Interview mit dem AHO.BIO Mit-Gründer Jannis Birth
Jannis Birth: „Wir wollen Nachhaltigkeit und hochwertige Ernährung miteinander kombinieren“
Featured image: Katharina Bauer Photography
Inhaltsverzeichnis
- Jannis, wieso liegen dir Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung am Herzen?
- Was stört dich aktuell in der Lebensmittelbranche am meisten?
- Wie bist du bzw. seid ihr mit AHO.BIO gestartet?
- Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
- Wie unterscheidet sich dein Unternehmen von der Konkurrenz?
- Wie sehen konkreten Maßnahmen aus, mit denen du deine Umsätze erhöhst und dein Business erfolgreicher machst?
- Welche Meilensteine hast du mit deinem Unternehmen schon erreicht?
- Welche schlimmen Fehler sollten Gründer beim Geschäftsaufbau und der Finanzierung unbedingt vermeiden?
- Was sind deine Wachstumspläne für AHO.BIO für die Zukunft?
- Wie lautet dein ultimativer Geheimtipp für alle, die ein eigenes Business starten wollen?
- AHO.BIO beim Gründer.de Ostergewinnspiel
Gesamtes Inhaltsverzeichnis anzeigen
Jannis, wieso liegen dir Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung am Herzen?
Seit ca. 12 Jahren lebe ich vegan. Diese Entscheidung habe ich wegen meiner ethischen Perspektive und politischen Einstellung getroffen. Eine gerechtere, harmonischere und beschützte Welt für Menschen, Tiere und die Natur ist mir enorm wichtig. Neben moralischen Bedenken zum Fleischessen wollte ich aber schon damals, während meines Sportstudiums, eine langfristig nährstoffreiche Ernährung etablieren. Kollektive Nachhaltigkeit und individuelle Gesundheit geht bekanntlich nicht immer einher. Viele vegane Ersatzprodukte sind zwar lecker und erinnern an das gewohnte Essverhalten, sind aber ernährungsphysiologisch alles andere als ausgewogen. Bei AHO wollen wir echte Nachhaltigkeit und eine hochwertige Ernährung miteinander kombinieren.
Was stört dich aktuell in der Lebensmittelbranche am meisten?
Derzeit würde ich natürlich in keinen ETF investieren, wo weit oben Nestlé und Coca Cola stehen. Aber ganz ehrlich, wer ist schon perfekt. Eigentlich denke ich darüber kaum nach. Ich fokussieren mich darauf, was ich mit AHO erschaffen will und nicht, was andere eventuell schlechter machen. Wenn es mehr Leuchtturmprojekte gibt, die ein lokales Sourcing, regionale Wertschöpfungsketten, eine resourcenschonende Produktion und plastikfreie Verpackungen anbieten, bekommen die Big Player automatisch Wind vom Trend und ziehen nach. Für mich ist die dezentrale Nahrungsmittelproduktion hierzu ein Schlüssel in dieser abgefahrenen Globalisierung. Aber damit gehen Ideen einher, die in der Startupszene alles andere als beliebt sind: Wachstumsneutralität, ein realer Blick auf endliche Ressourcen und eine 20-Stunden Woche für alle Mitarbeiter:innen. Dafür gibt es halt keinen KfW-Kredit und auch keine BAFA-Förderung. In eine Firma die nach der Skalierung als Endziel keinen Exit hat, will niemand Risikokapital stecken.
Wie bist du bzw. seid ihr mit AHO.BIO gestartet?
Die Idee kam bereits vor 12 Jahren auf. Als ich Sportwissenschaften studierte und nach einer nährstoffreichen lokalen Alternative zu Superfoods aus Übersee gesucht habe, bin ich auf Urgetreidesprossen gestoßen. Durch den Keimprozess bekommt unverzüchtetes Getreide einen Nährstoffboost. Ich stand also in der Küche und zog die kleinen Wunderpflanzen im Regal. Anschließend stand ich vor dem Problem der nährstoffschonenden Konsverierung, denn ich wollte nicht jeden Tag Sprossen ziehen, sondern jeden Tag mit möglichst wenig Zeitaufwand Sprossen essen. Ich kaufte mir ein Dörrgerät und dehydrierte die Urgetreidesprossen bei 42° C in Form von kleinen Flachbroten. Immer mehr Freunde und Bekannte wollten meine gekeimten Rohkostcracker probieren und in ihre tägliche Ernährung etablieren. So kaufte ich mehr Dörrgeräte und irgendwann war die WG-Küche auf jeden Fall zu voll für meine private Produktion. Als ich dann vor ein paar Jahren aufs Land in ein Haus im Wald gezogen bin, haben wir uns im Nachbardorf eine Halle gemietet und 2020 unser Food Startup gegründet. Dafür haben wir einem Freund meines Vaters unsere Idee gepitcht. Als er unsere AHO Cracker probierte, war er überzeugt und lieh uns die 25.000€ Startkapital. Wir hatten sicher Glück bei ihm, er ist Triathlet, macht seit Jahrzehnten Sport, kommt als Millionär mit seinem Mini-Auto oder per Fahrrad vorbei, lebt in einem Passivhaus und achtet sehr auf eine ausgewogene Ernährung. Bei ihm haben alle Glocken geläutet.
Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Ganz einfach: Wir sourcen unsere Bio-Rohstoffe bei Landwirten, die möglichst nah an unserer Firma lokalisiert sind. Wir produzieren hier selbst vor Ort. Unsere Arbeitskräfte kommen hier aus dem strukturschwachen Raum, wo wir dezentrale Arbeitsplätze schaffen. Wir verpacken alles selbst und haben unsere eigene Logistik. Über 90% unserer Verkäufe wickeln wir direkt über unseren eigenen Onlineshop ab und dann beginnt das Spiel wieder von vorne. AHO ist eine echte D2C mit möglichst wenig Dienstleistern.
Wie unterscheidet sich dein Unternehmen von der Konkurrenz?
AHO macht nachhaltige Superfoods aus nährstoffreichen Sprossen. Alle die wirklich Wert auf echte Nachhaltigkeit und eine einfache gesunde Ernährung legen, sind bei uns richtig. In unserer spezialisierten Nische von gekeimten Saaten und Sprossen aus Getreide gibt es nicht viele Firmen. Wenn es “Konkurrenten” gibt, dann bringen diese das Randthema Sprossen und Gekeimtes voran und helfen damit der gesamten Branche. Mit vielen dieser Firmen arbeiten wir auch eng zusammen oder sind für sie Whitelabel-Produzenten. AHO ist ja nicht einfach irgendein Reseller. Wir entwickeln Rezepte, produzieren selbst und haben einiges Know-How in unserer kleinen Blase. Als Hardfact könnte ich zum Beispiel nennen, dass wir unser Urgetreide 60 Stunden keimen. Das macht sonst niemand und deshalb haben wir den höchsten natürlichen Spermidingehalt von allen Getreideprodukten. Aber hey, wer nicht in der Materie steckt, versteht wahrscheinlich eh nur Bahnhof. Unsere Kund:innen werden durch uns mehr und mehr über spannende Hintergründe aufgeklärt und bekommen z.B. durch den Newsletter Einblick in die kleine große Welt von Sprossen.
Wie sehen konkreten Maßnahmen aus, mit denen du deine Umsätze erhöhst und dein Business erfolgreicher machst?
Derzeit versuchen wir eher unsere Umsätze ein wenig zu verringern. Ein hoher Umsatz ist für AHO kein Garant für Erfolg. Momentan haben wir z.B. 40% unserer Mitarbeiter:innen in Quarantäne wegen Corona. Damit wir unser Auftragsvolumen abarbeiten können, brauchen wir weniger Bestellungen. Deshalb haben wir spontan unseren Adspend drastisch reduziert und die Neukundenakquise quasi ausgesetzt. Je nach Situation steuern wir unsere Umsätze durch ein gezieltes Performance Marketing. Das klappt mal besser und mal schlechter. Alles in allem sind wir aber sehr zufrieden mit den Sales und setzen vermehrt auf andere Werte wie das soziale Miteinander, eine bessere Zusammenarbeit und weniger Stress.
Welche Meilensteine hast du mit deinem Unternehmen schon erreicht?
Wir haben unsere finanzielle Wachstumsgrenze erreicht. Diese haben wir uns selbst gesetzt und jetzt gibt es ein Stopschild. Auf diesem Stopschild steht “Vorsicht, mehr ist nicht gleich mehr. Geh bewusst mit deinen Ressourcen um, verbringe mehr Zeit in der Natur, triff deine Freunde, sei für deine Familie da und denk nicht den ganzen Tag an die Arbeit. Es läuft gut und jetzt setzen wir auf Stabilität, statt auf ewiges Wachstum.”
