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Vom Aufstieg und Fall des deutschen Börsenlieblings

Wirecard-Gründer: Der sichere Abgang vor dem Börsen-Skandal

In kurzer Zeit wird das Startup-Unternehmen Wirecard zum Börsenliebling. Doch wiederkehrende Skandale werfen einen Schatten auf das Unternehmen und Konzernchef Markus Braun. Wir erklären alle Fakten rund um die Unternehmensgeschichte sowie den Wirecard-Skandal und stellen dir die wahren Gründer von Wirecard vor.

Wer sind die Wirecard-Gründer?

Am Anfang der Wirecard-Geschichte stehen die Wirecard-Gründer Detlev Hoppenrath und Peter Herold, ehemals Geschäftsführer der Securitas Internet Systems GmbH. Diese hatten 1997 eine revolutionäre Geschäftsidee: Mit Hilfe einer Software sollte das online Bezahlen für alle bequemer werden, ähnlich wie bei Paypal. In den neunziger Jahren steckte der Internethandel noch in den Anfängen. So startete beispielsweise Amazon, 1994 in Seattle gegründet, zu dieser Zeit erstmals vorsichtige Schritte auf dem deutschen Markt. Auch eBay steckte damals noch in den Kinderschuhen.

Detlev Hoppenrath
Bild folgt in Kürze
Geburtsort
Salzburg
Beruf
Gründer und Geschäftsführer
Unternehmen

Aktuell: Bushcraft Essentials GmbH

Früher: Wire Card AG

Website

https://www.bushcraft-essentials.com/de/

https://www.wirecard.com/de/

Peter Herold
Bild folgt in Kürze
Abschlüsse
Abschluss in Informatik und Direktmarketing
Beruf
Gründer und Geschäftsführer
Unternehmen

Aktuell: Xamine GmbH, Strategy Ventures GmbH

Früher: Wire Card AG

Website

https://www.xamine.com/de/

Wirecard: Die ganze Geschichte einfach erklärt

Für die Umsetzung der Idee der Wirecard-Gründer entwickelte ein fünfköpfiges Team daher im Rahmen eines Geschäftsbereiches der Securitas Internet Systems GmbH, eine Software in Kooperation mit der Online-Agentur Plan.Net. Die entwickelte Software ermöglichte es die Zahlungsdaten der Kunden an den Händler sowie an Kreditkartenorganisationen weiterzuleiten und zugleich mit Blick auf die Vertrauenswürdigkeit zu analysieren. Somit war mit Wire Card ein früher Payment-Service-Provider geboren. Mittlerweile bietet Wirecard seinen Kunden Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr, das Risikomanagement sowie die Herausgabe und Akzeptanz von Kreditkarten. Das Startkapital für das Projekt belief sich auf 1,5 Millionen Mark. Fertiggestellt wurde das Produkt im Oktober 1998. Unmittelbar im Anschluss gründeten Hoppenrath und Herold 1999 offiziell das Unternehmen Wire Card in München-Lehel.

Das Ausscheiden der Wirecard-Gründer aus dem Unternehmen

In der ersten Finanzierungsrunde erhielt das Unternehmen vom Münchener Wagniskapitalgeber Technologieholding (später 3i) 4 Mio. Mark. Anfangs galt das Geschäftsmodell noch als exotischund lockte vor allem online Glücksspiel- und Erotikanbieter an. 2000 wird Jan Marsalek als „Director Technology“ eingestellt, da dieser sich mit dem Wireless Application Protocol auskannte und bei seinem bisherigen Arbeitgeber Onlineshops und eine Anwendung zur Zahlung über Mobiltelefone entwickelt hatte. Im Dezember 2000 verließ der Wirecard Gründer Peter Herold den Aufsichtsrat. Kurz darauf wurde Markus Braun als „Chief Technology Officer“ von Wire Card eingestellt. Nachdem Wirecard den Firmensitz nach Aschheim (München) verlegt hatte, wechselte Hoppenrath im Mai 2001 in den Aufsichtsrat.

2002 übernahm die EBS electronic billing system AG (kurz: EBS) Wirecard. Im Zuge der Übernahme durch EBS kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Braun, Marsalek und Hoppenrath, so dass Wirecard-Gründer Hoppenrath im Oktober 2001 den Aufsichtsrat verließ. Damit sind 5 Jahre nach der Wirecard-Gründung beide Gründer endgültig aus dem Unternehmen ausgeschieden. In den folgenden Jahren entstanden immer mehr Tochterunternehmen wie beispielsweise die Wirecard Bank AG. Auch das Angebot wurde erweitert und umstrukturiert.

Internationales Wachstum und der Börsengang

Seit 2005 ist die Wire Card AG börsennotiert, nachdem Wirecard mit der InfoGenie AG fusionierte. Kurzdarauf wird das Unternehmen im TechDax aufgenommen. Zudem erhält die Wirecard-Tochtergesellschaft Wirecard Bank AG 2006 eine Banklizenz. Im August 2018 kam die Wirecard AG 2018 auf einen Börsenwert von rund 21,3 Milliarden Euro. Im September 2018 wird das Unternehmen in den Dax aufgenommen. Dies ist markiert den Höhepunkt des Erfolgs seit der Wirecard-Gründung. Ender 2018 kooperierte Wirecard mit mehr als 280.000 Unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt bot Wirecard Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen mobiles Bezahlen, E-Commerce, Finanztechnoloie und Mehrwertdienste an. Zu diesem Zeitpunkt ist die Wirecard AG bereits international tätig.

