Interview über die Gründung eines HR Tech Startups
Gründer-Geheimnis Workbee: Perfect Match für Pflegekräfte
Featured image: Workbee
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
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Phase 3: Gründung
- Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
- Workbee vereinfacht den Prozess der Jobsuche für Pflegepersonal – auch durch den Vorteil, dass die Suche ganz einfach online möglich ist. Welche Vorteile bietet ein Online-Business für Gründer?
- Gründen wird oftmals als unkompliziert dargestellt, aber wenn du zurückblickst: Welche Fehler habt ihr gemacht?
- Phase 4: Wachstum
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Gründer Steffen Biese war überzeugt: die Pflegebranche braucht eine HR-Plattform, die es möglich macht, den perfekten Job zu finden. Mit Workbee hat er gemeinsam mit seinem Team eine Alternative geschaffen, von der beide Seiten profitieren. Die Pflegekräfte können von einer digitalen Karriereberatung sowie einer bedürfnisorientierten Jobvermittlung Gebrauch machen. Die Arbeitgeber können hingegen ihre Stellen bestmöglich vermitteln. Ein Matching-Algorithmus sorgt für die perfekte Besetzung der Stelle.
Heute kann Workbee auf über 3.000 Matches zurückblicken. Besonders stolz ist Steffen auf sein Team, das trotz sehr limitierter Ressourcen in zwei Jahren aus dem Cashflow ein Unternehmen mit einem siebenstelligen Umsatz aufgebaut hat. Auch das positive Feedback der Kunden sowie der Kandidaten bestärkt ihn in seiner Geschäftsidee. Erst vor kurzem hat das Team erstmals externes Kapital im sechsstelligen Bereich von Business Angels aufgenommen, die alle aus dem HR- oder Pflege-Bereich kommen. Das stärkt nicht nur die finanzielle Grundlage, sondern auch die Expertise. Im Interview hat er uns sein Gründer-Geheimnis verraten.
Phase 1: Ideenfindung
Wie genau entstand die Idee für Workbee?
Mir ist aufgefallen, dass es sehr viele innovative Plattformen und Lösungen für Akademiker gibt, um sich über potenzielle Jobs und Arbeitgeber zu informieren. Dazu zählen zum Beispiel LinkedIn, XING oder Honeypot für Entwickler. Darüber hinaus sind tausende Headhunter im Markt, die Menschen in gutbezahlten Jobs dabei helfen, einen neuen Job zu finden. Doch bei Nichtakademikern sieht das anders aus. Obwohl hier der Fachkräftemangel in vielen Bereichen schon viel schwerwiegender ist, gibt es kaum Innovationen. Die beliebteste Jobplattform für diese Zielgruppe ist nach wie vor eBay-Kleinanzeigen. Mit Workbee wollten wir auch Nichtakademikern eine innovative Jobplattform und Headhunting-Experience bieten. Da ich selbst mal in einem Pflegeheim gearbeitet habe und schon vor Workbee in einem Startup in diesem Bereich gearbeitet habe, lag es für mich nahe, mich zunächst auf Pflegekräfte zu fokussieren.
Wie habt ihr das Konzept für Workbee geschaffen?
Ich bin ein großer Fan von dem Konzept „Lean Startup“, das den Kunden in den Fokus stellt und die Geschäftsidee an und mit ihm weiterentwickelt. Ich habe einfach schon zu viele Projekte gesehen, die an den Nutzern vorbei entwickelt wurden und trotz vieler Mittel nie einen Product-Market-Fit erreicht haben. Bevor wir also die Technologie entwickelt haben, habe ich erstmal mit hunderten Pflegekräften telefoniert, um zu erfahren, was sie bei der Jobsuche stört. In den Gesprächen ist herausgekommen, dass die Pflegekräfte mit der schieren Auswahl an Jobs überfordert sind. Alle Pflegeeinrichtungen suchen händeringend Pflegepersonal und buhlen um die Gunst der Bewerber. Mit dem Matching-Algorithmus von Workbee sehen die Pflegekräfte auf einen Blick, welche Jobs zu ihren Wünschen passen – ohne hunderte Jobs durchforsten zu müssen. Der Algorithmus berücksichtigt sämtliche Wünsche der Kandidaten und wird laufend weiterentwickelt, als Nächstes werden wir z. B. auch Benefits berücksichtigen.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Wir hatten sehr früh einen positiven Cashflow und sehr starke Unit Economics. Außerdem sind wir in einem riesigen Markt unterwegs und adressieren ein gigantisches Problem. Mit unserer skalierbaren Technologie haben wir die Grundlage geschaffen, um Millionen Menschen dabei zu helfen, einen besseren Job zu finden. Man darf eben nicht aus den Augen verlieren, dass es bedingt durch den demographischen Wandel einen immer größeren Pflegebedarf gibt. Wir sprechen schon jetzt von einem Pflegenotstand – wie wird es dann in 10, 15, 20 Jahren sein? Das Problem muss schon jetzt angegangen werden. Die zahlreichen Anfragen, die wir sowohl seitens der Pfleger als auch Unternehmen bekommen, bestätigen das.
