Interview über die Gründung eines nachhaltigen Startups
Gründer-Geheimnis PÁPYDO: Das Geschenkpapier aus Gras
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Geschenkpapier aus Gras, kann das überhaupt gut aussehen? – Das kann es! Mit tollen Motiven wie Kiefernzapfen, roten Kirschblüten oder trendigen Mustern, macht es Geschenke zum echten Hingucker. Der Online-Shop von PÁPYDO bietet auch die passenden Geschenkbänder und Accessoires wie Karten oder Geschenkanhänger. Gras ist als nachhaltiger Inhaltsstoff dabei besonders gut geeignet, denn es kann ohne den Einsatz chemischer Zusatzstoffe und Wasser aufbereitet werden. Außerdem wird über 90 Prozent Energie und 75 Prozent CO2 im Vergleich zu herkömmlicher Papierfaser mit langen Transportwegen gespart.
Kooperationen mit anderen tollen Unternehmen wie Westwing, Clinique oder Hugendubel machen die beiden Gründerinnen Melusine und Katharina besonders stolz. Außerdem sind die Produkte bereits in Filialen von Rewe und auch der BioCompany zu finden. Auch über finanzielle Meilensteine können sich die beiden Gründerinnen bereits freuen, in diesem Jahr planen sie bereits mit einem sechsstelligen Umsatz. Die Erfolge der beiden sind bemerkenswert, denn das Startup ist erst seit 2019 am Markt. Deshalb haben wir im Gründer-Geheimnis bei den Gründerinnen von PÁPYDO genauer nachgefragt.
Phase 1: Ideenfindung
Wie entstand die Idee von PÁPYDO?
Katharina: Die Geschäftsidee entstand im Frühling 2019 auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer in St. Gallen, wo wir studiert haben. An Weihnachten 2018, wenige Wochen vorher, war uns zum ersten Mal die Idee zu einer nachhaltigen Alternative zu herkömmlichem Geschenkpapier gekommen. Das war aber mehr so ein Gedanke wie „das wäre ja eigentlich ganz cool“. In den Wochen danach hat uns die Idee nicht mehr losgelassen und wir haben uns ein bisschen mehr in die Papierbranche eingearbeitet. Die genaue Geschäftsidee für das, was wir jetzt machen, kam dann im Februar und März.
Wie lief die Namensfindung ab und warum habt ihr euch für “PÁPYDO” entschieden?
Melusine: Der Name war eines Tages einfach in Katharinas Kopf – und mir hat der Name dann auch sofort gefallen. Er kommt von PAPYrus, was Papier auf Latein bedeutet und DOnum, was Geschenk bedeutet. Wir wollten einen Namen, der in Bezug auf seine Bedeutung zu uns passt und der „googlebar“ ist. Denn ansonsten geht man dort unter. Als wir PÁPYDO dann zum ersten Mal bei Google eintippten, um zu schauen, ob der Name schon „belegt“ ist, kamen keine Ergebnisse. Volltreffer also!
Wie habt ihr erkannt, dass es sich bei der PÁPYDO um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Katharina: Wir wussten, dass Nachhaltigkeit der Megatrend unserer Zeit ist und sich dieses Nachhaltigkeitsstreben auf alle Bereiche des Alltags ausweiten wird. Bei Geschenkpapier gab es allerdings noch nicht viele nachhaltige Alternativen und wir wussten beide, dass wir selbst gerne nachhaltiges Geschenkpapier kaufen würden. Bei einer Umfrage mit ca. 150 Teilnehmern bekamen wir dann auch von anderen direkt viel positives Feedback zu unserer Idee. Da Geschenkpapier auch ein Produkt ist, das praktisch jeder Mensch nutzt und es mit vielen Vertriebsmöglichkeiten gut skalierbar ist, wussten wir, das lohnt sich!
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert und wie seid ihr dann mit PÁPYDO gestartet?
Melusine: Wir haben in der Anfangszeit viel gelesen, viel im Internet recherchiert, mit Papierexperten von Universitäten, Hochschulen und Druckereien gesprochen. Katharina hat quasi ihre gesamten Semesterferien im Winter 2019 Dokumentationen zur Papierherstellung geschaut. Wir wussten ja zunächst überhaupt nichts über diese Industrie, was die Probleme sind und was der aktuelle Stand bei Nachhaltigkeitsthemen ist. Deswegen haben wir Papierfabriken kontaktiert um Papierproben zu bekommen und um so auch ein Gefühl für Preise, Abnahmemengen und für die Fragen, die die Produzentenseite theoretisch an uns stellen würde, zu bekommen. Dann haben wir uns (vor allem den deutschen) Markt angeschaut, um den potenziellen Wettbewerb einschätzen zu können.
Was war das Ergebnis?
