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Damit die Stillzeit angenehmer wird

Gründer-Geheimnis NuNi: Mehr Komfort für stillende Mütter

Neugeborene und kleine Kinder müssen gestillt werden, oft auch nachts. Weil Still-BHs aber dazu neigen unbequem zu sein, haben sich die Gründer von NuNi eine Alternative entwickelt, um den Komfort beim Stillen zu erhöhen. Erfahre mehr zum ihrem Gründungsweg sowie ihrer Teilnahme bei Die Höhle der Löwen.

Ein Segen und ein Graus für stillende Mütter ist wohl der Still-BH. Um den Kleinen unkompliziert Milch zu geben ohne den BH ausziehen zu müssen oder um nachts den Milchaustritt abzufangen, sind diese geeigneter als normale BHs. Aber: sie sind nachts auch unbequem, eng und wenn die Brüste geschwollen sind, kann das sogar echt schmerzhaft sein. Jenny Reckmann hat das selbst erlebt und für sie und ihren Mann Jens war klar: Da muss eine andere Lösung her. Die gelernte Krankenschwester und der IT-Leiter haben also auf eigene Faust begonnen eine Alternative zu entwickeln. Dabei kam NuNi heraus! Mehr zu ihrer Gründerstory und ihren bisherigen Meilensteinen erfährst du im neuen Gründer-Geheimnis.

Idee und Gründung

Wie genau entstand die Geschäftsidee für NuNi ?

Die Idee zu NuNi entstand ca. drei bis vier Wochen nach der Geburt unserer ersten Tochter Ella. Mich hat es nachts sehr gestört, einen Still-BH zu tragen, weil ich diese immer als zu eng, unbequem und bei geschwollenen Brüsten und/oder Milchstau sogar als schmerzhaft empfand. Eines Nachts hatte ich dann einen Geistesblitz: wieso gibt es keine selbsthaftenden Stilleinlagen, die ich ohne Still-BH verwenden kann? Am nächsten Morgen sollte Jens mir dann solche Stilleinlagen kaufen: Google und Amazon gefragt und dann? Leider nichts. Es gab keine selbsthaftenden Stilleinlagen. Also musste eine Lösung her und wir begannen mit der Arbeit an NuNi.

Wie lief die Namensfindung ab? Warum habt ihr euch für “NuNi” entschieden?

Die Namensgebung war tatsächlich ein schwieriger Prozess. Ganz am Anfang war „my bodypad“ unsere Wahl – da wir ja ein Pad für den Körper entwickelt hatten. Also war das für uns naheliegend. Aber der Name war, naja, nicht „einfach“ genug. Wir haben uns dann immer vorgestellt, wenn eine Mutti unser Pad mal suchen sollte und dann Ihren Partner oder Partnerin fragen würde „Hey wo ist denn mein my-bodypad?“. Das war umständlich also musste etwas neues her. Auf den Namen „NuNi“ kam dann die Mutter von Jens. Wir, sowie sie selbst, wissen gar nicht mehr wie sie darauf kam aber irgendwann meinte sie „wie wäre es denn mit NuNi, für nursing night?“. Wir waren am Anfang skeptisch aber konnten uns immer mehr mit NuNi anfreunden: es klingt ein bisschen niedlich, einfach und hört sich viel besser an als my-bodypad.

Wie und wann habt ihr erkannt, dass ihr eure Idee in einem eigenen Unternehmen  umsetzen wollt?

Wir wussten das bereits einige Tage nach dem Geistesblitz. Je mehr wir darüber redeten desto mehr wussten wir: Daraus müssen wir ein Geschäft machen! Natürlich sind diese Gedanken irgendwo immer auch eine Art Traum, den man sich schön ausmalt und der einfach zu erreichen scheint. Aber wir waren uns von Anfang an sicher diesen Schritt zu gehen.

Wie ging es dann weiter? Was waren die nächsten Schritte für NuNi?

