Die Geschichte des FinTech Startups
Gründer-Geheimnis Vickii: Aktien-Wissen für die Gen-Z
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Die Kombination aus trockenen Finanzthemen und trendigen Social Media Beiträgen kombiniert Vickii, um jungen Menschen eine App an die Hand zu geben, die mit spannendem Infotainment überzeugt. Mit 50.000 Euro aus eigener Tasche gründeten Alex, Maurice und Lukas im Alter von 22 Jahren ihr Startup und haben mit ihrer Entschlossenheit bereits einige Top-Investoren für sich begeistern können.
Zwei wissenschaftliche Arbeiten hat das Team über das Thema Investitionen veröffentlicht und dafür über 5.000 Umfragen durchgeführt. Mit einer erfolgreichen Beta-Version konnten sie außerdem weitere strategische Partnerschaften mit Unternehmen schließen. Heute steht das Startup kurz vor dem Markteintritt und das mittlerweile 10-köpfige Team freut sich schon jetzt darauf, die erste Produktversion zu launchen und für die große Warteliste an Interessierten zugänglich zu machen. Im Interview haben wir mit den drei Gründern gesprochen und sie zu ihrer Gründungsgeschichte befragt.
Phase 1 – Ideenfindung
Wie genau entstand die Geschäftsidee für Vickii?
Wir haben durch einen „Side Hustle“ im Bereich Eventmanagement und Jobs während der Semesterferien über die Jahre ein bisschen Geld gespart. Während der Corona-Lockdowns nutzten wir die Zeit, um uns intensiv mit neuen interessanten Themen zu beschäftigen. Wir wollten unser Geld mittel- bis langfristig anlegen. Wir haben schnell festgestellt, dass es schwierig ist, eine Plattform zu finden, die unseren Anforderungen entspricht und die uns die Chancen und Risiken bei Investmentideen verständlich darstellen konnte. Schließlich haben wir dann unsere eigenen Konzepte entworfen. Es gab aber tatsächlich nicht diesen einen Moment, in dem wir proaktiv beschlossen haben, unsere Idee umzusetzen. Eine Einladung für Lukas zur Clubhouse-App hat uns letztendlich dazu gebracht, unsere Idee einem Profi zu pitchen. Das Feedback war positiv und so haben wir dann unter dem Namen „Fair Capital“ das Konzept weiterentwickelt. Nach vielen Monaten harter Arbeit mussten wir dann unseren Lösungsansatz noch einmal umwerfen. Doch wir haben unsere bisherigen Erkenntnisse, Ergebnisse und Learnings genutzt, um das Projekt Vickii im November 2021 zu starten.
Warum habt ihr euch für den Namen Vickii entschieden?
Unsere Mission ist es, die Welt des Investierens für junge Menschen attraktiver zu gestalten. Der ehemalige Name „Fair Capital“ war für unsere junge Zielgruppe jedoch nicht ansprechend genug. Deswegen entschieden wir uns für ein Rebranding. Bei der Namensfindung wollten wir uns von den gängigen Finanzbegriffen wie „Trade“ oder „Invest“ abheben. Stattdessen wollten wir einen Namen wählen, der für junge Menschen attraktiver ist. Wir entschieden uns schließlich für den Namen Vickii, der an einen inspirierenden und kreativen Wikinger aus Kindheitszeiten erinnert, aber auch eine Assoziation mit der weltweit größten Informationsaggregation-Maschine hat und auch der Göttin des Ruhmes, Erfolges und Sieges. Bleibt nur noch die Frage der exotischen Schreibweise. Die drei “i” in Vickii stehen tatsächlich für das Kerngeschäft des FinTechs: investment inspiration & information.
Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unsere Finanzplattform verdient ihr Geld durch B2B Angebote wie die Vermarktung von Premium-Funktionen an Corporates als Mitarbeiterbenefit und eine Whitelabel SaaS-Lösung für Asset Manager sowie Privatbanken. Auf der B2B2C Seite verdient Vickii Geld durch gezielte Werbung von Finanzprodukten wie ETFs und durch Trades sowie die Neukundengewinnung für ihren Brokerage Partner als auch mit Premium Funktionen.