Melusine: Wir haben kein Unternehmen gefunden, das 100% nachhaltiges Geschenkpapier anbietet, das wir kaufen wollten. Entweder gab es Unzulänglichkeiten oder Intransparenz bei der Nachhaltigkeit des Papiers oder noch sehr viel Luft nach oben beim Thema Design. Eine zufriedenstellende Kombination beider Komponenten ließ sich nicht finden. Dies hat uns in unserer Gründungsplanung bestätigt und im Juli 2019 haben wir die PÁPYDO UG dann offiziell gegründet.
Wie habt ihr den Businessplan erstellt?
Katharina: Der Businessplan war vor allem für uns als Leitfaden und Strukturschaffer sehr relevant. Schließlich hat man am Anfang nicht mehr als eine abstrakte Idee im Kopf, was werden könnte und ein niedergeschriebener Plan lässt einen sehr viel tiefer und praktischer sehen und stellt einen wichtigen konkretisierenden Schritt dar. Als erster Anhaltspunkt hat uns das Business Model Canvas sehr geholfen. Die Ergebnisse dieses Brainstormings haben wir dann für den Businessplan genommen. Für die Marktanalyse haben wir auch auf öffentlich zugängliche Studien (Thema Papiermärkte, Geschenkpapier, Entwicklung und Prognose) zurückgegriffen, von denen es zum Glück einige gab – zusätzlich zu der bereits angesprochenen potenziellen Kundenbefragung. Hier wollten wir abschätzen, ob das Thema “nachhaltiges Geschenkeverpacken” wirklich etwas ist, womit sich Menschen beschäftigen, welche Art von Menschen das sind und wie hoch die Zahlungsbereitschaft für solche Produkte ist.
Wie sah der Finanzplan aus?
Der Finanzplan war recht rudimentär und ungefähr, da wir keine Ahnung hatten, ob unsere Prognose sich so erfüllen würde. Wir haben uns dafür entschieden, erst einmal ein MVP (minimal viable product) zu “bauen”. Was uns hier zugute kam, war die Tatsache, dass wir keine sehr großen Anschaffungs- oder Entwicklungskosten hatten. So war die Kostenseite relativ schnell aufgestellt und es war klar, dass für die ersten Schritte unser von Praktikas erarbeitetes Geld zusammen mit der Unterstützung von Freunden und Familie ausreichen würde. Umsatztechnisch würden wir uns überraschen lassen.
Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform online ging?
Melusine: Einige. Wir mussten das Produkt komplett neu entwickeln, produzieren lassen, einen Lagerraum einrichten, eine Website bauen und einen Versandpartner suchen. Ein weiteres großes Thema war das Design. Wir hatten dafür so gut wie kein Budget eingeplant und haben schließlich auf meine Mutter zurückgegriffen, die uns die ersten Designs malte. Während sich Katharina weitere nachhaltige Accessoires überlegt hat, die wir ergänzend zum Papier anbieten wollten, habe ich unsere erste Website eingerichtet. Am 1. November 2019, pünktlich zur Weihnachtssaison sind wir dann Live gegangen.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in diesem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Katharina: Papier ist eines unserer ältesten Kulturgüter. Durch die Digitalisierung wird Papier gerade für zum Beispiel Zeitungen und Medien etwas unpopulärer, dafür tun sich neue Businessmöglichkeiten auf. Viele denken, dass man Papier nur aus Holz herstellen kann. Das stimmt aber nicht. Hier möchten wir Pioniere sein und auch andere Faserpflanzen als Papierprodukt normalisieren. Außerdem ist es schade, dass Papierprodukte so oft als Einwegmüll genutzt werden. Gerade was langlebigere Papierprodukte angeht, gibt es noch viel Potential.
Welche Vorteile bietet ein Online-Business für Gründer?
Melusine: Es bietet viele Vorteile. Seit der Gründung haben wir nicht mehr zusammen in einer Stadt gewohnt. Wir haben beide in der Zwischenzeit die verschiedensten Praktikas absolviert und jeweils ein Masterstudium in verschiedenen Ländern angefangen. Wir waren in Rom, Istanbul, Brüssel, Berlin, München, Frankfurt, Lissabon, Toronto und haben so die Flexibilität und Freiheit, die ein Online-Business bietet, vollständig ausgenutzt. Ohne diese Ortsunabhängigkeit hätten wir PÁPYDO wahrscheinlich nicht in dieser Intensität vorantreiben können.
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Welche Fehler habt ihr mit PÁPYDO gemacht?
Katharina: Wir haben viele Dinge gemacht, die man sicher hätte besser oder anders machen können. Aber wir haben wirklich aus allen Fehlern so viel gelernt, dass es gut war, dass wir sie gemacht haben. Ohne Fehler geht es nie, wichtig ist, dass man versucht, daraus zu lernen. Wir haben am Anfang zum Beispiel nicht genug Energie, Zeit und Budget für das Design des Geschenkpapiers eingeplant und somit dessen Stellenwert etwas untergraben. So mussten wir Last-Minute Entscheidungen treffen und u.A. Grafikdesigner beauftragen, die für unsere Bedürfnisse unterqualifiziert und überteuert waren. Wir haben Leute nicht nach Hilfe oder ihrer Meinung gefragt, die uns da hätten helfen können. Außerdem haben wir auch viele Fehler im Umgang miteinander gemacht, haben schlecht kommuniziert, haben uns dadurch enttäuscht oder verletzt. Manche Fehler haben uns Geld gekostet, manche Zeit, aber keiner hat uns zum Glück wirklich langfristig geschadet.