Da Jenny aus dem Pflegebereich kommt wusste sie sofort, mit welchen Materialien wir unsere Idee einfach mal testen konnten. Wir haben uns ein paar Klett-Muster bestellt und einige Hydrocolloid-Pflaster aus dem Bereich der Wundversorgung. Aus den Klettmustern haben wir Streifen geschnitten, auf ein Stück Pappe geklebt und probiert, ob man daran handelsübliche Einmalstilleinlagen befestigen kann. Und siehe da: es hielt! Da aber das Hydrocolloid viel zu stark auf der Haut haftete fingen wir dann relativ schnell an mit dem Material Silikon zu experimentieren. Dann kam ganz viel Ausprobieren, Scheitern, Verzweifeln, Ausprobieren, Scheitern, kleine Erfolgserlebnisse und so weiter.

Durch Zufall haben wir von dem Gründerstipendium NRW erfahren und haben uns beworben – was haben wir schon zu verlieren. Als wir die Jury überzeugen konnten und uns über den Zuschuss von 12.000 Euro gefreut haben, ging es weiter mit dem Testen und langsam aber sicher zur Suche nach geeigneten Lieferanten. Nach sehr vielem hin und her und einem großen Tal der Tränen, als alles unmöglich schien, haben wir es Ende 2022 endlich geschafft, ein marktreifes Produkt zu haben. Nach fast 2.5 Jahren Entwicklung.

Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Was würdet ihr das nächste Mal nicht nochmal so machen?

Das ist in der Tat eine wertvolle Frage. In unserer Anfangsphase, wie vermutlich bei den meisten Startups, gab es Situationen, die wir rückblickend anders angehen würden. Ein Schlüsselmoment war die Erkenntnis, dass eine sorgfältige Planung und die Entwicklung einer Art Strategie für alle Aspekte des Produkts nicht zu vernachlässigen sind, obwohl wir immer auch getrieben waren von der Geschwindigkeit und einfach: try and error.

Wir haben gelernt, dass es nicht nur um die Geschwindigkeit geht, sondern auch um Planung. Also die Balance finden zwischen „etwas Neues einfach probieren“ und vorher „alles bis ins Kleinste Detail planen“. Das schaffen wir sicherlich heute immer noch nicht perfekt, da wir es nach wie vor mögen, etwas Neues zu wagen, aber wir werden besser.

Jedes „Error“ ist ja auch eine Möglichkeit zu wachsen, jedes „Try“ ein Schritt näher zur Lösung oder zum Erfolg. Vielleicht ist das tatsächlich die große Stärke von Startups. Nimm etwas, probiere es, nutze es oder schmeiß es wieder weg. Das kostet natürlich manchmal Geld und vor allem jede Menge Nerven, aber uns hat es auch etwas Wichtiges gezeigt: Gib nicht auf, solange du an dich und deine Idee glaubst.

Die Branche 

Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum habt ihr euch für diesen Bereich entschieden?

Das Potenzial allein in Deutschland sind jedes Jahr ca. 750.000 neue Mütter. Davon stillen ca. 90 Prozent zumindest in den ersten drei Lebensmonaten. Also der TAM (Total Addressable Market) in Deutschland ist schon nicht gerade klein. Außerdem ist es doch so, dass wir Menschen für drei Sachen gerne Geld ausgeben: Hochzeit, Kinder und gutes Essen. Wir sind in einem Markt, der durch große Emotionen geprägt ist. Die Schwangerschaft, Geburt, das erste Kind: Hier werden Kaufentscheidungen anders bewertet als zum Beispiel bei Socken. Wir sind sicher, dass Mütter, um in dieser stressigen Phase des Lebens ein wenig Komfort zu erhalten, bereit sind, hierfür Geld auszugeben und sehen bei unserem Produkt eine bisher nicht gefüllte Nische.

Welcher Trend gerade sehr präsent ist, ist die BH-freie Zeit. Gerade die jungen Leute verzichten heute oft komplett auf einen BH, selbst einige bekannte Influencer gehen diesen Trend mit. Das spielt uns natürlich in die Karten, denn genau für die stillenden Mütter, die sowieso keinen BH tragen wollen, ist NuNi die super Lösung! 

Welche Meilensteine habt ihr mit NuNi schon erreicht?

