Interview über die Gründung und Entwicklung eines Online-Marktplatzes
Gründer-Geheimnis: Personalisierte Geschenkideen von MERSOR
Featured image: MERSOR
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
-
Phase 3: Gründung
- Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
- Welche Vorteile bietet für euch das Online-Business gegenüber dem Einzelhandel beispielsweise?
- Gründen wird oftmals als unkompliziert dargestellt, aber wenn ihr zurückblickt: Welche Fehler habt ihr mit MERSOR gemacht?
- Ihr setzt euch stark für das Thema Female Empowerment ein. Welche Erfahrungen habt selbst ihr als weibliche Gründerinnen gemacht?
- Was war euer Ziel bei der Gründung des Fempreneur Round Tables?
- Phase 4: Wachstum
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Egal ob auf der Suche nach Inspiration oder für den tatsächlichen Kauf des Geschenks: Wer den Shop von MERSOR öffnet, den erwartet schlichtes, elegantes Design und fein ausgewählte Lieblingsstücke. Die beiden Gründerinnen Lisa und Stella haben sich an dem Geschenkangebot anderer Anbieter gestört und wollten dieses um einen Ort voller Ideen erweitern. Noch während ihres Studiums haben sie ihren Plan in die Tat umgesetzt. Mit Nebenjobs haben sie sich damals über Wasser gehalten, da sie statt sich selbst zu bezahlen lieber neue Mitarbeiter eingestellt haben und das hat sich gelohnt!
Heute hat MERSOR nicht nur zahlreiche Fans auf Instagram und Co, sondern die beiden Gründerinnen konnten auch ihr Team erweitern. Sie erinnern sich noch gut an das erste Mal, dass sie auch sich selbst Geld auszahlen konnten. Auch einige Investoren wie Faraday und IBB Ventures und verschiedene Business Angels konnten die beiden für sich gewinnen. Das Netzwerken spielt auch beim Fempreneur Round Table eine große Rolle, den die beiden ins Leben gerufen haben. Mehr davon und einige ihrer Tipps und Learnings haben uns Lisa und Stella im Gründer-Geheimnis verraten.
Phase 1: Ideenfindung
Wie genau entstand die Idee für MERSOR?
Stella: Die verzweifelte Suche nach dem perfekten Geschenk kennt wahrscheinlich jeder. Im Jahr 2017 stand der 60. Geburtstag meiner Mutter an und ich war auf der Suche nach einem passenden Geschenk. Grundsätzlich liebe ich es, Geschenke zu machen und die besonderen Momente beim Schenken zu erleben. Zu ihrem runden Geburtstag wollte ich unbedingt ein persönliches und hochwertiges Geschenk machen, was aber zudem bezahlbar sein musste. Die Suche fiel mir gar nicht leicht! Vor allem das Thema „personalisierbar“ stellte mich vor eine echte Herausforderung. Hier hatte ich entweder die Wahl zwischen günstiger Massenware oder wirklich sehr teuren Luxus-Marken. So entstand die ursprüngliche Idee einer Marke, für personalisierbare und hochwertige Accessoires.
Wie ging es dann weiter?
Lisa: Seitdem haben wir unsere Geschäftsidee immer weiterentwickelt! Durch eine Kundenanalyse haben wir festgestellt, dass die meisten unserer Kunden unsere Produkte als Geschenk kaufen – genau wie Stella damals. Das war für uns der Anlass, sich den Geschenkemarkt einmal näher anzuschauen. Der Status Quo hat uns dabei sehr überrascht: Es ist richtig schwierig, stilvolle Inspirationen zum Thema Schenken zu bekommen und ein hochwertiges Geschenk zu finden – der Geschenkemarkt aktuell ist eingestaubt und altmodisch und es gibt keine klare Anlaufstelle. Das wollen wir ändern und bieten unseren Kunden an, sie entlang des gesamten Geschenk-Prozesses zu unterstützen. Bald launchen wir auch unsere ersten Geschenke-Features.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Stella: Wir haben uns direktes Feedback von unseren Kunden geholt. Vor allem zu Beginn waren wir immer wieder mit unseren Bestseller Produkten, wie den Schlüsselanhängern und Handyhüllen, ausverkauft. Das ist natürlich toll, allerdings auch sehr frustrierend aus Gründersicht. Seitdem wir 2020 von einer Online-first-Marke für personalisierte Accessoires zu einem vielseitigen Marktplatz gewechselt haben, mit einem Mix aus kleinen Labels, Jungdesignern und etablierten Traditionsmarken, haben wir dieses Problem nicht mehr so häufig. Inzwischen bieten wir den Kunden über 1.000 verschiedene Geschenkideen für jeden Anlass an!
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert und wie seid ihr dann mit MERSOR gestartet?