Welche schlimmen Fehler sollten Gründer beim Geschäftsaufbau und der Finanzierung unbedingt vermeiden?
Scam Alert: Traue nicht jedem, der dir Geld leihen will. Wir haben monatelang mit einem Investor Kontakt gehabt, diesen mehrmals getroffen und lange Vertrauen aufgebaut. Er wollte uns 250.000€ leihen, weil er von der Nachhaltigkeit unseres Unternehmens überzeugt war. Wir wollten unsere Produktpalette erweitern und brauchten dafür Working Capital. Die Konditionen waren ok und nach ca. 9 Monaten Vertrauensaufbau willigten wir ein. Letztlich wurden wir um 40.000€ betrogen. Am Ende saß unser Geschäftsführer bei der Polizei, weil er von einer professionellen Mafia-Bande über den Tisch gezogen wurde. Gut, dass ihm nichts weiter passiert ist. Das Geld haben wir dennoch nie wieder gesehen. Für ein 1 Jahr altes Startup sind 40.000€ weniger auf dem Konto nicht wenig und wir mussten die Kosten für unsere Ware ja weiterhin vorstrecken. Wir standen mit einem Fuß in der Insolvenz. Daraufhin haben 12 Mitarbeiter:innen 3 Monate auf ihren Lohn verzichtet, wir haben jeden Tag alles gegeben und nach 3 Monaten hatten wir das Geld wieder drin und die Firma hat überlebt.
Was sind deine Wachstumspläne für AHO.BIO für die Zukunft?
Auch aufgrund der vorherigen Geschichte haben wir derzeit keinerlei Wachstumspläne für AHO. Zwar wachsen wir gerade automatisch, aber gleichzeitig reduzieren wir unsere insgesamten Marketingkosten auf ein Minimum. Wir legen für das nächste Jahr Wert auf mehr Teamevents, eine angenehme Arbeitsumgebung und viel Freude durch unser gemeinsames Wirken.
Wie lautet dein ultimativer Geheimtipp für alle, die ein eigenes Business starten wollen?
Trial and Error!
AHO.BIO beim Gründer.de Ostergewinnspiel
Genau wie Jannis Birth liegt auch der Gründer.de-Redaktion Nachhaltigkeit am Herzen. Deshalb verlosen wir tolle Produkte von AHO.BIO am 19.04.2022 im Oster-Gewinnspiel von Gründer.de. Das Oster-Gewinnspiel auf Gründer.de läuft vom 12.04.2022-20.04.2022. Jeden Tag öffnet sich ein neues Osterei mit einem tollen Gewinn eines aufstrebenden Startups. Also falls der Osterhase dich daheim vergessen hat oder du schon alles aufgefuttert hast, sicher dir jetzt deine Gewinnchance auf ein cooles Startup-Produkt! Doch damit nicht genug: Unter allen Teilnehmern an unserem Oster-Gewinnspiel verlosen wir 100 Messe- und 10 Premium-Tickets für Die Contra, die Conversion- und Traffic-Konferenz. Sei jetzt dabei!
DU willst deine KI-Skills aufs nächste Level heben?
WIR machen dich bereit für die Revolution
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ!
- Praxisbeispiele – sofort anwendbar für dein Business
- Aktuelle KI-Tools im Check
- Expertentipps für die neusten KI-Technologien
- Case Studies – von E-Mail-Marketing bis Datenanalyse
Ja, ich möchte den Newsletter. Die Einwilligung kann jederzeit im Newsletter widerrufen werden. Datenschutzerklärung.
Über den Autor
Luisa Kleinen
Luisa wurde 1996 in Bonn geboren und studierte nach ihrem Abitur Rechtswissenschaften mit Abschluss des ersten Staatsexamen (Schwerpunkt Internationales Strafrecht und Medienstrafrecht) an der Universität zu Köln. Parallel zu ihrem Studium war sie einige Jahre als Studentische Hilfskraft in der Forschungsstelle für Medienrecht an der TH-Köln tätig. Dadurch erhielt sie einen tiefen Einblick in das Medien-, IT- und Datenschutzrecht und sammelte erste redaktionelle Erfahrungen. Später arbeitete sie als Assistenz der Geschäftsführung in einem Gastronomiebetrieb und erweiterte hier ihre Kenntnisse im Personal- und Projektmanagement. Nach ihrem Praktikum in der Redaktion von Gründer.de, ist sie seit Juli 2022 als Junior Legal Managerin bei Digital Beat und Gründer.de tätig.