Unser erster Meilenstein war die Anmeldung des Patentes auf NuNi, da wir nicht wollten, dass jemand anderes diese Idee einfach so nachmachen kann. Die Anmeldung des Patents erfolgte Anfang 2021. Danach war sicherlich der nächste große Meilenstein der Gewinn des Gründerstipendiums NRW bei welchem wir 12.000 Euro Zuschuss zur Gründung erhalten hatten. Neben dem Geld war auch die Bestätigung ein richtiger Boost für uns. Als nächsten Meilenstein kommt dann definitiv der Start des Verkaufs im Oktober 2022 und danach die Show „Höhle der Löwen“. Der letzte Meilenstein, ca. Mitte 2023, war dann die Verlagerung der Produktion der Stillpads von China nach Deutschland. Diese Verlagerung wollten wir schon immer vorantreiben, da wir Qualität „Made in Germany“ wollen! Und jetzt sind wir sehr auf die nächsten Meilensteine gespannt, wie die Erweiterung des Produkt-Sortiments (PS: da kommt 2023 noch etwas 😉 ) und die Expansion auf weitere Märkte wie die DACH Region und Frankreich/Belgien.

Was macht NuNI so besonders? Wie grenzt ihr euch von der Konkurrenz ab?

Mit uns kannst du ohne Still-BH trotzdem den auslaufsicheren Schutz einer Stilleinlage genießen. Damit sind wir einzigartig und grenzen uns ganz klar von der Konkurrenz ab. Unsere Strategie ist es, Komfort zu verkaufen! Die Stillzeit ist anstrengend, sie ist stressig und sie erschöpft die Mutter. Die Nächte sind kurz und das Kleinste hungrig. In dieser Zeit möchten wir mit NuNi zumindest etwas mehr Komfort bieten und vor allem die Nächte erholsamer machen, indem kein Still-BH mehr einschnürt, drückt, spannt oder schmerzt!

Alltag

Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt? Was hat gut funktioniert, was nicht?

Bisher haben wir verschiedenste Offline- und Online-Kanäle ausprobiert. Offline waren wir auf Hebammen-Kongresse und Babyfachmessen wie der Babini in Hamburg. Zum Einen möchten wir die Hebammen von unserem Produkt überzeugen und zum Anderen natürlich auch direkt die Muttis. Das Feedback von diesen Offline-Kanälen war wirklich durchweg positiv und hat sicherlich unsere Bekanntheit gesteigert.

Online machen wir „klassisches“ Performance Marketing bei Google und Meta (Facebook/Instagram). Das funktioniert für uns, obwohl wir erst ganz am Anfang sind und ein Mini-Marketing Budget (dreistellig pro Monat) haben, erstaunlich gut. Unser CAC liegt teilweise bei unter 2€. Hier werden wir sehr zeitnah an einigen Schrauben drehen und das Budget erhöhen.

Was Anfangs überhaupt nicht funktioniert hat war Meta. Zum Einen ist die Business Suite für uns als Marketing-Laien absolut überfordernd aufgebaut und erschlägt einen mit Funktionen. Da haben wir Anfangs sicherlich viel Geld verbrannt, da wir auch keine Conversions getrackt hatten. Wir haben allerdings auch leider kein Geld für einen Marketing-Experten und daher betrachten wir dieses anfängliche Scheitern als gutes Lehrgeld.

Wann und Warum habt ihr euch entschieden, euch mit NuNi bei Die Höhle der Löwen zu bewerben?

Das war schon immer im Hinterkopf tatsächlich. Am Anfang rein aus Marketing-Gründen und gar nicht mal so sehr mit dem Fokus, hier ganz konkret einen Investor in unsere Firma zu holen. Nach ca. 2 Jahren Entwicklung an NuNi waren wir aber an einem Punkt angekommen wo wir dachten: Wir brauchen definitiv einen Investor! Nicht unbedingt wegen des Geldes (natürlich auch) sondern vielmehr wegen den Erfahrungen und Kontakten. Es ist unglaublich anstrengend und schwierig, sich von null auf eine Firma aufzubauen: Gründung, Rechtliches, Steuern, Verpackung, Produktion, Designs, Webshop, Social Media, Buchführung etc. Zur Erinnerung: Jens arbeitet auch Vollzeit und wir haben zwei Kinder, wobei die kleinste, Anni, erst 1 Jahr alt ist jetzt. Wir haben NuNi also auch zwischenzeitlich „zwischen Tür und Angel“ aufgebaut und an einigen Tagen den Wald vor lauter Bäumen gar nicht mehr gesehen.

Als diese Erkenntnis da war, gemixt mit dem Wissen, dass wir ein super innovatives Produkt haben, waren wir sicher, dass uns „Höhle der Löwen“ absolut helfen wird! Wir haben uns im November 2022 beworben und relativ schnell die Zusage bekommen. Im Januar 2023 ging es direkt zur Aufzeichnung nach Köln.

