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Was als Selbstständiger wichtig ist

Selbstständig als Solist: Das kommt wirklich auf dich zu

Unternehmerischer Einzelkämpfer: 2022 wurden hierzulande 222.000 Firmen zur Vollzeit-Erwerbstätigkeit gegründet – also nicht bloß im Nebenerwerb. Die große Mehrheit, nämlich 83 Prozent, waren Solo-Gründungen, davon wiederum waren 57 Prozent ebenfalls Solo-Selbstständige.

Nun haben viele dieser Solisten mittel- bis langfristig sicherlich vor, sich angestellte Unterstützung zu holen. Vielleicht gehörst du ebenfalls zu dieser Gruppe. Bis dahin ist das Leben eines Solo-Selbstständigen jedoch von einigen Realitäten geprägt – sowohl positiver als auch negativer Natur. Wir zeigen dir auf den folgenden Zeilen anhand einiger Punkte, wovon das Dasein als selbstständiger Einzelkämpfer wirklich bestimmt wird.

1. Eine ganze Menge Regeln gelten für dich nicht

Hast du dir schon einmal die Mühe gemacht und recherchiert, welche Pflichten und Vorschriften ein Arbeitgeber beachten muss? Falls nicht: Man könnte damit problemlos ganze Aktenschränke füllen. Allein das Thema Arbeits- und Ruhezeiten ist enorm umfangreich. Dann der Themenkomplex Steuern, wo du als Arbeitgeber gefragt bist und deshalb eine ziemliche Menge an Mehrarbeit hast. Von einer enormen Bandbreite an Arbeitsschutzmaßnahmen ganz zu schweigen.

All das gilt prinzipiell schon dann, wenn du beispielsweise nur eine Teilzeitkraft oder gar einen Praktikanten beschäftigst. Und es wird noch komplexer, wenn es sich um Minderjährige handelt wie etwa Azubis.

Aber wenn du als Solist sowohl Chef als auch einziger Angestellter in Personalunion bist, dann kannst du praktisch sämtliche diesbezügliche Regeln ignorieren. Eine Ausnahme ist die Baubranche, wo seit einiger Zeit besondere Vorgaben in Sachen Arbeitsschutz gelten. Jenseits davon hast du völlig freie Hand.

Ja, das macht dir im Alltag sehr vieles einfacher, spart zudem eine ganze Menge Geld ein. Allerdings solltest du diese Abwesenheit von Vorgaben nicht nur positiv sehen. Denn je weniger du von den Vorgaben freiwillig applizierst (etwa, weil du keine Gefährdungsbeurteilung durchführst), desto weniger spontan kannst du sein, falls du doch einmal Verstärkung anheuern möchtest. Dann nämlich sind womöglich erst einmal kostspielige Änderungen in deiner Firma nötig.

2. Du musst alles allein machen – kannst es aber kaum

Wer sich selbstständig macht, ganz gleich in welcher Branche, der benötigt in jedem Fall drei unternehmerische Kernkompetenzen:

  1. Ein sehr hohes branchen- bzw. berufsbezogenes Fachwissen inklusive der Fähigkeit zu strategischer Planung.
  2. Umfassende Kenntnisse zum Thema Steuern und Buchhaltung.
  3. Zumindest Grundwissen in Sachen Marketing, Werbung etc.

Ersteres hast du wahrscheinlich sowieso. Außerdem dürfte dieser Teil der Arbeit dir wahrscheinlich den größten Spaß bereiten – sonst würdest du dich ja nicht in diesem Feld selbstständig machen. Was das Thema Buchhaltung anbelangt, hilft dir natürlich unser sehr durchdachtes Werkzeug – aber naturgemäß benötigst du dennoch ein minimales Grundverständnis rund ums Buchhalterische.  

Das Thema Marketing überrascht viele Neu-Selbstständige. Vor allem deshalb, weil sie ein wenig überwältigt sind von der Komplexität. Überlege dir beispielsweise, wie viel Arbeit es bedeutet, ein grafisch durchdachtes Logo zu designen. In der Solo-Selbstständigen-Praxis sind das nur drei von sehr viel mehr Themen respektive Arbeiten, die alle entweder durch dich gemanagt werden oder liegenbleiben.

