bei Veertly von Beginn an sehr auf das Produkt und die Kunden, deshalb entstand der erste detaillierte Businessplan erst ein Jahr nach der Gründung vor Gesprächen mit potenziellen Investoren. Zuvor haben wir uns online eine Businessplan-Vorlage heruntergeladen und einen oberflächlichen Plan erstellt. Dabei analysierten wir auch den Markt ganz genau, allerdings gab es vor der Corona-Pandemie noch nicht so viele Konkurrenten. Da in einer so frühen Phase viel Unsicherheit herrscht und zahlreiche Annahmen getroffen werden, erschien es uns nicht sonderlich hilfreich, mehr Zeit zu investieren.
Welche organisatorischen Schritte standen noch an, bis Veertly an den Start ging?
Ein wichtiger organisatorischer Schritt ist selbstverständlich die offizielle Gründung und Eintragung in das Handelsregister. Dabei macht es Sinn, im Vorfeld eine geeignete Gesellschaftsform auszuwählen. Mit der Gründung kommen auch einige weitere administrative Aufgaben hinzu, wie der Abschluss von Versicherungen, das Aufsetzen eines Gesellschaftervertrages, die Eröffnung eines Bankkontos und vielem mehr. Außerdem ist uns bei Veertly das Thema Datenschutz sehr wichtig. Daher definierten wir gemeinsam mit Datenschutzexperten Maßnahmen, damit wir die Ansprüche unserer Kunden erfüllen bzw. übertreffen können.
Welche technischen Herausforderungen musstet ihr zum Start bewältigen?
Generell ging Veertly sehr schnell an den Start, weshalb wir bereits in einer sehr frühen Phase Umsätze generieren und profitabel wirtschaften konnten. Allerdings stieß die erste Version von Veertly aufgrund der großen Nachfrage schnell an seine Grenzen, was die Teilnehmerzahlen und Events betraf. Deshalb fokussierten wir uns schnell darauf, die Plattform skalierbar zu machen und heute können problemlos über 10.000 Teilnehmer zeitgleich an einem Event teilnehmen.
Phase 3: Gründung
Ihr habt euch für ein Online-Business entschieden: Warum lohnt sich das für Gründer?
Digitale Plattformen, zumindest erste Prototypen, lassen sich häufig sehr kosteneffizient und ohne große Investitionen entwickeln. Somit ist die Eintrittsbarriere für Gründer auch ohne große Rücklagen oder Investoren gering. Ich persönlich finde ein Online-Business wie Veertly sehr spannend, da man ohne starken zusätzlichen Einsatz den Output erhöhen kann. In unserem konkreten Fall haben wir keinen personellen Mehraufwand und nur etwas höhere Kosten, egal ob sich 100 oder 10.000 Nutzer auf der Plattform befinden. Zudem ist es genial, Menschen überall auf der Welt zu erreichen. So konnten wir sehr schnell neben unserem DACH-Kernmarkt auch Kunden in den USA, Singapur, Japan und anderen EU-Staaten akquirieren.
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Lohnt es sich für Gründer, zukünftig neue Geschäftsmodelle für Online-Events zu entwickeln?
Der Markt für virtuelle und hybride Events wie Veertly ist noch sehr jung und besitzt ein enormes Wachstumspotenzial. Und das sind zwei sehr gute Indikationen dafür, dass es sich dieser Bereich als Geschäftsfeld lohnt. Denn Video Calls sind erst der Anfang, auch Hologramme und andere Technologien werden den Sektor in den kommenden Jahren stark verändern. Allerdings herrscht in so einem spannenden Markt auch automatisch ein sehr starker Wettbewerb. Deshalb dürfen sich Gründer nicht von den großen Playern und enormen Investitionssummen einschüchtern lassen.
Worauf sollten Gründer unbedingt achten, wenn sie eine Online-Plattform aufbauen?
Insbesondere in Europa müssen sich Gründer von Digital-Plattformen mit dem Thema Datenschutz befassen. Viele sehen dies als Hürde und mit einem kleinen Team ist es das auch nicht einfach zu meistern. Allerdings kann sich dies auch zu einem starken Alleinstellungsmerkmal entwickeln, was bei Veertly zutrifft. Außerdem ist es wichtig, sich die Unit Economics genau anzuschauen. Also wie viel kostet es mich, wenn sich ein Nutzer für eine bestimmte Dauer auf der Plattform aufhält. Daraus lässt sich der Preis ableiten, den man mindestens verlangen muss, um langfristig profitabel zu sein.
Welche Fehler habt ihr bei der Gründung von Veertly gemacht?
Wir haben uns sehr lang auf das Produkt sowie unsere Kunden fokussiert und sind dabei extrem stark organisch gewachsen. Rückblickend würde ich mich bei Veertly etwas früher auf aktives Marketing und den Vertrieb fokussieren, vor allem in einer solchen Hype-Phase. Zudem merken wir aktuell, dass es länger dauert Top-Talente zu identifizieren und einzustellen. Insbesondere in einer starken Wachstumsphase sollten sich Gründer intensiv mit dem Thema Recruiting befassen.
Phase 4: Wachstum
Was macht Veertly im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Wir bezeichnen uns gerne als Schweizer Taschenmesser für online und hybride Events sowie digitale Kollaboration. Dabei bietet Veertly eine breite Palette an Tool-Integrationen für Apps von Drittanbietern an. Zum Beispiel können digitale Whiteboards, 3D-Räume oder sogar Spiele direkt in einen Video Call eingebunden werden. Zudem lässt sich unser Look und Feel mit wenigen Klicks an das Branding der Kunden anpassen. Und wir achten extrem auf Datenschutz, als europäische Firma verstehen wir die lokalen Bedürfnisse unserer Kunden bzgl. der DSGVO.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher erfolgreich genutzt?
Generell setzen wir auf Social Media und sind dort sehr aktiv, aber auch der gute alte Newsletter ist bei uns im Einsatz. Darüber hinaus schaffen wir es auch ohne spezielle Anreize vom Empfehlungsmarketing zu profitieren. Denn viele Kunden sind von Veertly sehr überzeugt und empfehlen uns gerne weiter, dies wird verstärkt durch aktive Partnerschaften. Aber generell lohnen sich Online Marketing-Maßnahmen, da sich dort die Zielgruppe gut bestimmen lässt.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von Startups ist die Tatsache, dass die Mitgründer andere Ansichten besitzen und irgendwann nicht mehr dieselbe Vision teilen. Beim Gründerteam von Veertly fördern wir den offenen Austausch, es stehen No-Gos fest, aber auch detaillierte Zukunftspläne. Einer unserer Berater ist der erfolgreiche Moderator und Speaker Dan Ram. Sein Motto ist „Start now, start simple“, was wir auch verinnerlicht haben. Deshalb empfehle ich angehenden Gründern, ganz nach dem Lean-Startup-Prinzip, einfach mal loszulegen und Experimente durchzuführen.
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.