Phase 4: Wachstum
Was macht PÁPYDO so besonders?
Katharina: PÁPYDO ist eine persönliche Marke. Es ist eine Mischung aus uns als Gründerinnen, aus unseren Gedanken, Strategien und Werten. Wir sind also mehr als einfach nur ein anonymes Gebrauchsprodukt. Für uns zählt jeder Kunde gleich viel, egal, was und wie viel sie kauft. Außerdem sind wir natürlich das nachhaltigste Geschenkpapier auf dem Markt. Wir haben als erstes Unternehmen ausschließlich und von Anfang an Graspapier für unser Geschenkpapier genutzt. Wir drucken klimaneutral und mit besonderen, kompostierbaren Ökofarben. In Sachen Nachhaltigkeit gehen wir keine Kompromisse ein, weil wir beide uns selbst dazu verpflichtet fühlen.
Wie habt ihr Design und Nachhaltigkeit in Einklang gebracht?
Wir beide lieben auch schöne Dinge und besonderes Design und deswegen freut uns vor allem immer wieder, wenn die Menschen unsere Papiere sehen und einfach nur sagen: „Meine Güte ist das ein schönes Geschenkpapier“, „zu schön, um es zu verschenken“, „ich habe noch nie so ein hübsches Geschenkpapier gesehen“. Auch durch unsere Optik heben wir uns also vom Einheitsbrei und den langweiligen Designs ab, die es haufenweise in Supermärkten und Drogerien gibt. Das Leben ist zu kurz, um sich mit Sachen zu umgeben, die nicht schön sind. Oder um besondere Geschenke an liebe Menschen nicht wunderschön und hochwertig einzupacken.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr mit PÁPYDO bisher genutzt?
Melusine: Wir nutzen Pinterest, Google, Facebook und Instagram Ads und E-Mail-Marketing. Wir sind in Artikeln oder Anzeigen in Magazinen und Zeitungen erschienen, wurden im Radio und in Podcasts gespielt, haben Flyer verteilt und Affiliate ausprobiert. Natürlich arbeiten wir auch mit Influencern zusammen. Besonders am Anfang hatten wir immer nur sehr kleine Marketingbudgets und das eigentlich auch nur zu Hochsaisonzeiten. Deshalb arbeiten wir noch am perfekten Mix, können aber aktuell sagen, dass vor allem E-Mail-Marketing und organische Medienauftritte zusätzlich zur bezahlten Werbung zur Weihnachtssaison z.B. auf Facebook gut funktioniert.
Welche geheimen Tipps möchtet ihr angehenden Gründern geben?
Katharina: Besonders wichtig ist es, am Anfang sehr realistisch auf das Business Model zu blicken: den USP (unique selling proposition) herauszuarbeiten, zu schauen, ob es wirklich einen Product-Market-Fit gibt oder man es sich einfach nur sehr wünscht. Es ist außerdem wichtig, Überlegungen zum Marktpotenzial oder zu Zielgruppen auf Recherchen und Zahlen zu basieren und nicht nur von sich selbst auszugehen. Nur weil man selbst etwas vermisst oder gerne kaufen würde, gilt das nicht für „den Markt“. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, dann gilt es mutig zu sein, durchzuhalten, weiterzumachen, auch wenn es schwierige Phasen gibt. Positiv bleiben und es immer wieder wie ein Steh-auf-Männchen zu versuchen. Auf Leute zugehen, sich unterhalten und Augen, Ohren und vor allem das Herz offen halten für spannende Businessmöglichkeiten.
Melusine: Ein weiterer Tipp besteht darin, sich rechtzeitig Hilfe und Unterstützung bei den Themen zu holen, die andere einfach besser können. Man kann selbst nicht überall Experte sein und sollte bei manchen Themen auch nicht bis zum Umfallen versuchen, einer zu werden. In solchen Fällen gilt es, diese Themen schnell zu identifizieren und im besten Fall an eine andere Person “outzusourcen”. Das kann eine Mitarbeiterin, eine Agentur, ein Freelancer oder eine sonstige Person des Vertrauens sein. Geduld und Zuversicht sind außerdem der Schlüssel. Niemand hat immer und gleich von Anfang an Erfolg, denn wie alles im Leben gilt die Devise „mal gewinnt man und mal lernt man“. Ein anderer Spruch, den ich gerne verwende, wenn es mal nicht so klappt, wie man es sich vorstellt: „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut“. Alle Dinge brauchen Zeit, Energie und Investment, um zu wachsen.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.