  • IT im weitesten Sinn
  • Webdesign und Website-Betreuung
  • Digitale und analoge Sicherheit
  • Kundenakquise und -betreuung
  • Picking und Packing, falls du etwas versendest
  • Terminplanung und ähnliche Büroassistenz-Themen
  • Lagerhaltung, Verbrauchsanalysen und Nachbestellung

Das alles und wahrscheinlich noch einiges mehr musst du als Solist zwangsläufig selbst erledigen. Bloß ist das schlicht und ergreifend kaum machbar. Schließlich hat dein Tag ebenfalls nur 24 Stunden und ein Minimum an Schlaf ist unumgänglich; du bist ja kein Roboter.

Das bedeutet, du wirst schlicht und ergreifend nicht umhinkommen, einen Teil dieser Arbeiten an Dienstleister outzusourcen. Wenn du nicht weißt, womit du beginnen solltest, dann sei dir das Thema IT, Web und die ganze digitale Sicherheit als Startpunkt empfohlen.

Erstens, weil es sich dabei um ein extrem umfassendes Themengebiet handelt, das problemlos gleich mehrere Leute Vollzeit beschäftigen kann. Zweitens, weil die Digitalisierung für jedes Unternehmen heute äußerst wichtig ist. Drittens, weil diese Form des Outsourcings im Digitalen längst in sehr vielfältigen Varianten gang und gäbe ist – das nennt sich XaaS, kurz für Everything as a Service.

Wenn das erledigt ist, könntest du im nächsten Schritt Teile des Marketings auslagern. Beispielsweise das Gestalten von Logos, Schriftzügen etc. Einfach, weil hierbei sehr viele grafische Dinge zu beachten sind, die man als Laie auf dem Gebiet vielleicht nicht kennt. Zudem handelt es sich hierbei meist um Einzelaufträge, die also nur zeitweise anfallen.

Das schmälert alles deine Gewinnspanne. Ganz nüchtern kalkuliert ist es jedoch meist deutlich günstiger als eigene Leute dafür einzustellen – sowohl kurzfristig als auch dauerhaft. Von der Schwierigkeit der Fachkräftefindung in der heutigen Zeit einmal ganz zu schweigen.

3. Du benötigst eine enorme Menge Selbstdisziplin und Organisationstalent

Die meisten Menschen neigen mehr oder weniger stark dazu, sich besonders denjenigen Dingen zu widmen, die sie gern machen – oder die sie zumindest am wenigsten nicht mögen. Nun hast du im vorherigen Kapitel gelesen, was ein Solo-Selbstständiger alles selbst erledigen muss. Sogar, wenn du vieles an Dienstleister vergibst, bleibt noch einiges an dir hängen.

Höchstwahrscheinlich wird die Arbeit in deinem Haupt-Geschäftsfeld dir die liebste sein und deshalb vorrangig erledigt werden. Das ist zwar verständlich und gut, schließlich wird damit das eigentliche Geld gemacht. Bloß sind die ganzen anderen Arbeiten kein bisschen weniger wichtig. Als Solist musst du deshalb zwei Dinge wirklich meisterhaft beherrschen:

  1. Du brauchst eine geradezu übermenschliche Selbstdisziplin. Sie ist sowohl nötig, um all die weniger geliebten Aufgaben immer wieder mit der nötigen Stringenz zu erledigen, als auch, um die täglich hohen Anforderungen zu stemmen und dich nicht zuletzt von der Arbeit losreißen zu können – andernfalls verbrennst du dich sprichwörtlich rasend schnell.
  2. Du musst ebenso extrem gut darin sein, die Dringlichkeit einer Arbeit zu erkennen und Tag für Tag unterschiedliche Aufgaben diesbezüglich zu sortieren, damit alles sorgfältig abgearbeitet werden kann, aber nicht zu viel Zeit benötigt.

