Interview über die Entwicklung eines einzigartigen Produkts
Gründer-Geheimnis Loupedeck: Konsole für kreative Köpfe
Featured image: Loupedeck
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Loupedeck hat drei Konsolen auf dem Markt: das Loupedeck+ als Legacy-Produkt, das Loupedeck Creature Tool als Hauptprodukt und das Loupedeck Live für Livestreaming. Somit kommen sowohl Fotografen oder Videografen als auch Streamer auf ihre Kosten. Programme wie Adobe Premiere oder Twitch werden so unterstützt, dass durch die Software verschiedene Knöpfe für bestimmte Aktionen vorprogrammiert werden können. Drag and Drop per Mausklick sind somit ein Ding der Vergangenheit, einer effizienten Arbeitsweise steht also nichts mehr im Weg.
Das Unternehmen der Gründer Felix Hartwigsen und Mikko Kesti mit Sitz in Finnland hat bereits einige Meilensteine in seiner Geschichte erreicht. So war schon die erste Finanzierungsrunde ein echter Erfolg: Nach zwei Tagen war das Ziel von 75.000 Euro erreicht, nach 30 Tagen bereits die fünffache Summe. Das Interesse der Kunden war also von Anfang an da. Weitere Investments folgen und auch das neue Produkt Live S wurde bereits im Vorfeld von 5.000 Interessierten unterstützt. Im Gründer-Geheimnis hat uns Co-Gründer Felix weitere spannende Insights verraten.
Phase 1: Ideenfindung
Wie entstand die Idee für Loupedeck?
Loupedeck ist ursprünglich als Ein-Mann-Projekt gestartet und wurde schnell sehr viel größer. Es war ein bisschen wie die klassische Geschichte der kleinen Garagenfirma, die sich rasch weiterentwickelt hat. Als ein kleines Team von Foto-Enthusiasten schlossen wir uns im Jahr 2016 zusammen, um mit dem Loupedeck ein Steuergerät zu erschaffen, das Kreativen die Bild- und Videobearbeitung erleichtern sollte. Nach erfolgreichem Crowd- und Seed-Funding stellten wir bald Leute für unterschiedliche Unternehmensbereiche, wie Marketing, Vertrieb, Customer Service etc. ein.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Auslöser für die Firmengründung war das Resultat einer viel zu großen und übersichtlichen Fotodatenbank. Mein Partner Mikko liebt das Fotografieren, war aber mit den zahlreichen und unübersichtlichen Möglichkeiten gängiger Bearbeitungssoftware überfordert. Schnell hat sich gezeigt: So wie Mikko geht es vielen Kreativen. So entstand die Idee für eine Hardware, die den kreativen Bildbearbeitungs-Prozess erleichtert. Für unsere erste Steuerungskonsole, das klassische Loupedeck, haben wir mit der Crowdfunding-Plattform Indiegogo zusammengearbeitet. Das war unser “Proof of Concept”, der Beweis, dass ein Markt für unsere Idee existiert. Durch diese Kampagne wurden namhafte Angel Investor aus Finnland auf uns aufmerksam, von denen wir einige an Bord holen konnten. Die Crowdfunding-Kampagne übertraf ihr Ziel um 488 Prozent und war damit ein voller Erfolg für uns. Die letzte große Series-A-Finanzierungsrunde mit Kapital von Razer und PlayVenture schlossen wir im Sommer 2021.
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert und wie habt ihr euch bei der Planung unterstützen lassen?
Wir setzen bei der Entwicklung unserer Konsolen vorrangig auf das Feedback der Leute aus der Branche. Unser Antrieb ist es, unsere Produkte stetig zu verbessern und aus Fehlern zu lernen. Nach der erfolgreichen Produkteinführung vom Loupedeck arbeiteten wir mit Adobe zusammen. Für uns als Start-up in der Techbranche war das natürlich eine riesige Ehre. Mit dem Loupedeck+ haben wir dann eine verbesserte Version auf den Markt gebracht. Auch hier sammelten wir Feedback von Kreativen aus den Bereichen Videoschnitt, Postproduktion und Audio. Es folgten das Loupedeck CT – unser Flaggschiff-Modell für Kreativprofis – und das Loupedeck Live für ambitionierte Streamer und Content Creator. Ende November erschien das Loupedeck Live S, das sich besonders an Live-Streamer richten wird. Dafür haben wir uns namhafte Hilfe von Thomas “Khaldor” Kilian ins Haus geholt. Als langjähriger Kommentator von E-Sports-Großevents kennt er die Bedürfnisse der Livestreaming-Zielgruppe bestens. Zusätzlich konnten wir mit Razer, der weltweit führenden Lifestyle-Marke für Gaming, einen starken Kooperationspartner gewinnen. Gemeinsam brachten wir jüngst den Razer Streaming Controller auf den Markt.
Wie habt ihr den Businessplan erstellt?
Ein Businessplan ist schön und gut, hat aber einen gewaltigen Nachteil: Er ist schnell überholt. Wir haben uns daher für einen Execution Plan entschieden. Darin haben wir definiert: Was ist unser Ziel? Und: Wie kommen wir dahin? Ein Finanzplan ist dabei unabdingbar. Er gibt eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel Geld beim Seed-Funding benötigt wird. Die Indiegogo-Kampagne war quasi unsere Marktanalyse. Dadurch lernten wir, was Nutzer suchen und wie wir sie ansprechen müssen. Mein Ratschlag ans Gründerteam: Stelle keine Kopie von dir selbst ein, sondern Leute, deren Skills sich ergänzen.