Der Bilanzskandal: Der Anfang vom Ende der Wirecard-Geschichte

Der Wirecard-Skandal: Was ist passiert?

Wirecard stellte infolge des Bilanzskandals im Juni 2020 einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung, nachdem bekannt geworden war, dass 1,9 Milliarden Euro „fehlten“. Und es kommen immer mehr dunkle Geheimnisse ans Licht: dubiose Deals, Auffälligkeiten beim Handel mit Wirecard-Aktie, Treuhandkonten in Asien sowie auffällige Treuhändlerwechsel. Die BaFin erstattete Anfang Juni 2020 Anzeige wegen Verdacht auf Marktmanipulation. Die Räumlichkeiten der Wirecard AG werden durchsucht. In Zuge des Skandals stürzte der Börsenkurs um mehr als zwei Drittel ab. Im August schied die Wirecard AG aus dem DAX und dem TecDAX aus. Kurz darauf folgten Rücktritt und Verhaftung von Markus Braun. Jan Marsalek wurde entlassen, tauchte ab und wird von der deutschen Polizei mit einem internationalen Haftbefehl wegen Betrugs gesucht. Im Oktober 2020 beschloss der Deutsche Bundestag die Einrichtung eines Untersuchungsausschuss zum Fall Wirecard. Mittlerweile steht jedenfalls eines fest: Es handelt sich um einen der größten Skandale der Börsengeschichte.

Die Geschichte geht weiter: Erste Anklage im Wirecard-Skandal

Mittlerweile ist die Aufdeckung des Wirecard-Skandal und der damit verbundene Börsenabsturz eineinhalb Jahre her. Damals hatte sich herausgestellt, das mehr als die Hälfte des Umsatzes erfunden war. Nun, im Jahr 2022, stehen wichtige Gerichtsprozesse im Fall Wirecard bevor. So steht unter anderem Markus Braun vor Gericht. In den kommenden Monaten will die Staatsanwaltschaft nun ihre Vorwürfe gegen des Ex Wirecard-Chef präsentieren und dann spätestens im März Anklage erheben. Zusammen mit Braun soll auch der Kronzeuge Oliver B. und ein weiterer ehemaliger Finanzmanager von Wirecard vor Gericht kommen.

Kann Wirecard überleben?

Wie es mit der Wirecard AG weitergehen wird ist noch unklar. Die Großbank Banco Santander (Spanien) übernimmt die Technologieplattform und einige verbliebende Mitarbeiter des Zahlungsdienstleisters in Europa. Dies gilt auch für die Mitarbeiter der Wirecard Bank AG. Sicher ist nur eins: Wirecard-Aktionäre gehen voraussichtlich leer aus.

Was wurde aus den Wirecard-Gründern?

Der Wirecard-Gründer Peter Herold blieb bis 2001 Geschäftsführer der Securitas Internet Systems GmbH. Parallel fungierte er von 1998 bis 2000 als Aufsichtsratsvorsitzender in der Wirecard AG. Im Anschluss führte er die von ihm 2003 geründete WMS Asset Management AG und 2007 das Marktforschungsunternehmen Xamine GmbH. Detlev Hoppenrath wechselte 2001 von der operativen Unternehmensebene in den Aufsichtsrat der Wirecard AG. Seine Aufgaben wurden von den anderen Vorstandsmitgliedern (u.a. Jan Masalek und Markus Braun) übernommen. Ende 2001 verließ er den Aufsichtsrat von Wire Card und widmete sich anderen Projekten. Keiner der Wirecard-Gründer ist nach bisherigem Kenntnisstand in den Bilanzskandal verstrickt.

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FAQ zum Wirecard-Gründer

Wer hat Wirecard gegründet?

Die Wirecard-Gründer heißen Detlev Hoppenrath und Peter Herold. Diese sind nicht in den Wirecard-Skandal verstrickt. Der Wirecard-Skandal ereignete sich unter der Geschäftsführung von Markus Braun und seinem COO Jan Masalek.

Welche Rolle spielt Oliver B. im Wirecard-Skandal?

Oliver B. spielt im Wirecard-Skandal eine wichtige Rolle. Er hatte für den Zahlungsabwickler zunächst die Banktochter aufgebaut und war in den vergangenen Jahren Statthalter des Unternehmens in Dubai. Er war zuständig für das Geschäft im Drittpartnern, die eine zentrale Rolle im Milliardenbetrug spielen.

Worum geht es beim Wirecard-Skandal?

Es wurde bekannt, dass 1,9 Milliarden Euro bei Wirecard schlicht „fehlten“. Danach kamen immer mehr dunkle Geheimnisse ans Licht: Dubiose Deals, Auffälligkeiten beim Handel mit Wirecard-Aktien, Treuhandkonten in Asien sowie auffällige Treuhändlerwechsel. Die BaFin erstattete daraufhin im Juni 2020 Anzeige wegen Verdacht auf Marktmanipulation.

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Über den Autor

Autorenprofil: Andreas Fricke

Andreas Fricke

Andreas war von März 2022 bis Februar 2024 in der Redaktion von Gründer.de. Hier verantwortete er die Bereiche Franchise- und Gründer-Verzeichnis, außerdem arbeitet er regelmäßig an neuen Büchern und eBooks auf unserem Portal. Zuvor hat er 5 Jahre lang in einer Online-Marketing-Agentur für verschiedenste Branchen Texte geschrieben. Sein textliches Know-how zieht er aus seinem Studium im Bereich Journalismus & Unternehmenskommunikation.

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