Wann habt ihr erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Es war ein aufregender Sommer für uns, als wir unsere Beta-Version erfolgreich lancierten und Hunderte von Nutzer die Plattform ausprobiert haben. Durch die Auswertung von Tausenden Umfragen und Gesprächen mit Nutzern wurde schnell klar: Es gibt Millionen von Menschen in Deutschland, die unsere Schmerzen und Probleme teilen. Unser Team hat hart gearbeitet, um die Plattform zu verbessern. Wir sind stolz darauf, sagen zu können, dass wir auf einem guten Weg sind, die Ziele zu erreichen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber wir sind bereit, uns der Herausforderung zu stellen und unsere Vision umzusetzen.
Phase 2 – Planung
Wie habt ihr euch informiert? Wie habt ihr euch bei der Planung unterstützen lassen?
Ohne die Unterstützung auf vielen verschiedenen Ebenen, hätten wir es nicht so weit geschafft. Wir haben erkannt, dass Mentoren das A und O für den Erfolg eines Unternehmens sind. Glücklicherweise hatten wir bereits bei den ersten Schritten erfahrene Mentoren an unserer Seite. Von diesen konnten wir viele wertvolle Soft-Skills lernen und mitnehmen. Jeder von uns Gründern hatte seine eigenen Ansprechpartner, Advisor und andere Gründer mit ähnlichen Positionen, was essentiell war. Ende 2021 hatten wir die Gelegenheit, an einem Inkubator-Programm teilzunehmen, in dem wir noch einmal viel lernen konnten. Tatsächlich haben wir es erfolgreich mit einem Pitch-Sieg abschließen können. Derzeit tauschen wir uns hauptsächlich mit anderen Gründern aus dem FinTech-Bereich aus. Dazu zählen zum Beispiel Max Linden von lemon.markets oder Marius Siegert von Sub Capitals und vielen mehr. Wir haben auch enge Beziehungen zu unsern Investoren und Geschäftspartnern aus dem Investmentbanking und der Startup-Szene aufgebaut. Wir danken wirklich allen Mentoren, Investoren und Geschäftspartnern, die uns auf unserem Weg unterstützt haben.
Wie habt ihr den Businessplan erstellt?
Wir haben uns auf eine eher ungewöhnliche, aber in dem Startup Lean Approach gängigen, Reise begeben, als wir unser Unternehmen aufbauten. Statt mit einem festen Businessplan zu starten, haben wir uns stattdessen auf Learnings, Feedback, Fehler und wachsende Qualitätsansprüche verlassen. So konnten wir das Unternehmen Schritt für Schritt verbessern. In der Anfangsphase war der Markt noch sehr locker und wir mussten uns nicht allzu sehr mit Umsatzerwartungen beschäftigen. Doch mit zunehmender Professionalisierung und steigenden Ansprüchen von Investoren, mussten wir uns schließlich doch mit dem Erstellen eines Businessplans auseinandersetzen. Dieser umfasst ein Pitch Deck, ein Brandbook, ein Marketing-Proposal, einen Finanzplan und eine Liquiditätsplanung.
Welche Schritte standen noch an, bis eure Plattform online ging?
In einer Welt, in der Technologie allgegenwärtig ist, ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, Schritt zu halten und sich von der Konkurrenz abzuheben. Obwohl wir mit Vickii über einen erfahrenen CTO und Unterstützung im Frontend verfügten, fehlte es an mehr Entwickler-Background. Um dieses Bottleneck zu minimieren, waren wir gezwungen, Geld aufzubringen, wollten jedoch gleichzeitig beweisen, dass es in der Lage ist, aus eigener Kraft ein erfolgreiches MVP zu bauen. Um die Bewertung des Unternehmens zu steigern und den Proof of Concept zu sammeln, hat unser Team hart gearbeitet, um die notwendige Basis für ein erfolgreiches Produkt zu schaffen.
Am Ende haben wir bewiesen, dass wir in der Lage sind, selbst in schwierigen Situationen erfolgreich zu sein. Wir konnten uns von der Konkurrenz abheben. Mit einem innovativen Produkt, unserem Aktientinder, haben wir den Finanzmarkt revolutioniert und wir bleiben ein Unternehmen, auf das man in Zukunft achten sollte.