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert? Und dann danach bei der Planung unterstützen lassen?
Wir haben ehrlich gesagt keine super großen Pläne aufgestellt, sondern einfach gemacht. Das meiste haben wir gelernt, indem wir mit potenziellen Kunden und Kandidaten gesprochen haben. Dabei ist aus meiner Sicht wichtig, dass man so schnell wie möglich versucht, das Produkt wirklich zu verkaufen. In normalen Interviews hört man häufig, dass jemand das Produkt potenziell kaufen würde – in der Realität sieht das dann aber oft ganz anders aus.
Wie habt ihr den Businessplan für Workbee erstellt?
Um mich gut vorzubereiten, habe ich in der Anfangszeit viele Podcasts zum Thema Pflege gehört und viele Bücher gelesen. Die beste Marktanalyse war aber tatsächlich die Interaktion mit echten Kunden und Kandidaten. Danach ging es schon los. Gestartet sind wir mit einer einfachen WordPress-Website mit einer Typeform und ein paar hundert Euro im Online-Marketing.
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Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform von Workbee an den Start ging?
Für die erste Version haben wir mit einfachen „No Code“-Tools gearbeitet, das heißt wir konnten auch ganz ohne Programmierkenntnisse starten. Auch juristische und administrative Themen sind wir erst angegangen, als ersichtlich war, dass die Idee im Kern funktioniert.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
HR Tech boomt! Der demografische Wandel hat gerade erst so richtig begonnen und stellt alle Industrieländer vor gigantische Herausforderungen. Allein der Pflege werden im Jahr 2030 laut Bertelsmann-Studie bis zu 500.000 Pflegekräfte fehlen. In anderen Bereichen sieht es ähnlich aus, es werden beispielsweise auch rund 230.000 Erzieher fehlen. Der War for Talents ist in vollem Gange und wird sich noch intensivieren – sämtliche Lösungen, die Arbeitgebern wirklich dabei helfen, erfolgreich Mitarbeiter zu finden und zu halten, haben aus meiner Sicht riesiges Potenzial. Allein in den USA wurden im letzten Jahr mehr als 7,5 Milliarden Dollar in HR Tech investiert.
Workbee vereinfacht den Prozess der Jobsuche für Pflegepersonal – auch durch den Vorteil, dass die Suche ganz einfach online möglich ist. Welche Vorteile bietet ein Online-Business für Gründer?
Ein Online-Business kann man definitiv sehr schnell und mit wenigen Mitteln am Markt testen. Zudem ist man viel flexibler darin, ein Geschäftsmodell anzupassen und neu auszurichten. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Online-Business ortsunabhängig aufgebaut werden kann – wir arbeiten als Unternehmen komplett remote und können so einen viel größeren Pool an Talenten ansprechen, wenn wir neue Positionen besetzen. Zu guter Letzt kann man ein Online-Business viel schneller skalieren und groß machen.
Gründen wird oftmals als unkompliziert dargestellt, aber wenn du zurückblickst: Welche Fehler habt ihr gemacht?
Ich habe vor Workbee schon einige Startups aufgebaut und dabei viele Fehler gemacht. So wollte ich zu schnell zu viel Kapital aufzunehmen oder zu viele Themen gleichzeitig angehen. Daraus habe ich natürlich jetzt gelernt. Dank Workbee habe ich außerdem erkannt, dass man bei allem Pragmatismus nicht zu spät die rechtlichen und administrativen Themen angehen sollte. Diesen Tipp kann ich anderen Gründern nur mitgeben.
Phase 4: Wachstum
Was macht Workbee im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Wir sind die erste Plattform, die Pflegekräften eine persönliche und komplett digitale Karriereberatung und Headhunting-Experience bietet. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Anders als klassische Headhunter sind unsere Einnahmen mit Workbee zudem nicht provisionsbasiert, sondern wir bieten den Recruiting- und Matching-Service zum monatlichen Festpreis an. Unsere Kunden kommen so deutlich günstiger an die passenden Talente.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr für Workbee bisher erfolgreich genutzt?
Für uns funktionieren die klassischen Social Media Kanäle sehr gut, insbesondere um passiv wechselbereite Pflegekräfte zu erreichen. Aber auch bewährte Kanäle wie Paid Search funktionieren gut. Aktuell experimentieren wir mit TikTok und konnten erste Erfolge erzielen.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Gerade in schwierigen Zeiten hilft mir der persönliche Austausch mit anderen Gründern. Bei Workbee haben wir außerdem früh Advisor wie den auf HR-Tech spezialisierten Company Builder allygatr mit an Bord geholt, die jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Als Gründer erlebt man viele Hochs und Tiefs – selbst bei den erfolgreichsten Startups ist das so, wenn man genauer hinschaut. Schwierige Phasen gehören ein Stück weit zum Alltag. Wenn man dies akzeptiert und antizipiert, geht man in der Regel gelassener damit um. Das Buch „The Messy Middle“ von Scott Belsky bringt das gut auf den Punkt und ist wirklich eine Empfehlung wert.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.