Stella: Um richtig loszulegen, bin ich auf entsprechende Messen gegangen und konnte dort erste, wichtige Kontakte knüpfen. Dabei wurde relativ schnell deutlich, dass ich eine angemeldete Firma benötige, um die Möglichkeit zu haben, erfahrene Lieferanten zu treffen. Daher wurde die GmbH gleich zu Beginn gegründet. Im Nachhinein hätte ich mir hiermit lieber mehr Zeit lassen sollen – es gibt viele Fördermittel, wenn man sich noch in der Gründung befindet. Diese konnten wir so nicht mehr in Anspruch nehmen. Bei der Vielzahl an Themen die mit einer Gründung einhergehen, war mir von Beginn an klar, dass ich einen Co-Founder im Team will und auch brauche. Lisa habe ich über eine Stellenanzeige kennengelernt. Wir haben uns die Bereiche klar aufgeteilt und treffen aber alle wichtigen Entscheidungen zusammen. So konnten wir schnell unterschiedliche Bereiche aufbauen!
Wie sah dann die Erstellung des Businessplan aus?
Lisa: Wir haben bisher nur einmal einen ausgeschriebenen Businessplan benötigt – das war für ein Bankengespräch. Wir sind aber ehrlich gesagt, keine großen Fans davon, da es relativ zeitintensiv ist und am Ende nur eine starre Momentaufnahme bildet. Wichtiger für uns ist der Finanzplan – mit dem wir nahezu täglich an Themen wie Umsatzplanung, Kostenplanung, Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Liquiditätsplanung, Marktgrößenberechnung, Personalplanung und dem Cap Table arbeiten. Entscheidend ist hier, am Anfang zu identifizieren, welche Kennzahlen wachstumsentscheidend sind. Für uns stehen hier die Unit Economics im Vordergrund. Wichtig ist, gerade am Anfang realistische Annahmen zu treffen. Dabei sind Abweichungen natürlich zu Beginn ganz normal – für uns war aber wichtig, die Planung so aufzubauen, dass wir den Forecast schnell anpassen können, sobald Abweichungen entstehen. Vor allem eine gute Liquiditätsplanung ist essenziell.
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Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform von MERSOR an den Start ging?
Stella: Bevor die Marke an den Start ging, habe ich mir die verschiedensten Shop-Systeme angeschaut, miteinander verglichen und mir Ratschläge von erfahrenen Gründern aus meinem Netzwerk eingeholt. Als kleiner Tipp zwischendurch: Generell ist Networking, auch schon vor der Gründung, eine sehr wichtige Grundlage. Nur so können Ideen validiert und Reichweiten aufgebaut werden. Wir haben uns dann schlussendlich für Shopify als Shoplösung entschieden und sind damit auch sehr glücklich. Nebenbei haben wir angefangen, auf diversen Social Media Seiten aktiv zu werden. Bevor die ersten Produkte verfügbar waren, haben wir Instagram und Pinterest als “Blogger” genutzt, die Markennamen gesichert und passend zu unseren Produkten Inspirationen gegeben. Als dann die ganze Infrastruktur stand, konnten wir so mit bereits über 1500 Followern im Rücken Live gehen.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Stella: Das Thema Schenken betrifft jeden von uns – unabhängig ob man Schenken mag oder nicht. Das Potenzial dieser Branche ist entsprechend groß! Gleichzeitig ist das Angebot für die Kunden nicht zufriedenstellend. Mit MERSOR haben wir den Pain Point der Branche erkannt und bieten unseren Kunden die perfekte Lösung: Inspiration, Kuration und Planung. Generell gilt: Wer gerne gründen möchte, sollte zuerst das Problem des Bereiches erörtern und dann ein Konzept entwickeln, dass dieses Problem löst.
Welche Vorteile bietet für euch das Online-Business gegenüber dem Einzelhandel beispielsweise?
Lisa: Freiheit und Flexibilität! Wir sind nicht an einen Standort gebunden, sondern können weltweit verkaufen. Dabei haben wir keine Öffnungszeiten, sondern sind 24/7 für unsere Kunden da. Das passt auch viel mehr zu unseren Team-Strukturen. Unsere Teammitglieder können von überall arbeiten und sich ihre Arbeitszeiten selbst aussuchen. Darüber hinaus lieben wir die vielseitigen Möglichkeiten, die sich durch digitalen Vertrieb ergeben und blühen richtig auf, wenn es darum geht, neue Kanäle zu testen oder neue Kampagnen zu entwerfen. Unsere Berliner Kunden haben aber auch die Möglichkeit, bei uns im Büro vorbei zu kommen und ihre Bestellungen abzuholen – so sind beide Seiten happy und wir freuen uns natürlich auch immer, unsere Kunden persönlich kennenzulernen!
Gründen wird oftmals als unkompliziert dargestellt, aber wenn ihr zurückblickt: Welche Fehler habt ihr mit MERSOR gemacht?
Stella: Rückblickend haben wir zu spät angefangen, Aufgaben früher abzugeben und hierfür das entsprechende Personal einzustellen. Das hat uns am Anfang das Leben definitiv schwerer gemacht als notwendig.