Phase 3 – Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Die Welt der Investitionen und Geldanlagen hat in den letzten Jahren einen beeindruckenden Aufschwung erlebt, besonders im Bereich von Aktien und ETFs. Millionen von GenZ- und Millennial-Investoren haben sich in Deutschland allein seit 2019 dem Markt angeschlossen. Doch inmitten dieses Booms stellt sich die Frage: Was brauchen Menschen und Unternehmen wirklich und was nicht? Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und uns zum Ziel gesetzt, etwas Neues zu schaffen. Damit wollen wir unserer Generation, die aufgrund von Rentenlücken und anderen infrastrukturellen Problemen keine Wahl hat, die Möglichkeit bieten, erfolgreich und aus eigener Meinung heraus langfristig in ihre eigene Zukunft zu investieren. Wir als Gründer glauben fest daran, dass es in der Branche viele sinnvolle Lösungen gibt und streben danach, uns von der Konkurrenz abzuheben und einen Mehrwert für unsere Kunden zu bieten. Wir vertreten die Meinung, dass es nicht unbedingt notwendig ist, auf das nächste 30 Tage „buy now pay later“ Angebot zurückzugreifen oder uns aus einer Vielzahl von Brokern zu entscheiden, die alle dasselbe machen und sich nur marginal voneinander differenzieren.
Welche Vorteile bietet ein Online-Business für euch?
Die Welt des Unternehmertums ist ständig in Bewegung und Unternehmen müssen sich ständig anpassen, um erfolgreich zu bleiben. Wir haben uns mit Vickii auf Flexibilität und Skalierbarkeit spezialisiert und ermöglichen unseren Mitarbeitern von überall auf der Welt aus zu arbeiten. Dies ermöglicht ihnen, trotz hohem Arbeitsaufwand und Zeitdruck, „Workations“ wie einen Urlaub in Lissabon oder den Bergen zu genießen. Auf der anderen Seite ist das Unternehmen auch bei der Mitarbeitersuche nicht standortgebunden und kann weltweit Talente anziehen. Für Vickii ist die Skalierbarkeit ein grundlegender Baustein für den „Venture-Case“ und die kapitalistische Wachstum Vision des Unternehmens. Abgesehen von Sprachbarrieren wird das Unternehmen von uns bereits regulatorisch so aufgebaut, dass es in ganz Europa und den USA online gehen kann.
Gründen wird oftmals als unkompliziert dargestellt, aber wenn ihr zurückblickt: Welche Fehler habt ihr gemacht?
Die Gründung eines Unternehmens ist keine leichte Aufgabe. Es gibt viele Herausforderungen und Fehler, die unvermeidlich gemacht werden. Wir haben das am eigenen Leib erfahren müssen. Ein Fehler, den sie gemacht haben, war, Freunde und Bekannte einzustellen. Obwohl wir große Bemühungen unternommen haben, die Professionalität aufrechtzuerhalten, blieb die persönliche Komponente immer bestehen und führte in manchen Fällen zu Komplikationen und schmerzhaften Kündigungen. Auch bei der Finanzierungsrunde haben wir zu optimistisch gehandelt. Mehr als die Hälfte der Runde brach in der Woche des Notartermins auf einmal von allen Seiten zusammen, wie ein Kartenhaus. Ein harter Schlag für uns, als Gründerteam von Vickii. Es ist wichtig zu erkennen, dass die Gründung eines Startups voller Herausforderungen und Fehlern steckt. Wir haben das am eigenen Leib erfahren müssen, aber haben aus unseren Fehlern gelernt und sind bereit für die Zukunft.
Phase 4 – Wachstum
Was macht Vickii so besonders?
Vickii revolutioniert die Finanzbranche mit ihrer einzigartigen Plattform, die es Anlegern ermöglicht, ihre eigene Meinung über Finanzprodukte zu bilden. Als erste Plattform, die „Performance Marketing“ für Finanzprodukte Anbieter ermöglicht, ist Vickii in der Lage, die Inhalte von Finance Social Media zu filtern und zu ordnen und dieses Potenzial gezielt sichtbar zu machen. Diese Plattform ist speziell auf die Bedürfnisse der Generation Z zugeschnitten und macht Aktien einfacher und zugänglicher als je zuvor. Mit einer individuell maßgeschneiderten Depotbetreuung, sowohl für B2C als auch B2B im Highend-Segment für Asset Manager und Banken, bietet Vickii ein Höchstmaß an Flexibilität und Personalisierung. Vickii ist mehr als nur eine Plattform, es ist eine Investition in die Zukunft. Mit einem starken Team und Unterstützung von Top-Investoren, ist das Unternehmen bereit, die Finanzbranche auf den Kopf zu stellen.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt?