Beides sind Dinge, die sich beim besten Willen nicht outsourcen lassen. Als Solist musst du daher sozusagen in der Lage sein, dir als Chef selbst sorgfältig durchdachte Arbeitsanweisungen zu erteilen.

Solist
Als Solist bleibt alles, was du nicht outsourct, an dir hängen. Das kann die persönliche Arbeitsbelastung in sehr große Höhen treiben. Quelle: Kawee – stock.adobe.com

4. Du wirst weniger einnehmen als Konkurrenten mit Angestellten

Jeder Mensch kann nur eine bestimmte Arbeitsleistung erbringen – also als Selbstständiger einen Umsatz X machen. Insbesondere deshalb, weil du als Solo-Selbstständiger noch so viele andere Aufgaben erledigen musst, ist dieses X naturgemäß limitiert.

Das heißt, von allen möglichen personellen Konstellationen wirst du als Einzelkämpfer die geringsten Umsätze erwirtschaften. Stell dir beispielsweise vor, du bist Trockenbauer. In dem Fall kannst du immer nur auf einer Baustelle gleichzeitig arbeiten. Ein Konkurrent, der bloß einen Angestellten hat, kann hingegen zwei Projekte gleichzeitig bearbeiten – und so geht die Rechnung weiter.

Natürlich hat der Konkurrent aufgrund des Angestellten mehr Kosten. Er wird jedoch noch mehr Umsätze erwirtschaften. Wäre das nicht so, dann wäre sein Angestellter ein Minusgeschäft und wahrscheinlich rasch wieder ohne Job.

Einher mit dieser Tatsache geht noch etwas anderes: Für dein Unternehmen gibt es eine klare Wachstumsgrenze. Eben das, was du angesichts von menschlicher Leistungsfähigkeit erwirtschaften kannst. Willst du mehr, wirst du nicht um Angestellte herumkommen.

5. Wenn du ausfällst, steht alles still

Wie sehr ein Unternehmer für das Daily Business seines Betriebs von Bedeutung ist, steht und fällt damit, auf wie viele Schultern sich die Arbeit verteilt. Bleiben wir beim oben genannten Beispiel mit dem Trockenbauer.

Stell dir diesbezüglich einmal vor, du hast genügend Angestellte, um gar nicht mehr selbst auf der Baustelle arbeiten zu müssen. Fällst du dann wegen Krankheit, Urlaub oder anderen Gründen aus, ist der Effekt für deine Umsätze marginal – dein Team erwirtschaftet ja weiterhin Geld.

Selbst, wenn du weiterhin ein „zupackender Chef“ wärst, würde deine Firma trotz Ausfall weiterhin funktionieren. Als Solist sieht es hingegen anders aus. Bis auf jene Dinge, die du outgesourct hast, läuft alles nur dann, wenn du arbeitest.

Egal ob du dir mal einen Nachmittag freinimmst, mit deinen Lieben in Urlaub fährst oder vielleicht wochenlang im Krankenhaus liegst: In all diesen Fällen ruht dein Business vollkommen und es wird kein einziger Cent erwirtschaftet – nur die Kosten, die fallen weiterhin an.

6. Zusammengefasst

Gründen als Einzelperson ist der bevorzugte Modus Operandi in den allermeisten Startups. Und es gibt jede Menge Erfolgsgeschichten, die belegen, wie gut es sogar langfristig funktionieren kann, wirklich nur sich selbst gegenüber Rechenschaft ablegen zu müssen. Insofern ist der Solist der unangefochten freieste Selbstständige unter allen.

Allerdings solltest du dich diesbezüglich keinen Illusionen hingeben: Diese Freiheit ist definitiv hart erarbeitet und hat ihren Preis. Vieles kannst du heute outsourcen und dadurch deine Belastung verringern. Gerade mit Blick auf dein Lebensalter solltest du dich jedoch niemals ostentativ weigern, doch irgendwann zum Arbeitgeber zu werden, wenigstens für einige Teilbereiche deines Aufgabenspektrums. Denn andernfalls besteht die Gefahr, dich sprichwörtlich zum „Sklaven“ deiner eigenen Firma zu machen – also das völlige Gegenteil von unternehmerischer Freiheit.

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