Lisa: Fehler bleiben nicht aus! Und das ändert sich auch nicht. Viel wichtiger ist es, wie man mit den Fehlern umgeht. Wir fangen uns als Gründerinnen hierbei immer gegenseitig auf! Das heißt wir sitzen glücklicherweise nicht allein im Boot, sondern haben eine Sparingspartnerin, die den Misserfolg genauso verarbeiten muss. Hierbei sollte man versuchen, sich auf die Learnings zu konzentrieren und schauen, was man das nächste Mal besser machen kann. Dafür nutzen wir in Teams mit unserem gesamten Team unseren Kanal „Fun Fact“ um auch Misserfolge mit Humor zu nehmen. Wichtig ist der Blick in die Zukunft!
Ihr setzt euch stark für das Thema Female Empowerment ein. Welche Erfahrungen habt selbst ihr als weibliche Gründerinnen gemacht?
Stella: Wenn ich mir die aktuellen Zahlen anschaue, bin ich immer wieder überrascht, wie wenige Gründerinnen es gibt. Es wird Zeit, dass sich das ändert! Lisa und ich haben vor zwei Jahren den „Fempreneur Round Table“ ins Leben gerufen – eine Eventreihe, die Gründerinnen und diejenigen, die es werden wollen, zusammenbringt. Mit einem Themenschwerpunkt pro Event und ausreichend Zeit zum Networken verbinden wir so Gründerinnen miteinander. Dieser Austausch ist immer inspirierend, ehrlich und offen. Wir merken bei jedem Event sofort, wie die Gründerinnen im Kontakt miteinander aufblühen. Wir sind der festen Überzeugung, dass Networking unter Gründerinnen ein wichtiger und entscheidender Baustein für den Erfolg ist. Leider ist unser Eindruck immer noch, dass Gründerinnen gerne mal unterschätzt werden. Bei uns beispielsweise sind viele Kontakte überrascht, wie datengetrieben unsere Entscheidungen gefällt werden. Wer mit uns zusammenarbeitet, sieht aber sofort, dass Daten und ihre Auswertungen ein starker Bestandteil unserer Strategie sind.
Was war euer Ziel bei der Gründung des Fempreneur Round Tables?
Lisa: Unser Ziel war es, eine Art „Safe Space“ zu kreieren, für offene Gespräche, Erfahrungsaustausch und Empfehlungen. Bei unseren Fempreneur Roundtable Events, merken wir immer wieder, wie hilfsbereit die Gründerinnen untereinander sind und wie sich durch den Austausch, neue ungeplante Synergien ergeben. Deshalb legen wir viel Wert auf möglichst viele unterschiedliche Perspektiven und Backgrounds, indem wir diverse Branchen und Stages einladen. Tolles Feedback erhalten wir auch von den Gästen – die meisten bleiben tatsächlich so lange, bis wir sie zum Schluss freundlich rausschmeißen müssen!
Phase 4: Wachstum
Was macht MERSOR so besonders? Beschreibt bitte eure einzigartige Strategie bzw. das Alleinstellungsmerkmal.
Lisa: Mit unserem Produkt- und Partnermix heben wir uns von unseren Wettbewerbern hervor. Bei der Auswahl der Produkte sowie der Umsetzung der Personalisierung steht ein zeitgemäßes Stilgefühl im Mittelpunkt. Dabei verbinden wir junge Labels mit etablierten Traditionsunternehmen. Für unsere Kunden bieten wir exklusive Geschenksets – nachhaltig, stilvoll und mit einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Darüber hinaus kommt es bei bei der Besorgung von Geschenken immer wieder zu Zeitdruck. Darauf sind wir vorbereitet und können selbst unsere personalisierten Produkte sehr schnell liefern. In Berlin ist sogar eine Same-Day-Delivery möglich. Unseren USP beim Thema Schenken möchten wir nun noch weiter ausbauen. Aktuell arbeiten wir an einer Geschenk-Management-Plattform mit vielen nützlichen Funktionen, um die Kunden, neben dem Shopping-Erlebnis, entlang des gesamten Geschenk-Prozesses unterstützen zu können. Es bleibt also spannend!
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt? Beschreibt bitte, was besonders gut funktioniert hat.
Stella: Unser Marketing stützt sich auf einem Mix aus Performance und Branding. Hierbei setzen wir auf eine Vielzahl an Kanälen, um eine ganzheitliche Marketing-Strategie umzusetzen. Wichtig sind hier sicherlich Instagram, Facebook, Pinterest und Google. Aber auch neue Plattformen wie TikTok probieren wir aus. Unser Learning: die Performance der einzelnen Kanäle hängen stark voneinander ab. Wichtig ist für uns daher die Performance im Gesamten zu betrachten. Hierfür ermitteln wir zum Beispiel den Blended ROAS, um die Marketing-Leistung einschätzen zu können.
Welche geheimen Tipps möchtet ihr angehenden Gründern geben?
Stella: Wie heißt es so schön – Perfektionismus ist des Unternehmer’s Tod. Einfach auch mal machen. Natürlich müssen einige Risiken vorher abgewogen werden, aber nicht zu verkopft an die Sache rangehen.
Lisa: Recherche ist gut und wichtig, aber nicht zu viel. Zeit ist eine wichtige Ressource – der richtige Einsatz ist entscheidend! Last but not least: Man erlebt als Gründer jeden Tag etwas Neues, hin und wieder sollte man sich die Zeit nehmen, das auch richtig zu genießen!
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.