Vickii hat ihre Wachstumsstrategie erfolgreich auf verschiedene Kanäle ausgeweitet. Um den konkreten Kapitalbedarf herauszukristallisieren und die Finanzplanung nicht auf Annahmen basieren zu lassen, hat Vickii über Monate hinweg verschiedene Wege und Plattformen getestet, um die Conversion-Rate und die Akquisekosten pro wirklichen Nutzer zu analysieren und zu vergleichen. Online haben wir Instagram und TikTok Ads geschalten, was sich als erfolgreich erwiesen hat. Mit Kosten von unter 5 Euro pro neuem Power-User ist es wichtig, die signifikanten Mehrwerte für den Nutzer knackig und generationengerecht, gerne auch ein wenig humorvoll, zu kommunizieren. Offline hat das Unternehmen auch lokale Aktionen gestartet, beispielsweise an der Universität, in Vorlesungen und bei Initiativen. Dies hat sich ebenfalls als erfolgreich erwiesen, da es für die Menschen deutlich greifbarer und näher ist und das Interesse stärker triggert. Um diese Möglichkeiten skalierbar zu gestalten, arbeiten wir schon seit geraumer Zeit an einem deutschlandweiten Ambassador-Programm, das in diesem Jahr starten wird.
Gibt es noch weitere Strategien für Social Media?
Wir haben uns auf unsere „Personal Brand“ konzentriert und sind nun in Reels und auf TikTok zu sehen, um Content zu kreieren. Obwohl dies sehr zeitaufwendig ist, hat es sich in den ersten Anläufen als sehr erfolgreich erwiesen. Außerdem haben wir auch ein Referral-System eingeführt, durch das Nutzer Premium-Features nicht monetär erwerben müssen, sondern durch intensive Nutzung der App oder das Anwerben von Freunden freischalten können. Dies funktioniert nach dem Prinzip eines „Battle Pass“, wie man es aus Spielen wie Fortnite kennt. Diese Gamification regt die Nutzer dazu an, immer wieder zurückzukommen, um wertvolle Belohnungen zu erhalten.
Welche geheimen Tipps kannst du angehenden Gründern geben?
In der Welt der Startups ist es wichtig, sich auf erfahrene Mentoren zu verlassen, die einen durch das Minenfeld an potentiellen Fehlern aufgrund mangelnder Erfahrungen führen können. Das spart sehr viel Zeit und lässt euch mit wenig Ressourcen viel mehr erreichen! Es ist jedoch ebenso wichtig, das eigene Limit zu kennen und zu respektieren, um sich langfristig nicht selbst zu schaden. Ein sportlicher Ausgleich und die Fähigkeit, den Kopf auszuschalten, sind ebenfalls entscheidend, um erfolgreich zu sein. Anpassungsfähigkeit ist eine weitere wichtige Eigenschaft, da es wichtig ist, den Markt und den Wettbewerb ständig im Auge zu behalten und Trends frühzeitig zu erkennen und für die eigene Company zu nutzen.
Wie kann man sich auch als Unternehmen weiterentwickeln?
Wenn man eine Finanzierungsrunde anstrebt oder plant, sollte man diese Roadmap als wertvolles und wichtiges Feedback für das Startup betrachten. Genau hier wird man das erste Mal so richtig auf den Prüfstand gestellt und erhält wertvolle Insights. Absagen sind vollkommen natürlich und von guten Investoren und VC’s auch immer begründet. Ihr wisst dann genau, woran ihr noch arbeiten müsst. Legt euren Fokus auf diese Punkte und nach dem zehnten Nein wird die erste Zusage folgen, wenn ihr am Ball bleibt und nicht aufgebt!
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.