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Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform online ging?
Von der reinen Idee bis zum Produkt- und damit einhergehend auch Plattform-Launch, standen selbstverständlich einige Schritte an. Der Prozess lässt sich gut in zwei Phasen gliedern: Die Produktentwicklung und die Produkteinführung. Die Produktentwicklung umfasste bei Loupedeck einerseits die Software als digitales Element, wie auch den Controller als physisches Element. Der Controller war einwandfrei planbar, aber bei der Entwicklung digitaler Software ist der Weg das Ziel. Bedeutet: Die Software wird während ihres Lebenszyklus ständig überarbeitet, verbessert und für die Nutzer optimiert. Hier ist man eigentlich nie wirklich “fertig”.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in diesem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Durch die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Loupedecks können wir glücklicherweise gleich in mehreren Märkten aktiv sein. Die Branche der Creator Economy inkl. Gaming und Streaming bietet viel Potenzial, wächst aber auch rasant und wird dadurch immer umkämpfter. Die Stars der Streaming-Szene erreichen mit ihren Streams teilweise ein Millionenpublikum, was für Tech-Unternehmen wie uns einen großen Mehrwert bietet, denn es zeigt, wie groß das Interesse ist. Und auch Plattformen wie Twitch, YouTube und TikTok verzeichnen eine wachsende Community von Gamern. Generation Z kennzeichnet eine zunehmende Schnelllebigkeit. Digitale, bewegte Inhalte und Anwendungen werden innerhalb von Sekunden zu einem Flop oder einem (weltweiten) Trend. Ich würde Gründern in diesen Branchen daher empfehlen, auf einfache Handhabung, hohe Nutzerfreundlichkeit und Kompatibilität mit anderen Endgeräten zu achten. Wie ist es möglich, euer Produkt oder den Service ohne großen/mit minimalem Aufwand weiterzuentwickeln und zu optimieren? Reflektiert euer Produkt, das Unternehmen, den Markt, investiert in Weiterbildung und holt euch Meinungen von anderen ein. Nur so können sich langfristig gute neue Konzepte etablieren.
Welche Fehler habt ihr mit Loupedeck gemacht?
Da der Markt zu Beginn noch nicht so groß war, mussten wir viel Zeit und Energie in Education und Brand-Awareness investieren. Von der geleisteten Arbeit haben andere Hersteller später profitiert. Unser Vorteil lag darin, dass wir Zeit hatten, uns auszutesten. Die größte Herausforderung für die Entwicklung war aber ganz klar die Corona-Pandemie. Wir fertigen unsere Produkte in China, ein Großteil der dort Arbeitenden kam aus der Region von Wuhan. Was bedeutete, dass die komplette Produktion zwei Monate lang stillgelegt wurde. Als Start-up mit kleinen Lagerbeständen traf uns das besonders hart. In einigen Regionen waren wir restlos ausverkauft, wir konnten den Bedarf nicht decken. Als die Fabriken unter strengen Auflagen wieder öffnen konnten, traf uns mit der Komponenten/Rohstoffknappheit der nächste Schlag. Relevante Teile hatten teils 12 Monate und länger Lieferzeit.
Phase 4: Wachstum
Was macht Loupedeck so besonders?
Loupedeck-Konsolen ersetzen in kreativen Schaffensprozessen das umständliche Hin und Her mit Maus und Tastatur. Wofür zuvor mehrere Handgriffe und Eingabegeräte nötig waren, übernimmt jetzt die gewünschte Loupedeck-Konsole das Kommando. Unsere Vision ist, den Menschen den Spaß am Bearbeiten ihres Contents zurückzubringen – indem sie echte Tasten drücken und an Reglern drehen können, um Farbwerte anzupassen, Szenen auszuwählen, Inhalte zu erstellen, Spiele zu streamen und vieles mehr. Loupedeck-Konsolen verstehen sich als analoges Schweizer Taschenmesser für digital Kreativschaffende. Ein Werkzeug, das sich dank umfassender Integrationen mit jeder relevanten Kreativ-Software nutzen lässt – von Adobe Lightroom zu Photoshop, von Final Cut zu OBS.
Welche Marketing-Kanäle hast du mit Loupedeck bisher genutzt?
Zu Beginn fokussierten wir uns vorrangig auf Owned und Earned-Kanäle zur Steigerung der Brand Awareness, wie PR, Social Media und die Zusammenarbeit mit Influencern. Inzwischen schalten wir auch regelmäßig Anzeigen. Auf ausgewählten Messen, wie der Photopia oder TwitchCon, waren wir zuletzt ebenso mit einem Stand vertreten.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Fragt nach Rat: Sei es von anderen Gründern oder Menschen in eurem Netzwerk. Beim Aufbau eines Start-ups gerät man häufig in vermeintliche Sackgassen, an deren Ende es doch immer weitergeht. Rückschläge sind beim Gründen ganz normal. Wichtig ist, dass man sich nicht entmutigen lässt. Mit Hilfe von außen erkennt man den Weg meist deutlich schneller und gemeinsam erzielte Erfolge pushen dafür umso mehr. Und vor allem: Plant Pausen ein! Nehmt euch bewusst Zeit für euch und eure Familie. Wer 24/7 durchackert, verliert nicht nur die Freude an der Sache, sondern meist auch den Fokus und kann keine gute Leistung mehr bringen.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.