Was hat sich seitdem für euch geändert?

Hier würden wir gerne zwei Aspekte nennen. Einmal direkt nach der Ausstrahlung. Auf dem Rückweg nach der Aufzeichnung haben wir erst realisiert: Nils Glagau investiert in uns! Wahnsinn. Wir hatten mit Nils Team einen super produktiven und lehrreichen Austausch und haben sehr zeitnah nach den vielen Gesprächen eigentlich alles auf links gekrempelt: neue Website, neue Design Sprache, neue Verpackung, neuer Social Media Auftritt. Leider haben wir uns dann aber gemeinsam dazu entschieden, das Investment nicht durchzuziehen.

Danach haben wir Vollgas gegeben, um für die Ausstrahlung alles parat zu haben. Nach der Ausstrahlung war bei uns für 2-3 Wochen landunter!!! Wir kamen mit den Bestellungen gar nicht mehr hinterher und haben an einigen Abend gedacht, dass wir das alles nicht mehr schaffen. Durch die wahnsinnige tolle Unterstützung unserer Familie konnten wir es aber durchhalten und haben – hoffentlich – alle unsere Kunden glücklich gemacht!

Wir haben ganz viele großartige Nachrichten bekommen, teilweise auch von Männern, wie toll sie den Pitch fanden, wie super unser Produkt ist und wie traurig viele Mütter waren, dass es NuNi während Ihrer Schwangerschaft noch nicht gab. Das ist auch bis heute noch so und freut uns sehr! Zudem haben wir auch ganz viele, spannende Anfragen von anderen Firmen erhalten, wie zum Beispiel nach Kooperationsmöglichkeiten oder Partnerschaften. Es hat sich also in allen Fällen mehr als gelohnt!

Habt ihr einen spannenden Tipp für angehende Gründer?

Das klingt jetzt abgedroschen aber: Glaubt an euch! Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen wenn ihr der Überzeugung seid, dass eure Idee etwas großes werden kann! Und nutzt definitiv KI! Fragt ChatGPT was es von eurer Geschäftsidee hält und wir sind uns sicher, dass ihr sehr schnell, sehr viel lernen werdet.

Nutzt ihr KI-Tools, um euch den Arbeitsalltag zu erleichtern? Wenn ja, welche sind das und wie genau wendet ihr diese an?

Absolut. Über ChatGPT, Bard oder Canva nutzen wir einige Tools mit KI Integration. Wir müssen ganz klar sagen: ChatGPT war ein Meilenstein für uns und ist es sicherlich für jeden Gründer der nicht auf etliche Abteilungen, Experten und Know-How zurückgreifen kann. Wir nutzen ChatGPT für viele unserer täglichen Aufgaben: Marketing, SEO, E-Mail Templates oder einfach als unseren „Kritiker“ und Marktforscher. Da wir viel experimentieren, challengen wir ChatGPT gerne mit neuen Ideen, die die KI für uns „kaputt“ oder „besser“ machen soll. Uns wird damit deutlich aufgezeigt: Was könnte hierbei nicht funktionieren oder wie könnte es noch besser werden. Es ist erstaunlich, wie diese neue Perspektive einem hilft und das eigene Denken erweitert.

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Über den Autor

Autorenprofil: Lea Minge

Lea Minge

Lea machte von Oktober 2022 bis Oktober 2024 ihr Volontariat bei Gründer.de. Sie war für die täglichen News zuständig. Im Bereich Wirtschaft, Startups oder Gründer hat sie den Überblick und berichtete von den neuesten Trends, Entwicklungen oder Schlagzeilen. Auch bei der Sendung “Die Höhle der Löwen” zeigte sie eine wahre Expertise und verfolgte für unsere Leser jede Sendung. Damit kennt sie die wichtigsten DHDL-Startups, -Produkte und Informationen zu den Jurymitgliedern. Daneben hatte sie immer einen Blick auf die neuesten SEO-Trends und -Anforderungen und optimiert fleißig den Content auf Gründer.de. Neue Ideen für Texte blieben da nicht aus. Schon früh interessierte sie sich fürs Schreiben, weshalb sie ein Studium in Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf absolvierte.

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